Andrew Lloyd Webber-Musikal am Pfalztheater
Bleib noch bis zum Sonntag
Seine Musicals „Das Phantom der Oper“, „Jesus Christ Superstar“, „Evita“ oder „Cats“ sind Welterfolge. Aus Andrew Lloyd Webbers Notenfeder stammt auch das Musical „Tell Me on a Sunday“, das auf der Werkstattbühne des Pfalztheaters aktuell zu sehen ist.
Das anspruchsvolle „One Woman Musical“, das auch leise, nach innen gekehrte Töne kennt, war ursprünglich als Fernsehspecial konzipiert, bevor es, ergänzt um zusätzliche Songs, auf die Bühne kam. Nummern wie „Take That Look off Your Face“ (in Deutsch von Schlagersängerin Gitte gesungen) und „Tell Me on A Sunday“ stürmten auch die Charts. In einer kleinen, aber feinen Instrumentalbesetzung ist „Tell Me on a Sunday“ ein großartiges Musicalereignis für die Werkstattbühne, das absolut sehenswert ist.
Eine junge Frau (Adrien Czunka) aus der Provinz irgendwo in Europa reist voller Träume und Illusionen nach New York, um dort ihr großes Glück zu suchen, und die dafür auch erforderliche Aufenthaltserlaubnis zu bekommen. Die Realität holt sie jedoch schnell ein. Aus Neugier und Aufbruchsstimmung werden bald Enttäuschung und Kummer, denn ohne Greencard kann sie sich nur mit Gelegenheitsjobs über Wasser halten, und auch mit den Männern hat sie kein Glück. Da sind unter anderem ein Filmproduzent, der sie mit nach Hollywood nimmt, aber in ihr nur eine schnell vorübergehende Episode sieht, oder aber der verheiratete Typ, der gar nicht daran denkt, für sie seine Familie aufzugeben. Aber: Sie lässt sich nicht unterkriegen. Mit geplatzten Träumen lernt sie letztendlich, auf eigenen Füßen zu stehen, und findet ihren persönlichen Weg.
Adrienn Czunka ist die Idealbesetzung für diese Rolle. Ihr schauspielerisches Können und ihre beeindruckende Stimme machen das Leben und Schicksal der jungen Frau lebendig und lassen das Publikum in jeder Situation mitfühlen. Sie lässt die Zuschauer mit den, mal vom englischen Pop inspirierten oder auch jazzig angehauchten Songs, tief in die Seele der Auswanderin blicken, bietet aber auch einiges an komischen Momenten. Eine grandiose Gesangs- und Schauspielleistung. Dazu kommt die großartige Inszenierung von Astrid Vosberg. Den beiden Musical-Frauen gelingt so ein anspruchsvoller und trotzdem unterhaltsamer Abend, der nachdenklich stimmt und bewegt, aber auch viel Freude macht. Gemeinsam mit der fünfköpfigen Band ist das Musical keine typische Aneinanderreihung von einfachen Musical-Liedern, sondern ein dramaturgisches Werk, welches das Seelenleben der jungen Frau spannend bis zum Schluss musikalisch brillant wiederspiegelt. Am Ende macht sich das Publikum hoffnungsvoll mit ihr auf in ihr eigenes, hoffnungsvolles Leben. Und so bietet Musical auch ohne Katzen und Phantom jede Menge Unterhaltung.
Autor:Petra Rödler aus Kaiserslautern |
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