Tragödie "Antigone" von Sophokles feiert gelungene Premiere im Pfalztheater
„Das bringt Antigone ins Hier und Heute“
Auf eine Zeitreise zurück ins Jahr 442 v. Chr., zurück zu den alten Griechen und einen Blick auf "Antigone" werfen - das ermöglicht das Pfalztheater in seinem aktuellen Schauspiel, das bis Ende April 2020 auf der Werkstattbühne zu sehen ist. Und so viel vorweg: Es ist eine brillante und sehenswerte Inszenierung, nicht nur für Erwachsene, sondern auch für Schulklassen.
Im Zentrum des Geschehens steht ein Akt zivilen Ungehorsams: Die beiden verfeindeten Brüder Eteokles und Polyneikes haben sich in dem furchtbaren Bürgerkrieg in Theben gegenseitig umgebracht: Der eine ist als Held der Stadt gefallen und ehrenvoll beerdigt, der andere als Feind verschmäht und den Vögeln zum Fraß überlassen - so wollen es das Gesetz und Kreon, neuer Herrscher über Theben. Doch er ist auch der Onkel von den Schwestern der getöteten Brüder, Antigone und Ismene. Und Antigone rebelliert: Obwohl strengstens untersagt, stellt Antigone ihre Liebe zu ihrem Bruder und ihr Gerechtigkeitsempfinden über herrschendes Gesetz und beerdigt Polyneikes. Unverzüglich spricht Kreon das Todesurteil aus, obwohl Antigone die Verlobte seines Sohnes Haimon ist.
Es ist der Konflikt und das Aufeinandertreffen zweier Mächte: das Familienrecht mit Antigone und der den Staat und die Gesetze verteidigende Kreon, der auf der Bühne schon optisch seine Macht mit seiner Schärpe und der Aufschrift "Theben Palace" demonstriert. Und nicht nur diese moderne Optik bringt das Stück in die Gegenwart und zum Thema Machtmissbrauch. Kreon, im Original männlich und am Pfalztheater weiblich besetzt, erhebt das irdische Gesetz über die Gebote der Götter und handelt zugleich gegen die Meinung des Volkes, die alle das Recht auf eine Bestattung zugestehen. Am Ende führt die Unvereinbarkeit alle handelnden Figuren in die Tragödie. Und 2.500 Jahre nach der Uraufführung sind es dieselben Fragen: Was ist dir so heilig, dass du dafür dein Leben aufs Spiel setzen würdest? Welcher Zweck heiligt die Mittel?
Mit dieser "Antigone" kann das Pfalztheater nicht nur das Publikum sondern garantiert jede Schulklasse für die Antike begeistern. Moderne Sprache und pfiffiger Witz, ohne dem Stück seine Tragik zu nehmen - das bringt "Antigone" ins Hier und Heute. Ein grandioses Schauspiel-Ensemble mit Sophia Hand als Antigone, Hannelore Bähr als Kreon und Robin Meisner, Jelena Kunz und Aglaja Stadelmann in weiteren Rollen. Klasse und herausragend ist Michel Kopmann als Bote und Wächter. Ein exzellenter Begleiter auf dieser Zeitreise. So würde man sich den Geschichtslehrer wünschen.
Weitere Informationen und Karten gibt es hier.
Autor:Petra Rödler aus Kaiserslautern |
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