Premiere Tanzabend "The Red Thread"
Der rote Faden des Schicksals
Mit viel Applaus startete das neue Tanzensemble des Pfalztheaters nicht nur in die neue Spielzeit, sondern auch in eine neue Ära. „The Red Thread“ (Der rote Faden) heißt der Tanzabend der jungen und international ausgezeichneten Choreographin Alba Castillo, der eine alte japanische Legende mit der des Rotkäppchens verbindet, und noch bis Januar 2023 im Großen Haus zu sehen und zu erleben ist.
Die japanische Geschichte „Der rote Faden des Schicksals“ erzählt von einem unsichtbaren roten Band, das von unserem kleinen Finger in die Welt fließt. Während wir uns durch unser Leben bewegen, verwebt es sich mit anderen roten Bändern, wobei es unsere Entscheidungen beeinflusst und sich darauf auswirkt, wie wir mit anderen in Verbindung treten. Verbunden mit der eigentlichen Bedeutung von Rotkäppchen und der Frage nach dem Frau-Sein in der heutigen Gesellschaft führt der Tanzabend das Publikum auf eine Reise zum Erwachsenwerden. Sie zeigt, wie wir unsere Unschuld verlieren und welche Konsequenzen das nach sich zieht. Es benötigt Widerstandskraft, Stärke und vor allem Selbstvertrauen, um voranzukommen. Zu Beginn in unschuldigem Weiß wechseln Kostüme, Bühnenbild und Beleuchtung zu der Farbe Rot für die Liebe, den Verlust der Unschuld und die Sterblichkeit. Die einzelnen Sequenzen, mal mit Pas des deux, mehreren Tänzerinnen und Tänzern oder allen gemeinsam, sind mal unbeschwert, heiter, kräftezehrend, laut, leise, schwierig, versöhnend – wie das Leben eben.
Was direkt zu Beginn auffällt, ist die Größe des Tanzensembles. 19 Tänzerinnen und Tänzer umfasst es nun, darunter acht Praktikantinnen und Praktikanten aus verschiedenen Ländern. Sie alle gehören zum Konzept der beiden Frauen Elena Iglesias Galán und Luisa Sancho Escanero, die seit dieser Spielzeit gemeinsam für die Sparte Tanz verantwortlich zeichnen. „Wir nehmen die Veränderungen in unserer Gesellschaft, die uns umgibt, an und wollen sie auf der Bühne spiegeln: Vielfalt, Inklusivität und Gleichberechtigung“, sagen die beiden Tanzdirektorinnen. „Wir möchten dem Tanzensemble und seinem Publikum ein künstlerisches Tanzprogramm anbieten, das sich mit einem reichen, verjüngten und aktuellen Vokabular ausdrückt.“ Dazu gehört es für sie, neben Produktionen auf höchstem internationalen Tanz- und Performance-Niveau auch choreografischen Nachwuchstalenten ein Podium zu geben. Begonnen hat die Spielzeit der Sparte Tanz nun mit Alba Castillo, die ihre Tanzkarriere mit 17 Jahren startete und sowohl Rollen, die für sie kreiert wurden, als auch bestehende Rollen in Werken weltbekannter Choreographen, tanzte. Seit 2012 choreographiert sie selbst, unter anderem für das Scapino Ballet Rotterdam, die Opéra National du Rhin sowie das Pennsylvania Ballet, und wurde für ihre Arbeiten mit zahlreichen internationalen Preisen ausgezeichnet. Mit „im Gepäck“ für die Uraufführung am Pfalztheater und als Assistenten für ihre Choreografie hat sie ihren Mann Bryan Diaz, selbst gefeierter Choreograf und Tänzer aus New York City.
Es war keine leichte Aufgabe, ein neues Ensemble in so kurzer Zeit zu solch einer Premierenleistung zu bringen. Es endete in einem berührenden Tanzabend und in ein paar Tränchen der Erleichterung auf der Premierenfeier, aber auch mit dem Versprechen von Elena Iglesias Galán: „Das ist erst der Anfang…“
Autor:Petra Rödler aus Kaiserslautern |
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