Theater in Friedenskapelle.
Deutsche Dichterin in der Sowjetunion.

Foto: Foto: Berthold Kliewer
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Schicksal einer deutschen Dichterin in der Sowjetunion.

Theateraufführung über Deutsche in Russland in der Friedenskapelle

Sie sind im 18. Jahrhundert zu Tausenden aus den verschiedenen Regionen Deutschlands (auch aus der Pfalz) nach Russland ausgewandert. Die Anreize der russischen Regierung unter Katharina II. und die prekäre Lebenssituation in der alten Heimat motivierten sie, in die dünn besiedelten Gebiete an Wolga und schwarzem Meer zu ziehen und dort nach und nach blühende Gemeinwesen auszubauen.
Sie kamen zu Tausenden wieder nach Deutschland zurück, als die Grenzen zum Sowjetimperium oder nach dessen Ende wieder durchlässiger wurden. Hinter ihnen lagen massenhafte Umsiedlungen nach Sibirien, Verbannung in Arbeitslager unter unvorstellbaren Bedingungen, Millionen menschlicher Schicksale, die in ihrer Drastik kaum vorstellbar sind und doch vielfach beschrieben wurden.
Nun leben sie in der Bundesrepublik als Russlanddeutsche und werden mit der Frage konfrontiert, wer sie sind, woher sie kommen, warum sie so sind wie sie sind. Das Gefühl, wie Fremde angesehen zu werden, und die Frage nach der eigenen Identität beschäftigt sie in ihrer wiederum neuen Heimat.

Die Landsmannschaft der Deutschen aus Russland, vom Familienministerium gefördert, hat zum Ziel, einerseits die eigene Geschichte im Bewusstsein zu halten und andererseits Integrationshilfen aller Art für die „Umsiedler“ anzubieten. Die Sektion Kaiserslautern wird von Valentina Dederer geleitet. Sie hatte am Samstag die bereits mit Preisen ausgezeichnete Laienspieltruppe „Meine Leute“ aus Eppingen in die Friedenskapelle eingeladen. Unter der Leitung von Katharina Martin-Virolainen und Oleg von Riesen brachten die fünf teils jugendlichen Akteure unter dem Titel „Die Ballade von Zeitscherben“ ein exemplarisches Schicksal anhand des Lebenslaufs der Dichterin Carla Pfeiffer aus Tiflis auf die Bühne.
Authentisch in den Trachten der Zeit werden den Zuschauern punktuell biografische Stationen Carla Pfeiffers in eindrücklichen Dialogen und bildhaften Andeutungen vorgestellt. Träume der Jugend stehen in scharfem Kontrast zu Verhör und Verhaftung durch die sowjetische Polizei sowie Lagerleben unter unmenschlichen Bedingungen. Die Dichterin kann die menschenverachtende Behandlung durch die Lagerleitung, die brutale Trennung von ihrer kleinen Tochter und dem Ehemann mit Hilfe und in Rückbesinnung auf die Ausdrucksmöglichkeit mittels Gedichten verarbeiten und schließlich überleben. Nach der Freilassung muss sie sich mit der inzwischen zerbrochenen Familiensituation abfinden. Die Tochter lebt in der neuen Familie ihres während der Verbannung geschiedenen Exmannes.
Die einzelnen Szenen sind sehr eindrucksvoll und logisch erzählend aufeinander aufgebaut und verfehlen ihre emotional anrührende Wirkung nicht. Oleg von Riesen singt zur Gitarre einige Vertonungen der Dichterin und vertieft das Dargestellte in melancholischen Melodien.
Authentisch wirkt auch das überzeugende Auftreten der jugendlichen Darstellerinnen Amely Hanke, Paulina Martaler-Martin sowie Leonie Martins in verschiedenen Rollen.
Am Schluss wird anhand eines gelesenen Nachrufs das Leben der Dichterin noch einmal nachgezeichnet. Ein für viele deutsche Sowjetbürger typisches, durch Verbannung, Arbeitslager und mannigfache Beschränkungen geprägtes Schicksal, das viele nicht und andere nur mit Hoffnung und einem starken Überlebenswillen bestehen konnten.

Autor:

Berthold Kliewer aus Kaiserslautern

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