Singspiel mit dem Nachwort einer Birke
Die Dinosaurier leben noch
Von wegen ausgestorben! Die Dinosaurier leben noch! Und dass diese Unsterblichkeit nerven kann, zeigt das Pfalztheater in einer humorvollen Schauspielproduktion "Die toten Freunde" aktuell auf der Werkstattbühne.
Sie haben 200 Millionen Jahre durchlebt, aber überlebt haben bis heute nur die weiblichen Dinosaurier. Die Menschen sind schon vor 200 Millionen Jahre ausgestorben, nach Ansicht der Dinos wohl weil sie zu blöd waren. Gegen die täglichen Problemchen, etwas Cellulite auf der alternden Echsenhaut, oder die Abschaffung der Handys, die man mit der Zunge entsperren kann, hilft nur Rosinenkuchen. Gelangweilt vegetieren die vier unsterblichen Restexemplare so vor sich hin und sinnieren über ihre Herkunft, den Sinn des Lebens und den Tod bis in die Ödnis ein unbekanntes Wesen eindringt. Es läuft auf zwei Beinen, hat eine dünne und weiche Haut und es singt. Die des Lebens überdrüssige Rosemarie verliebt sich sofort, beobachtet und ist wie besessen. Kann es Antwort geben auf ihre Fragen nach Herkunft, Familie und Sinnhaftigkeit ihres eintönigen Lebens? Rosemarie hofft, dass das Wesen ihr den Weg in das lang ersehnte Verschwinden zeigt. Mal abgesehen von der Tatsache, dass die anderen drei Dinos das Wesen nicht verstehen, sind sie dem Eindringling gegenüber skeptisch bis fresslustig. Irgendwie zufällig - oder wie auch immer – ist das Wesen eines Tages tot. Es wird untersucht, ausgestopft, wieder zusammengesetzt, und animiert läuft es nun durch ein eigens für es gebautes Museum. Rosemarie ist stinksauer und verlässt die Gruppe. Eine nicht unerhebliche Rolle in der Geschichte spielen die Birken. Die haben einen kolonialistischen Anspruch und wollen alles andere verdrängen. Sie waren es übrigens auch, welche das Singspiel aus Textfragmenten, die sie aus dem Staub ausgruben, nach ihrem Gutdünken in eine Reihenfolge setzten.
Finden die Dinosaurier nach dem Tod des Wesens wieder zusammen? Wer übernimmt die Herrschaft und sterben die Riesenechsen am Ende doch aus? Das Stück ist skurril und zugleich urkomisch. Wer schon immer wissen wollte, ob man Dinosaurier mit Keksen füttern kann, ist hier genau richtig. In spannenden und unterhaltsamen 90 Minuten (ohne Pause) legen die Frauen des Schauspielensembles mit Nina Schopka (Dino Rosmarie), Helena Gossmann (Dino-Kind), Hannelore Bähr (Oma-Dino), Ulrike Knobloch (Historiker-Dino), Aglaja Stadelmann (Anführerin-Dino) und Jelena Kunz (Wesen) schauspielerisch, gesanglich und auch optisch (Bravo an Kostüme und Maske) einen meisterlichen Dino-Dialog auf die Vulkanbühne.
Autor:Petra Rödler aus Kaiserslautern |
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