Pfalztheater: Die Wiedervereinigung der beiden Koreas
Liebe ist unmöglich - oder?
Minutenlanger Applaus und mit den Füßen stampfende Begeisterung für die Premiere des Schauspiels „Die Wiedervereinigung der beiden Koreas“. So viel vorweg: Der Titel ist irreführend, denn politisch ist das Stück auf den ersten Blick nicht. In 19 Dialogen erzählt das Schauspiel von Menschen, die an der Liebe scheitern. Auf unterhaltsame und amüsante Weise steht am Ende jeder Mini-Episode die eigentlich todtraurige Erkenntnis: Eine erfüllte Liebesbeziehung ist in etwa so wahrscheinlich wie eine Wiedervereinigung von Nord- und Südkorea oder Glück im Spiel. Ob man am Ende „Bingo“ sagen kann?
„Die Wiedervereinigung der beiden Koreas“ ist ein Szenenbogen, der von absurd-komischen Begebenheiten bis hin zu tieftraurigen Momenten alle Facetten des menschlichen Miteinanders zeigt. Eine glänzende Inszenierung, was das Erzählen der einzelnen Geschichten, aber auch das Bühnenbild anbelangt. Es ist mal wieder ein „Bühne auf Bühne-Stück“, bei dem das Publikum mitten um das Geschehen sitzen darf. Mit Leben erfüllt, wird das Ganze durch die grandiose Leistung des Schauspielensembles. Da sind 19 Geschichten in Nu vorbei - und man könnte sich noch weitere zehn Geschichten ansehen, so viel Spaß macht das Zuschauen.
Fünf Frauen (Hannelore Bähr, Franziska Marie Gramss, Marie Scharf, Barbara Seeliger und Aglaja Stadelmann) und fünf Männer (Oliver Burkia, Rainer Furch, Michel Kopmann, Jan Henning Kraus und Martin Schultz-Coulon) werden in zweieinhalb Stunden (mit Pause) in 19 verschiedenen Szenen ins Spiel gebracht, um der Frage nachzugehen, was von der Liebe bleibt. Es geht um Enttäuschung und Sehnsucht, über Abschiede und Zusammenbleiben... die Schwierigkeiten der Liebe eben.
Da ist die Frau, die sich nach 20 Jahren Ehe von ihrem Mann trennen will, weil sie ihn nie geliebt hat. Da ist der Mann, der teils geduldig, teils verzweifelt seiner dementen Frau vom Glück ihrer Liebe erzählt, jeden Tag aufs Neue. Zwei Menschen, denen einfach die Liebe abhandengekommen ist... Die Liebe einer Prosituierten zu einem Pfarrer, der sich nach Jahren mit Geld aus dem Staub machen will... Das kinderlose Paar, das eine Nanny für den Abend engagiert... Es gibt stille, nachdenkliche Momente, dann aber wieder so urkomische Situationen. Was passiert, wenn sich zwei liebende Gänseblümchen in die Haare, sprich Blütenblätter bekommen? Und wie kämpfen eigentlich Spermien darum, um die ersten zu sein? Da bleibt kein Auge trocken. Dazu kommen die überraschenden Auftritte aus den unterschiedlichsten Stellen der Bühne und die zu jeder Szene passenden Kostüme. Auch hier zum Teil urkomisch. Genial sind Jan Henning Kraus und Oliver Burkia als Sänger... bzw. als Sängerin. „Dreams are my Reality“ nach einer Prügelei...
Es wäre schade, hier Pointen und so manches Ende der Geschichten vorwegzunehmen. Temporeich, mit viel Spielfreude und einer sagenhaften Energie machen die Akteure das Stück zu einem sehr unterhaltsamen und amüsanten Abend. Und wie immer gilt: Die Hoffnung stirbt zuletzt, und gänzlich ausgeschlossen ist eine dauerhafte Liebe vielleicht doch nicht... irgendwann einmal, mit etwas Glück.
Autor:Petra Rödler aus Kaiserslautern |
Kommentare
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.