Das Leben eines Wüstlings
Pfalztheater: Strawinsky-Oper „The Rake´s Progress“
Von Petra Rödler
Mit der 1951 uraufgeführten Oper „The Rake´s Progress“ heißt es für acht Vorstellungen Vorhang auf für die Moderne. Vor Jahren hat Generalmusikdirektor Uwe Sandner die Reihe der Opern aus dem 20. Jahrhundert ins Leben gerufen, und seine Leidenschaft spürt man auch wieder in dieser neoklassizistischen Oper.
In Strawinskys letztem Werk spiegelt sich die Musik des 18. Jahrhunderts wieder, und so erklingen auch Melodien von Mozart, stilistisch etwas verfremdet, aber auch vertraute Klänge unter anderem von Händel, Gluck, Beethoven, Schubert, Rossini und Verdi. Das Kompliment geht an Uwe Sandner und sein Orchester, die die Oper zum Klangerlebnis werden lassen. Meisterlich gespielt wird die moderne Oper zum Hörgenuss. Ebenfalls spannend und für unsere Ohren in der Oper ungewohnt, ist die englische Sprache, die der Oper aber eine gewisse Leichtigkeit verleiht. Die Handlung selbst ist nach einer gleichnamigen Bilderfolge von William Hogarths aus dem Jahr 1735 entstanden und zeigt den moralischen und finanziellen Verfall des jungen Lebemannes Tom Rakewell (Rake = Schwerenöter, Lebemann, Wüstling).
Eigentlich liebt er Ann Trulove (true love = treue, wahre Liebe) aufrichtig und innig. Doch Toms etwas leichtfertiger Charakter verhindert eine baldige Hochzeit. Er schlägt eine von Anns Vater vermittelte Anstellung aus, da er sich nach Freiheit und Reichtum sehnt. Da kommt es ihm gerade recht, dass ein Fremder, Nick Shadow, ihm die Nachricht von einer reichen Erbschaft in London überbringt und sich als sein Diener anbietet. Einen Lohn will dieser erst nach Ablauf eines Jahres. Tom genießt das Leben in der Großstadt in vollen Zügen und verprasst sein Geld beim Spiel und in Bordellen. In einem Moment des Überdrusses heiratet er gar die Türkenbab, eine vollbärtige Jahrmarktsattraktion. Nach Jahresfrist fordert nun Nick Shadow seinen Lohn: Tom Rakewells Seele…
Es ist eine bildgewaltige Inszenierung, die nicht nur die von Strawinsky enthaltenen Anspielungen auf verschiedene Opern, mythologische und biblische Motive enthält. Und so kommen neben dem Gang in die Hölle, um den Geliebten zu retten (Orpheus), den Teufel aus Faust oder der Friedhofsszene aus Don Giovanni auch moderne Symbolfiguren auf die Bühne, wie Joker aus Batman (Nick Shadow), zwei Bunnys oder der Bösewicht in Gestalt von Davey Jones, jenem Oktopus-Gesicht, das sein Herz und seine Liebe zurück haben will. Am Ende ist die Oper mit den guten gesanglichen und schauspielerischen Parts, der tollen Leistung des Orchesters, den bunten Kostümen und Ausstattung ein sehenswertes modernes Gesamtkunstwerk. Um es mit dem Bühnenbild zu sagen: Da ist etwas mehr Lametta als sonst.
Autor:Petra Rödler aus Kaiserslautern |
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