Pfalztheater: Faust-Tragödie
Vom Himmel durch die Welt in die Hölle

Auf in die Hölle | Foto: Pfalztheater/Brenner
  • Auf in die Hölle
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Kann „Faust“ noch neu erfunden werden auf der Bühne? Tim Tonndorf kann – und wie er das kann. Nach seinem „Tod eines Handlungsreisenden“ für das Pfalztheater im Jahr 2019 inszenierte er jetzt frisch, modern und intensiv „Faust – Der Tragödie erster Teil“. Zu sehen ist das Schauspiel aktuell auf der Werkstattbühne.

Rainer Furch brilliert als Heinrich Faust, gleich zu Beginn mit dem Dialog mit dem Teufel, den er als Doktor alleine darstellt. Dieser ist seines Lebens überdrüssig und vegetiert im Schlafanzug mit Morgenmantel behäbig auf seiner Couch dahin. Den Geheimnissen des Lebens kommt er nicht auf die Spur. Kurz davor, sich das Leben zu nehmen, macht ihm der Teufel ein Angebot. Der hat zuvor mit Gott eine Wette abgeschlossen, dass es ihm gelingt, Faust vom rechten Weg abzubringen. Er verspricht diesem alle Freuden dieser Welt und alles, was er sich erträumt. Einziger Preis dafür ist seine Seele. Der alte Mann, der sich nach Liebe und den Lebensgenüssen sehnt, verschreibt sich dem Teufel. Und weil das Teuflische so viele Facetten hat, treiben in Tonndorfs Inszenierung gleich fünf Mephisti ihr böses Spiel. Angezogen wie Hotelpagen begeben sich Robert Flanze, Lukas Jakob Huber, Stefan Kiefer, Jan Henning Kraus und Aglaja Stadelmann mit Hotelkofferwagen sowie einem spektakulären, ideenreichen und auch unterhaltsamen Ränkespiel auf den Weg in die Hölle. Davor stürzen sie allerdings die Welt in ein höllisches Chaos. Faust verwandelt sich mittels Zaubertrank zum Lebemann, stürzt sich ins pralle Leben und hat nichts anders im Sinn hat, als die Teenagerin Magarete ins Bett zu bekommen. Cool tanzend macht sich die unheilvolle Höllentruppe auf den Weg…

Im ursprünglichen Text eher mit wenig Sprache ausgestattet, bekommt Tonndorfs Gretchen eine eigene Geschichte mit Anfang und Ende. Und diese erzählt Helena Gossmann beeindruckend in allen Facetten, ergreifend und präsent auf der Bühne. Es beginnt mit heutigem Outfit und dem traurigen Lied der Shangri-Las „I Can Never Go Home Anymore“ (Ich kann nie mehr nach Hause gehen) auf den Ohren, und nimmt seinen unheilvollen Lauf als sie auf Faust trifft, der von den Mephisti geführt wird. Jetzt sind alle dem teuflischen Spiel ausgesetzt. Es folgt eine Zeit der absoluten Egomanie, des Rausches und der Morallosigkeit für Faust, an deren Ende drei Morde und die Frage nach der Schuld stehen.

Ob Zimmer von Heinrich Faust, Straßenraum, Gretchens Zimmer oder am Ende die Theaterbühne zum Faust-Casting, die Wände auf der Werkstattbühne öffnen immer wieder neue Räume und nehmen das Publikum mit in das jeweilige Szenario. Das wunderbare Schauspielensemble, die herausragende Performance von Rainer Furch, die berührende Helena Gossmann sowie die Spielfreude aller und die ideenreiche Inszenierung machen diesen Faust zu einem intensiven Erlebnis.

Karten gibt es hier.

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Autor:

Petra Rödler aus Kaiserslautern

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