Pfalztheater-Schauspiel: Woyzeck und Foxfinder
Wahnsinn und Obsessionen
Mit zwei 90-minütigen Blockbustern ist die Sparte Schauspiel am Pfalztheater in die Spielzeit 2022/23 gestartet. „Foxfinder“ auf der Werkstattbühne und „Woyzeck“ im Großen Haus bieten spannende Unterhaltung.
Von Wahnsinn und Obsessionen handelt das Stück „Woyzeck“, das auf dem gleichnamigen Dramenfragment Georg Büchners aus dem Jahr 1837 basiert. Es erzählt die Geschichte des Soldaten Wyozeck, der seinen geringen Sold mit Essensexperimenten zu verbessern sucht, dabei immer mehr in Wahnvorstellungen fällt, und am Ende seine geliebte Marie ermordet. Ein temporeiches, fesselndes Stück mit Musik und einem grandiosen Oliver Burkia als Woyzeck sowie einem starken Schauspielensemble, das in jeder einzelnen Rolle überzeugend ist - bis in die Besetzung des Idioten Karl, brillant gespielt und gesungen von Meike Anna Stock. Die für diese Bühnenfassung geschriebene und von der sechsköpfigen Band live gespielte Musik, brutal wie sensibel, mit dem typischen Waits-Sound aus Jahrmarktsmusik, traurigen Walzern und melodiösen Balladen unterstreicht jeden einzelnen Charakter, mal mit aggressiver Rhythmik aber auch romantischen Melodien.
Was passiert, wenn Verschwörungstheorien zur Grundlage öffentlichen Handelns werden, zeigt „Foxfinder“. Im 2011 in London uraufgeführten Stück von Dawn King ist der Fuchs die Bedrohung für die Menschen. Fremd, andersartig, mordend und im Verborgenen agierend, strebt er die absolute Herrschaft an. Früh von den Eltern getrennt und staatlich ausgebildet, zieht der Foxfinder in der ländlichen und abgeschiedenen Gegend von Haus zu Haus, um das zu verhindern. Seine Ermittlungen bringen das dörfliche Gefüge und die Beziehungen der Menschen durcheinander. Er säht Misstrauen, die zu Verdächtigungen und Verrat führen, aber auch zum Widerstand gegen die fragwürdigen Methoden des Überwachungsstaates und seines Erfüllungsgehilfen. Das Quartett des Schauspielensembles zieht das Publikum in seinen Bann, wenn sie auf rostigen Gitterpodesten und in Camouflage die Entwicklung der Figuren eindringlich spielen.
Beide Stücke in Spielfilmlänge ohne Pause bieten spannende Unterhaltung und laden zum Dialog ein. Noch bis Ende November 2022 ist Foxfinder zu sehen, Woyzeck sogar mit vielen Aufführungen bis März 2023. Hinsehen lohnt sich.
Autor:Petra Rödler aus Kaiserslautern |
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