Premiere „Cabaret“: Frauenpower auf der Bühne im Pfalztheater
Willkommen - Bienvenue - Welcome
Pfalztheater. Am kommenden Samstag, 6. April 2019, geht im Kit-Kat-Club auf der großen Bühne im Pfalztheater der Vorhang auf für das Musical „Cabaret“. Und eins ist klar: Hier haben die Frauen das Sagen, allen voran Astrid Vosberg als Conférencier und Adrienn Cunka als Sally Bowles.
Die zwei Frauen stehen gerade vor dem nächsten Probentermin und „wir sind übersäht mit blauen Flecken“, gestehen sie. „Aber“, und das schicken sie gleich hinterher: „Wir sind ein tolles Team und haben alle viel Spaß.“ Es ist eine Wahnsinnsleistung, die die beiden da auf der Bühne bringen: Tanzen und gleichzeitig dazu singen. Aber wer die beiden Powerfrauen kennt, weiß, dass sie eine fantastische Show abliefern werden. Dafür proben sie seit Wochen. „Im Film kann ich nachsingen, die Frisur sitzt, ich schwitze nicht und die Szenen werden nacheinander gedreht“, kommentieren die beiden die berühmte Filmvorlage. „Das geht auf der Bühne nicht. Aber wenn du für das Theater brennst, schmeißt du dich da auch voll rein. Das schuldet man dem Publikum.“
Babylon Berlin
Anfang der 1930er Jahre im Berlin der Weimarer Republik. Das Land befindet sich gerade im Wandel vom Kaiserreich zur Demokratie, die noch auf ziemlich wackeligen Beinen steht. Und was macht man, wenn man nicht weiß, ob die eine Million Mark für ein Brot am nächsten Tag überhaupt noch etwas wert ist? Man geht man feiern in die Hunderte von Nachtclubs, die es damals in Berlin gab, und für die es sogar einen Reiseführer gab. In diese Stadt der Sünde kommt der amerikanische Schriftsteller Clifford Bradshaw, um für seinen Roman zu recherchieren. Im Kit-Kat-Club lernt er die Sängerin Sally Bowles kennen und lieben, die sich kurzerhand bei ihm einquartiert und mit ihrer äußerst unkonventionellen Art sein Leben ziemlich durcheinanderbringt.
Sally Bowles
Die junge Künstlerin Sally Bowles wird gespielt von Adrienn Cunka. Die Herausforderung: „Ich musste Liza Minelli aus dem Kopf bekommen. Nicht nur ich, jeder hat diese Künstlerin vor Augen, wenn er an „Cabaret“ denkt.“ Und die Lautrer Musicaldarstellerin und Sängerin will keine Kopie des US-Stars sein. „Ich habe einen riesen Respekt vor der Rolle, aber ich werde meinen eigenen Weg und eine stimmige Interpretation der Sally finden“, sagt sie selbstbewusst. „Sally ist eine mutige junge Frau, die alles ausprobiert und auf Messers Schneide lebt. Und wenn sie fällt, steht sie halt wieder auf“, beschreibt sie den Charakter ihrer Rolle. Und ein wenig erinnert der sie an sie selbst. „Ich liebe diesen Beruf. Genau für solche Rollen habe ich studiert. Genau das wollte ich. Also kann ich fragen: Wo bin ich gleich mit Sally und wo unterscheiden wir uns? Was verbindet uns? Und da sind auch diese Selbstzweifel: Bin ich gut genug für diesen Beruf? Ist es der richtige? Das hat mich näher an die Person Sally geführt, um letztendlich eine eigene Sally zu spielen, zu singen und zu tanzen. Und da ich ja vom Tanz komme, macht es unendlichen Spaß, wenn ich singe und mich dazu auch bewegen kann.“
Der Conférencier
Und da kommt die zweite Frau ins Spiel: Astrid Vosberg. Sie spielt, singt und tanzt den Conférencier. „Es ist eines der wenigen Stücke, in dem mehr Frauen als Männer benötigt werden“, stellt sie fest. Und zusätzlich ist die sonst meist mit einem Mann besetzte Rolle des Conférenciers in Kaiserslautern auch mit einer Frau besetzt. Der Conférencier eröffnet im Kit-Kat-Club die Show. Er kommentiert Situationen augenzwinkernd, ahnt Sachen, nimmt Sachen vorweg, hat aber selbst nichts mit der Handlung zu tun. „Es war eigentlich gar nicht beabsichtigt, dass die Rolle eine Frau spielt“, erzählt Regisseur Frank Matthus. „Aber dann kam ich hierher an das Theater und traf Astrid. Es gibt viele Besonderheiten am Theater in Kaiserslautern, eine davon ist Astrid Vosberg. Sie ist ein Phänomen“, schwärmt er. „Aber: Astrid ist keine Frau, die einen Mann spielt.“
„Cabaret“ begleitet Astrid Vosberg schon durch ihre ganze Laufbahn. „Ich habe als Fräulein Kost in Wiesbaden angefangen und so das Stück kennengelernt. Dann habe ich zweimal die Sally gespielt. Jetzt kommt der Conférencier“, erzählt sie. „Ich durfte schon viele Hosenrollen machen, aber wir spielen hier mit den Geschlechtern, gehen damit ganz frei um. Es gibt viele Möglichkeiten im Stück zwischen den Ebenen zu balancieren. Und das ist ein Balanceakt, aber mein Vorteil ist, dass die Rolle so von einem Mann bekannt gemacht wurde, dass ich gar nicht in die Verlegenheit komme, mit ihm verglichen zu werden. Es macht so Spaß, neue Wege zu gehen und eine neue Interpretation zu schaffen, und mit männlichen und weiblichen Attributen zu changieren und zu experimentieren.“ Und besonders freut sie sich auf ihren ersten eigenen maßgeschneiderten Frack. Auch in ihrem Kostüm spiegelt sich das Spiel zwischen den Geschlechtern wieder: der Frack eher männlich, die Frisur eher weiblich. Und Astrid Vosberg wird diese zwei Facetten natürlich auch ausdrucksstark mit ihrer Stimme zum Ausdruck bringen.
Männer?
Wenn es um die Männer im Stück geht, sind sich die Frauen einig: „Wir haben tolle Spielpartner, sei es Julian Culemann als der Schriftsteller, Günther Fingerle als Ernst Ludwig oder Alexis Wagner als Herr Schulz. Augenzwinkernd fügt Astrid Vosberg hinzu: „Da ich ja denn jetzt alle weiblichen Rollen und den Conférencier gespielt habe, bleibt ja für die Zukunft als Option Herr Schulz.“ Tja, Life ist a Cabaret – das Leben ist ein Cabaret...
Autor:Petra Rödler aus Kaiserslautern |
Kommentare
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.