Hände weg von Helfern: Immer öfter werden Polizisten zur Zielscheibe von Gewalt

Gewalt gegen Polizisten: Die Attacken auf Beamte steigen von Jahr zu Jahr | Foto: Kim Rileit
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  • Gewalt gegen Polizisten: Die Attacken auf Beamte steigen von Jahr zu Jahr
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Hände weg von Helfern.  Berlin, Leipzig, München oder Köln: Diese Städte stehen beispielhaft für die Attacken gegen Polizisten, die in der Silvesternacht 2024/2025 erfolgten. In Kaiserslautern sei sie laut Polizei "gewohnt ereignisreich" gewesen, besonders herausragende Sachverhalte seien ausgeblieben. Glücklicherweise. Denn in Deutschland steigt die Gewaltbereitschaft gegenüber Einsatzkräften. Auch in der Westpfalz.

Von Monika Klein

Das Bundeskriminalamt (BKA) hat für das Jahr 2023 deutschlandweit rund 46.200 Fälle von Gewalt gegenüber Polizisten registriert, damit sind es acht Prozent mehr als im Vorjahr. Diese Zahl bildet einen Trend ab, der sich seit einigen Jahren kontinuierlich fortsetzt. Das ist auch im Zuständigkeitsbereich des Polizeipräsidiums Westpfalz mit Sitz in Kaiserslautern nicht anders. Er umfasst die kreisfreien Städte Kaiserslautern, Pirmasens und Zweibrücken, die Landkreise Kaiserslautern, Kusel und Südwestpfalz und die Verbandsgemeinden Winnweiler und Nordpfälzer Land (Donnersbergkreis) sowie den südlichen Teil der Verbandsgemeinde Nahe-Glan (Landkreis Bad Kreuznach).

Laut der Statistik richteten sich im Jahr 2023 289 Straftaten gegen Polizeibeamte, was einem Anstieg um 28 Fälle oder 10,7 Prozent gegenüber 2022 entspricht. Allgemein fallen darunter Tatbestände wie Mord, Totschlag, Raub, die verschiedenen Formen der Körperverletzung – auch mit Todesfolge –, Beteiligung an einer Schlägerei, Nötigung, Bedrohung oder Widerstand und tätliche Angriffe. In 238 Fällen handelte es sich um Widerstand gegen Vollstreckungsbeamte oder einen tätlichen Angriff. 

Im Gedenken an die ermordeten Polizisten: das Wegkreuz an der K 22 bei Ulmet im Kreis Kusel | Foto: Polizei/gratis
  • Im Gedenken an die ermordeten Polizisten: das Wegkreuz an der K 22 bei Ulmet im Kreis Kusel
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Dritter Jahrestag der Kuseler Polizistenmorde

Im Jahr 2022 kam es insgesamt zu 261 Straftaten. Dazu zählen auch die Polizistenmorde von Kusel. Am 31. Januar 2022 wurden Yasmin B. und Alexander K. bei einer Verkehrskontrolle auf der Kreisstraße 22 bei Ulmet kaltblütig erschossen. Eine Tat, die bundesweit Entsetzen hervorrief und im Polizeipräsidium Westpfalz Narben hinterlassen hat. Zum Andenken und als Zeichen der Wertschätzung besucht Polizeipräsident Hans Kästner an diesem Jahrestag die letzten Ruhestätten der beiden Einsatzkräfte und legt Blumengebinde ab.

Kästner sagt: "Es ist uns sehr wichtig, die Erinnerung an Yasmin und Alexander in Ehren zu halten. In diesen Momenten der Erinnerung fühlen wir uns ihnen und ihren Familien besonders nah. Der Schmerz des Verlustes verbindet uns, aber ebenso die Dankbarkeit für die Zeit, die wir mit Yasmin und Alexander verbringen durften." Der Behördenleiter des Polizeipräsidiums Westpfalz richtet den Blick auch in die Zukunft: "Der Zusammenhalt und die Unterstützung innerhalb der Polizei und der Gesellschaft sind heute wichtiger denn je. Gemeinsam setzen wir uns dafür ein, dass die Werte, für die Yasmin und Alexander standen, fortbestehen, und dass wir durch unseren Einsatz dazu beitragen, eine sicherere und gerechtere Gesellschaft zu schaffen."

Polizei fahndet mit Hochdruck nach Tatverdächtigen

Polizeibeamte geraten bei der Ausübung ihrer Tätigkeit immer wieder in gefährliche Situationen und stehen einem nicht einschätzbaren Risiko gegenüber, auch wenn sie auf Attacken vorbereitet werden. Im Rahmen ihres Studiums an der rheinland-pfälzischen Polizeihochschule im Hunsrück durchlaufen sie das Integrative Polizeitraining als elementaren Bestandteil, wie Bernhard Erfort, Pressesprecher des Polizeipräsidiums Westpfalz, erläutert. Dabei lernen die angehenden Polizisten Kommunikationstrainings sowie Abwehr- und Zugriffstechniken.

Auch intensives Schieß- und Einsatztraining

"Ist ein deeskalierendes Einwirken durch Kommunikation auf gewaltbereite oder psychisch auffällige Personen nicht möglich oder erfolgreich, können die Einsatzkräfte auf erlernte Abwehr- und Zugriffstechniken zurückgreifen", führt der Leiter der Pressestelle aus. Hierzu absolvieren die Beamten auch ein intensives Schieß- und Einsatztraining. Nach Abschluss des Studiums werden regelmäßige Pflichtfortbildungen gefordert, um Kenntnisse zu erhalten und auf einen neuen Stand zu bringen. 

Kommt es dennoch zu einer Gewalttat, übernehme aus Neutralitätsgründen eine andere Polizeidienststelle die Ermittlungen und Sachbearbeitung der Strafanzeige, berichtet Erfort. Wurde der Beamte verletzt, stehen zivilrechtliche Ansprüche im Raum und es kann ein Dienstunfall geltend gemacht werden. Darüber hinaus gibt es die Möglichkeit eines Täter-Opfer-Ausgleichs, der Prozesskostenhilfe oder der Beantragung eines Rechtsschutzdarlehens beim Dienstherrn.

Aber nicht nur der Körper trägt Wunden davon, auch die Seele kann leiden. "Allen Polizeibediensteten stehen soziale Ansprechpartner und Polizeiseelsorger zur Verfügung. Darüber hinaus gewährleisten auch Kriseninterventionsteams der Polizei in akuten Lagen die psychosoziale Nachbetreuung", erläutert der Pressesprecher. Bei Bedarf können ebenfalls Psychologen und Fachärzte herangezogen werden.

Info

Mit der Serie "Hände weg von Helfern" wollen wir das Augenmerk auf all diejenigen lenken, die sich im Interesse des Gemeinwohls einbringen, sei es im Hauptberuf oder im Ehrenamt. Sie stehen in vorderster Reihe, wenn es im wortwörtlichen Sinn um "Leben und Tod" geht und wenn jede Sekunde zählt. Tag und Nacht helfen sie anderen und werden dabei immer öfter selbst Opfer von tätlichen Angriffen. Ihnen wollen wir mit dieser Serie, die in loser Folge erscheint, eine Plattform geben.

Hier finden Sie weitere Beiträge zu diesem Thema: Polizeimorde.

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Autor:

Monika Klein aus Kaiserslautern

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