Extremes Niedrigwasser am Gelterswoog
Bürgergruppe kämpft für den Badesee – Förderverein eine Alternative?
Von Ralf Vester
Gelterswoog. Wer kurz vor Weihnachten dem Gelterswoog einen Besuch abgestattet hat, dem ist angesichts des niedrigen Wasserpegels regelrecht der Schock in die Glieder gefahren. Das hat eher etwas von einem Weiher, aber längst nicht mehr von einem gut gefüllten Badesee, der den Lautrern seit Generationen als beliebter Stadtstrand, als ihr „Hohenecker“ dient. Satte 70 Zentimeter unter Normalstand hatte er zu diesem Zeitpunkt. Auch sechs niederschlagsreiche Wochen später bietet sich dem Betrachter noch immer ein trostloser Anblick. Das Wasser hat sich weit zurückgezogen und gibt reichlich Ufer frei. Der Ponton am Südufer beim Campingplatz ragt einen halben Meter heraus. Genau dieser halbe Meter fehlt auch bis zu den 53 Zentimetern am Messpegel am Seehotel, die einst als Norm festgelegt wurden.
Diskussion ist nicht neu
Die Diskussion um den „Füllstand“ des Gelterswoogs ist indes nicht neu, das Thema ploppte in der jüngeren Vergangenheit häufiger auf. Vor fast genau einem Jahr gab es dazu noch eine vom Beigeordneten Peter Kiefer anberaumte Informationsveranstaltung im großen Ratssaal. Rund 170 interessierte Bürgerinnen und Bürger, denen der Fortbestand des Gelterswoogs am Herzen liegt, waren gekommen und lauschten den Ausführungen von Gutachtern, Dezernenten und Politikern.
Unstrittig ist, dass der See im Zuge des Klimawandels nach den heißen und trockenen Sommern der vergangenen Jahre durch ausbleibende Niederschläge weitaus weniger Oberflächenwasser als früher bekommt. Auch die Frischwasserzufuhr durch natürliche Zuflüsse wie den Hoheneckermühlbach ist inzwischen nahezu komplett versiegt bzw. verläuft sich in den davorliegenden Feuchtwiesen des Naturschutzgebietes. Vom Grundwasserbrunnen Schäckersdell ganz zu schweigen, von dem seit 2006 nichts mehr in den Woog gelangt.
Bürgergruppe „Rettet den Gelterswoog“
Diesen zu reaktivieren, ist eines der zentralen Anliegen der Bürgergruppe „Rettet den Gelterswoog“, die sich vor kurzem gegründet und bereits mehr als 600 Mitglieder hat – Tendenz steigend. Die Reaktivierung gestaltet sich schwierig, denn es existiert kein Wasserrecht mehr zur Entnahme von Grundwasser zur Frischwasserzufuhr für den Gelterswoog. Seit langen Jahren haben die Stadtwerke Kaiserslautern (SWK) die Rechte an der Schäckersdell. Bis Jahresende wird nach den Worten der städtischen Umweltdezernentin Bettina Dech-Pschorn ein Grundwasserbewirtschaftungskonzept für den Raum Kaiserslautern erarbeitet, das letztlich auch als Entscheidungsgrundlage dafür dienen soll, ob die Entnahme von Trinkwasser für den Gelterswoog vertretbar ist, ohne die Trinkwasserversorgung in der gesamten Region zu gefährden.
Daran hat die Bürgergruppe auch grundsätzlich nichts auszusetzen. Aber solange Sportplätze und Schwimmbäder der Region mit Trinkwasser gespeist würden und das Lautrer Wasser zum Teil bis in den Raum Kirchheimbolanden oder Kusel geleitet werde, könne es mit der Wasserknappheit noch nicht allzu schlimm sein. Wasser ist in Zeiten des Klimawandels freilich zu einer harten Währung geworden, für die wasserärmere Gemeinden den jeweiligen Wasserversorgern gutes Geld zahlen.
„Der Zukauf von Trinkwasser ist für diese Gemeinden immer noch günstiger als das Bohren von Tiefbrunnen“, sagt der CDU-Fraktionsvize im Stadtrat und Landtagskandidat Manfred Schulz. Der Raum Kaiserslautern sei noch recht weit entfernt von einem Versorgungsengpass. Daher sei auch die Zuleitung von Trinkwasser in den Gelterswoog grundsätzlich zu befürworten. Für die Wiederherstellung des Zuflusses durch die Schäckersdell seien im städtischen Haushalt eigens 50.000 Euro eingestellt worden, die inzwischen jedoch ohne Not wieder herausgenommen wurden. Auch für eine Verdichtung des Seebodens mit Steinmehl, die Michael Rochmes, Vorsitzender des Arbeitskreises Grundwasserbewirtschaftung, letztes Jahr in einer Vorstudie ins Spiel brachte, spricht sich Manfred Schulz aus. „Es müssen sämtliche Optionen ernsthaft geprüft werden.“
Entscheidung wohl erst 2022
Für ein Ausloten aller Möglichkeiten, um den Gelterswoog auch für künftige Generationen zu erhalten, ist auch die Lautrer SPD, verspricht der SPD-Fraktionschef im Stadtrat und Landtagsabgeordnete Andreas Rahm. Allerdings weisen auch sie auf die vertrackte Gemengelage hin, in die viele Faktoren hineinspielen und übergeordnete Instanzen ein gehöriges Wörtchen im Sinne einer mitzureden haben.
Eine schnelle Lösung zeichnet sich also nicht ab. Womöglich kommt also erst 2022 nennenswert Bewegung in die Sache. Das wiederum bringt „Rettet den Gelterswoog“ auf die Palme. Initiatorin Sylke Hammerschmidt und ihre Mitstreiter sehen die Verantwortlichen aus Politik und Behörden auf Zeit spielen, bis es womöglich zu spät sei. Große Sandsteinbrocken und ein Wehr an der Brücke des Baches am Westufer verhinderten, dass mehr als ein kleines Rinnsal in Richtung See gelange. Und obwohl der Abfluss am Seehotel im vergangenen Frühjahr saniert worden ist, verliert der Gelterswoog auch nach regenreichen Monaten mehr Wasser denn je und liegt weit unter dem vergleichbaren Stand des Vorjahres.
Eine stets randvolle „Badewanne“ verlangt die Bürgergruppe gewiss nicht, aber wenigstens sollten alle Hebel in Bewegung gesetzt werden, um einen vertretbaren Mindestpegel zu gewährleisten. Ansonsten sieht es mit weitgehend sorgenfreien Sommern am „Stadtstrand“ künftig düster aus. Die Initiative will jedenfalls mit Nachdruck weiter am Ball bleiben.
Zeit für die Gründung eines Fördervereins?
Vielleicht ist es an der Zeit, einen Förderverein zu gründen. Am Erhalt dieses herrlichen Kleinods der Natur haben viele Menschen Interesse – ganz gleich, ob Badegäste, Camper, Spaziergänger, der Betreiber des Strandbades, die Paddlergilde, der Ski- und Kanuclub, der Segel- und Yacht-Club, die Politik oder die zahlreichen Gönner, die es sicher gibt. Da sollte sich doch etwas bewegen lassen und auch einiges an Geldern zusammenkommen, die am oder in diesem Fall besser im „Hohenecker“ bestens angelegt wären.
Kommentar von Ralf Vester
"Die Kuh vom See bringen"
"Ja, die Situation am Gelterswoog ist vertrackt und rechtlich nicht im Handumdrehen zu lösen. Und ja, Corona ist das allgegenwärtige Thema, das nahezu alle Kräfte und Aufmerksamkeit der politisch Handelnden bindet. Auf den ersten Blick scheint das Problem der Wasserknappheit am Gelterswoog dagegen eher nichtig. Aber: Sind es nicht gerade die Freuden der Natur, die derzeit vielen Menschen als sorgenfreier Zufluchtsort dienen? Der Gelterswoog ist ein absolutes Wahrzeichen und gehört wie die Burg zu Hohenecken. Wenn uns Corona eins lehrt, dann die Tatsache, dass sich Dinge, die vorher wesentlich langwieriger waren, mit dem richtigen Willen und dem gemeinsamen Ziehen an einem Strang plötzlich schneller lösen lassen. Alle Beteiligten sollten sich an einen Tisch setzen und die Kuh vom Eis bzw. vom See bringen. Wir alle brauchen unseren „Hohenecker“ – auch die nachfolgenden Generationen.
Autor:Ralf Vester aus Kaiserslautern |
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