Hilfe von Blinden für Blinde
Das Beste für die Betroffenen erreichen
Ehrenamt. Das Schicksal einer Erblindung oder zunehmenden Sehschwäche stellt für Betroffene ein großes Problem dar, den Alltag zukünftig noch meistern zu können. Hilfe findet sich beim Blinden- und Sehbehindertenbund Pfalz e. V., einer pfalzweiten Selbsthilfeorganisation mit 450 Mitgliedern, die ehrenamtlich sowohl Betroffene als auch Institutionen berät.
Zweck des Vereins ist die Förderung der gleichwertigen Teilhabe blinder und sehbehinderter Menschen am Leben in der Gesellschaft. Doch das ist gar nicht so einfach: „Häufige Ursache der Sehschwäche sind Schlaganfall oder Diabetes. 60 Prozent der Betroffenen sind schon über 60, vergraben sich mit abnehmender Sehfähigkeit zu Hause und schämen sich. Dabei gibt es zahlreiche Hilfsmittel, die wir in unserer Geschäftsstelle in der Anwendung zeigen können. Auch bei der Beantragung von Hilfsmitteln bei der Krankenkasse helfen wir. Nach einer ersten Beratung unsererseits hören wir oft Sätze wie: ’Hätte ich nur schon früher von euch erfahren’“, erklärt der erste Vorsitzende Wilhelm Lickteig.
Neben dem gegenseitigen Erfahrungstausch und Beratung blinder und sehbehinderter Menschen werden auch öffentliche und private Institutionen durch den Verein beraten. „Das Thema Barrierefreiheit ist ein wichtiges Thema für Städte und Kommunen. Da geht es um die Gestaltung von Fußwegen oder die Installation entsprechender Ampeln. Internetnutzung oder betreutes Wohnen sind weitere Themen und manche Hotels möchten Gästen mit Sehbehinderung den Aufenthalt erleichtern. Selbst Rechtsberatung - meist bei Streitigkeiten mit der Krankenkasse - ist über den Dachverband möglich, denn wir haben auch blinde Juristen in unseren Reihen.“
Problematisch in der heutigen Zeit ist die größer werdende Zahl an Geräten mit Touchscreens, die ein Sehen der Funktionen auf glatter Fläche voraussetzen. Tastbare Symbole an Waschmaschinen, Trocknern oder Kaffeemaschinen sind immens wichtig für sehbehinderte Menschen. Deshalb ist der Dachverband im Dialog mit Herstellern wie Miele. Probleme gibt es auch mit Banken, denn immer mehr Filialen werden geschlossen und Bankautomaten haben oft keine Sprachfunktion. Ein Beispiel für ein erfolgreiches Engagement des Dachverbandes ist der seit einigen Jahren etablierte Service der Bahn, den Fahrgästen die Ausstiegsseite vorab anzusagen. Bei neuen Bahnhöfen und S-Bahn-Haltestellen gibt es mittlerweile blindenfreundliche Richtlinien, wie diese errichtet werden müssen. Streitthemen waren schon der Grünabbiegerpfeil, der blinden Fußgängern Probleme bereitet und Absenkungen des Bordsteigs für Fahrräder, die dazu führten, dass Blinde nicht mehr wussten, ob sie noch auf dem Bürgersteig oder schon auf der Straße stehen. Auch Baustellen sind ein Dauerthema im Verband, denn wenn tiefe Löcher nur mit einem Flatterband gesichert werden, ist das lebensgefährlich für Blinde. Das Anbringen von Schildern in Kopfhöhe hat schon zur ein oder anderen Beule geführt.
Darüber hinaus veranstaltet der Verband regelmäßig Informationsveranstaltungen, dezentrale Versammlungen, teilweise auch mit externen Referenten oder bietet gesellige Ausflüge an, zum Beispiel zum Weihnachtsmarkt Heidelberg. Kurse zur Nutzung von Smartphone, PC, Internet, Kochen oder Reparaturen im Haushalt werden regelmäßig abgehalten. Sogar ein Selbstverteidigungskurs stand schon auf dem Programm. Im März verzeichnete eine Hilfsmittelausstellung in Ludwigshafen 130 Besucher. „Wir beraten nicht nur Betroffene, sondern insbesondere auch Angehörige. Bei nicht mobilen Menschen statten wir Hausbesuche ab. Unser Ziel ist es, das Beste für die Betroffenen zu erreichen.“
Kontakt:
Blinden-& Sehbehindertenbund Pfalz e. V.
Haspelstraße 25, 67657 Kaiserslautern
Telefon: 0631 92294
Internet: www.bsb-pfalz.de
Autor:Jens Vollmer aus Wochenblatt Kaiserslautern |
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