Einzelhandel in Rheinland-Pfalz
„Die 2G-Regel für den Einzelhandel muss fallen“
Von Ralf Vester
Einzelhandel. Der letzte Montag im Januar läutet im Einzelhandel für gewöhnlich eine Zeit der Reduzierungen ein, den freiwilligen Winterschlussverkauf (WSV). Der traditionelle Starttermin für den WSV fiel in diesem Jahr auf den 31. Januar. Waren die Lager des Textilhandels vor einem Jahr infolge pandemiebedingter Lockdowns noch sehr voll, sind die aktuellen Restbestände bei vielen Mode- und Schuhgeschäften derzeit eher überschaubar. Die Verbraucher erwartet daher vielerorts eher ein Winterschlussverkauf mit angezogener Handbremse.
Dass dem so ist, liegt zum einen am zurückhaltenden Einkaufsverhalten zahlreicher Händler. Mit Blick auf die pandemiebedingte Unsicherheit in der Branche und auf die ungewisse Entwicklung der Krise haben viele von ihnen weniger Herbst- und Winterware eingekauft. Zum anderen sorgen weltweit angespannte Lieferketten und hiermit verbundene Ausfälle bei der Warenauslieferung im vergangenen Jahr für ein deutlich geringeres Warenangebot.
„2G im Handel in keinster Weise geboten“
Nach dem jüngsten Bund-Länder-Treffen am 26. Januar forderte der Handelsverband Deutschland (HDE) die politischen Entscheidungsträger zur Rückkehr zu sachgemäßen Corona-Maßnahmen und zur Aufhebung der 2G-Regel im Einzelhandel auf. Der Einkauf mit Maske, Abstand und Hygienemaßnahmen sei sicher, 2G im Handel deshalb in keinster Weise geboten. Da 2G bei vielen davon betroffenen Händlern zu massiven Umsatzverlusten führt, forderte der Verband zudem deutlich verbesserte, wirksame Corona-Hilfen.
Die Tatsache, dass 2G beim Einkauf in Niedersachsen, Bayern und dem Saarland bereits durch Gerichte außer Kraft gesetzt wurde, ohne dass dort in der Folge die Infektionszahlen deutlicher als in den anderen Bundesländern gestiegen wären, mache die Situation für Kunden und Händler noch abstruser.
„Wir sind und waren nie ein Inzidenztreiber“
Verhältnisse wie in jenen Bundesländern wünscht sich Dr. Thomas Scherer auch für Rheinland-Pfalz. „Die 2G-Regelung muss einfach fallen. Wir sind und waren seit Beginn der Pandemie auch laut RKI nachgewiesenermaßen kein Inzidenztreiber“, betont der Geschäftsführer des Handelsverbandes Rheinland-Pfalz mit Nachdruck. Die dort geltende Pflicht, beim Einkauf eine FFP2-Maske zu tragen, sei vollkommen ausreichend.
Die Einführung der 2G-Regel im Einzelhandel in Rheinland-Pfalz just zum Beginn der Adventszeit hatte die ohnehin schon nicht prickelnden Kundenzahlen der Einzelhändler in der Westpfalz während des Weihnachtsgeschäfts noch tiefer in den Keller rauschen lassen. Die Umsatzzahlen waren in allen Bereichen des Einzelhandels schlecht.
Umsatzeinbrüche von bis zu 40 Prozent
In einigen Branchen hat es nach Angaben von Dr. Thomas Scherer bis zu 40 Prozent weniger Umsatz gegeben, seit die 2G-Regel von der Landesregierung eingeführt wurde. „Zusammen mit der 2Gplus-Regelung für die Gastronomie war der verhängnisvolle Mix für die Innenstädte in Rheinland-Pfalz endgültig komplett“, hadert Scherer.
Zudem beklagt der Handelsverband laut HDE-Hauptgeschäftsführer Stefan Genth, dass die Händler mit den Folgen der Pandemie und der Corona-Maßnahmen allein gelassen würden. Die Kontrollen der 2G-Regeln kosteten nicht nur Geld, sondern überforderten auch das Personal. Immer wieder komme es zu Pöbeleien, der Androhung von Gewalt oder sogar mehr.
Anpassung der staatlichen Corona-Hilfen gefordert
Der Staat könne und dürfe diese hoheitlichen Aufgaben nicht einfach an die Privatwirtschaft delegieren. 2G im Handel führt zudem teilweise zu massiven Umsatzeinbrüchen. Deshalb fordert der HDE die Anpassung der staatlichen Corona-Hilfen, beispielsweise solle die Hürde für die Beantragung der Überbrückungshilfe deutlich abgesenkt werden. Derzeit müssen Unternehmen mindestens 30 Prozent Umsatzverlust nachweisen, um die Unterstützung zu bekommen. „Bei einem so hohen Verlust ist es für viele Händler längst zu spät. Da muss früher Hilfe kommen“, sagt Stefan Genth. rav
Autor:Ralf Vester aus Kaiserslautern |
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