Der Lautrer Wald im Jahr 2022
Eine forstliche Bilanz am Beispiel des Forstreviers Morlautern
Von Ralf Vester
Wald. Die Vitalität des Waldes stehen auch in unmittelbarer Abhängigkeit vom lokalen Wetter. Diese inzwischen beileibe nicht mehr gänzlich neue Botschaft gilt selbstverständlich auch für den Lautrer Wald. Ablesen lässt sich dies aktuell in den Schadholzmengen des zu Ende gehenden Jahres.
Nachdem sich der Wald durch die verhältnismäßig ergiebigen Niederschläge des Vorjahres wenigstens zu einem kleinen Teil erholen konnte und eine kurze Atempause erhielt, zeigte sich insbesondere die trockenheitsanfällige Fichte 2022 wieder etwas widerstandsfähiger. So fielen im Vergleich zum Vorjahr nur knapp 50 Prozent der Fichten dem Borkenkäfer zum Opfer – im Vergleich zum Extrem-Sommer 2020 sogar nur etwa 30 Prozent.
Da die Sommertemperaturen 2022 in der Region Kaiserslautern jedoch um 2,3 Grad über dem langjährigen Mittel lagen und die sommerliche Niederschlagsmenge gerade mal 38 Prozent der Normalmengen betrug, senkt sich der Prognosedaumen für das kommende Jahr leider schon wieder deutlich nach unten.
Rotbuche bleibt ein Sorgenkind
Große Sorge bereitet auch im Lautrer Wald die Mutter aller mitteleuropäischen Bäume: die Rotbuche. Deren Absterbequote ist nach wie vor deutlich zu hoch. Verantwortlich sind auch hierfür die mit der menschgemachten Klimaveränderung einhergehenden Extremtemperaturen sowie die zurückgehende Verfügbarkeit von Grundwasser.
„Das stellt mich in meinem stadtnahen von vielen Erholungssuchenden genutzten Forstrevier Morlautern vor bisher ungeahnte Herausforderungen. Absterbende Buchen sind durch herabfallende Äste und Kronenteile eine Gefahrenquelle. Deswegen musste auch in dem zu Ende gehenden Jahr manche Altbuche zum Schutz der Waldbesucher oder der Anwohner weichen. Um den Buchenwälder keinen weiteren Stress zuzufügen, wurde auch in 2022 auf den Einschlag von gesunden Altbuchen, wo immer möglich, verzichtet“, berichtet Forstrevierleiter Klaus Platz.
Kiefer zeigt bisher nie gekannte Ausfälle
Leider gibt es auch keine Entwarnung bei der eigentlich so widerstandsfähigen Kiefer. Mit gut 40 Prozent im Forstrevier Morlautern ist sie die am häufigsten vorkommende Baumart. Die Kiefer zeigt – obwohl sie von Haus aus gegen Trockenheit und Hitze gut gewappnet ist – große, bisher nie gekannte Ausfälle. Jüngstes Beispiel ist ein Kiefernbestand nördlich oberhalb des Freibads Waschmühle. Dort müssen in naher Zukunft zahlreiche abgestorbene und absterbende Kiefern entnommen werden.
Der Klimawandel zeigt sich nicht nur im Gesundheitszustand des Waldes. Er führt auch immer wieder zu extremen Niederschlagsereignissen, wie im Sommer 2021 bei der schlimmen Flutkatastrophe im Ahrtal. Um zu vermeiden, dass bei einem solchen Ereignis große Mengen Regenwasser in den talseitig gelegenen Siedlungen große Schäden anrichten, waren in den letzten Wochen insbesondere am Gersweilerkopf, aber auch im Eselsbachtal, im Ruhetal und am Vogelwoog Großmaschinen im Einsatz.
Großmaschinen im Einsatz
Ihr Auftrag: Durch die Anlage und Instandsetzung von Retentionsbecken, Versickerungs- und Verdunstungsmulden sowie Regenabläufen die baulichen Voraussetzungen dafür zu schaffen, dass das Regenwasser dort verbleibt, wo es gut tut – im Wald. „Bei allem was uns Försterinnen und Förster sorgt, versöhnt uns im Blick zurück auf 2022 doch manches erfreuliche Ereignis.
Wohltuend die Rückmeldungen, dass es uns mit der Konzertreihe Waldklassik, zwei neuen ’Leichten Wegen’, dem Lautrer Waldtag, Weihnachtsbaumevents, dem Neubau eines Waldparkplatzes, Biotopanlagen, dem Aufstellen von Ruhebänken oder dem “Anschieben„ von Mountainbiketrails gelungen ist, den Wald für die Waldbesucher noch wertvoller zu machen“, blickt der langjährige Forstrevierleiter zurück.
Brennholzversorgung als weitere Mammutaufgabe
Eine der ganz zentralen forstlichen Herausforderungen des kommenden Jahres wird, neben der Wiederbestockung der klimageschädigten Wälder, die Brennholzversorgung der örtlichen Bevölkerung sein. Hier gilt es, im Spannungsfeld zwischen Nachhaltigkeit, das heißt, es darf nicht mehr Holz genutzt werden als zuwächst, den berechtigten Ansprüchen der Industrie nach Holz und der ebenso berechtigten Sorge der Bürger vor einer kalten Wohnstube das richtige Maß zu finden.
„Ich bin sicher, dass der Lautrer Wald im Rahmen einer Brückenstrategie und seiner Möglichkeiten seinen Beitrag dazu leisten wird, dass am Ende des Tages möglichst allen weitgehend gedient ist. Und das ist wahrlich schon eine Mammutaufgabe für sich“, prophezeit Klaus Platz. rav
Autor:Ralf Vester aus Kaiserslautern |
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