Überregionale Stroke Unit am Westpfalz-Klinikum erhält Zertifikat
Experten in der Schlaganfall-Versorgung
Westpfalz-Klinikum. Die Stroke Unit der Klinik für Neurologie unter der Leitung von Chefarzt Prof. Dr. med. Johannes Treib am Westpfalz-Klinikum Kaiserslautern ist jetzt als überregionale Stroke Unit (Schlaganfallstation) zertifiziert worden. Im Vergleich zu einer regionalen Stroke Unit bietet eine überregionale Stroke-Unit ein höheres Versorgungslevel.
„Insbesondere Patienten mit sehr schweren Schlaganfällen oder Gefäßverschlüssen und Gefäßeinengungen profitieren von einer Behandlung bei uns“, erklärt Dr. med. Martin Morgenthaler, der als Leitender Oberarzt der Klinik für Neurologie für die Stroke Unit verantwortlich ist. Eine Schlaganfallstation dient dazu, bei Patienten mit Störungen der Hirndurchblutung schnellstmöglich die Ursache zu ermitteln und eine zielgerichtete Behandlung einzuleiten. „Beim akuten Schlaganfall versuchen wir, das Gerinnsel, welches das Gefäß verstopft, durch die Injektion eines Medikaments aufzulösen“, erläutert Dr. Morgenthaler. Ist ein größeres Hirngefäß betroffen, besteht die Möglichkeit, das Gerinnsel mit Hilfe eines Katheters, der durch die Leiste eingeführt wird, aus dem Gefäß zu ziehen.
„Bei allen Schlaganfällen ist es unser Ziel, durch vorbeugende Maßnahmen eine Verschlechterung in den kritischen ersten Tagen zu verhindern“, so der Neurologe. Dies geschieht durch Medikamente, die die Blutgerinnung, den Blutdruck und die Blutfette beeinflussen. Außerdem beginnen bereits innerhalb der ersten 24 Stunden Maßnahmen zur frühen Rehabilitation.
„Neben unserer hochmodernen Ausstattung verfügen wir über exzellent ausgebildetes Personal“, betont Dr. Morgenthaler. „Wir sind Ausbildungsstätte der deutschen Schlaganfallgesellschaft für die Weiterbildung zur Stroke-Nurse – also zur spezialisierten Krankenpflege auf Schlaganfallstationen.“
Da die Behandlung von Durchblutungsstörungen des Gehirns immer auch eine interdisziplinäre Behandlung ist, kooperieren die Neurologen zum Beispiel eng mit der Gefäßchirurgie und der Neuroradiologie, wenn es um die Behandlung von Engstellen der hirnversorgenden Gefäße geht. „Ist ein Aneurysma, also eine Aussackung eines Hirngefäßes, Ursache für eine Hirnblutung, so ist dies möglicherweise neurochirurgisch zu versorgen“, erklärt Dr. Morgenthaler.
„Oftmals liegt die Ursache für einen Hirninfarkt aber auch im Herzen begründet, sodass wir die Kardiologie hinzuziehen.“
Die Heilungschancen bei einem Schlaganfall sind zum einen sehr stark von der Zeitdauer bis zum Eintreffen in einem geeigneten Zentrum abhängig, zum andern aber auch vom Alter des Patienten und dem Schweregrad der Symptome zu Beginn. „Als Faustregel kann gelten: Je schneller der Patient in einem geeigneten Zentrum behandelt wird, je geringer die Symptome zu Beginn sind, und je jünger der Patient ist, umso größer sind die Chancen auf eine vollständige Heilung“, erklärt der Schlaganfall-Experte. Oftmals zeigen sich seiner Erfahrung nach kurz vor dem eigentlichen Schlaganfall bereits erste neurologische Ausfallserscheinungen. „Diese Warnzeichen sollten unbedingt beachtet werden“, rät Dr. Morgenthaler. Denn: Durch eine rechtzeitige Diagnostik und Behandlung könne ein späterer manifester Schlaganfall oftmals verhindert werden.
Um Schlaganfall-Patienten in der Region bestmöglich versorgen zu können, hat die Stroke Unit am Westpfalz-Klinikum es sich zum Ziel gesetzt, die Vernetzung mit den Krankenhäusern der Region noch weiter auszubauen. Hierzu ist aus der Sicht von Dr. Morgenthaler ein schneller Austausch von Bildbefunden notwendig. Aber auch gemeinsame Fallbesprechungen unter Nutzung telemedizinischer Strukturen gehörten dazu. An der Umsetzung wird bereits gearbeitet. „Idealerweise entsteht hier am Ende ein neurovaskuläres Netzwerk, das den Patienten unserer Großregion eine optimale Versorgung bietet“, sagt der Leiter der überregionalen Stroke Unit. ps
Autor:Ralf Vester aus Kaiserslautern |
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