Haderwald: Neue Werbetafeln sorgen für Ärger bei Geschäftsleuten

Michael Merz an einer der neuen Werbetafeln. Ein solches Schild seines Geschäfts, wie er es in seinen Händen hält, war zuvor an der Zufahrt montiert | Foto: Monika Klein
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  • Michael Merz an einer der neuen Werbetafeln. Ein solches Schild seines Geschäfts, wie er es in seinen Händen hält, war zuvor an der Zufahrt montiert
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Einsiedlerhof. Der Ärger ist groß – und das nicht nur bei Michael Merz. Mitte Juli wurden an beiden Zufahrten ins Gewerbegebiet Im Haderwald die Werbeschilder der dort ansässigen Betriebe entfernt, ohne die Geschäftsleute vorab darüber zu informieren. Die großformatigen Hinweistafeln als Ersatz dafür stehen bereits. Dass er und die anderen Inhaber darauf werben, scheint derzeit mehr als unwahrscheinlich.

Von Monika Klein

"Der Haderwald tobt. Wir sind alle perplex und sauer", schimpft Michael Merz als Sprecher von zehn betroffenen Gewerbetreibenden. Der Inhaber eines Entsorgungsunternehmens und von "Merzy's Flohmarkthalle", beide mit Sitz Im Haderwald, staunte nicht schlecht, als er feststellte, dass die Werbeschilder für seine Firma und die der anderen Geschäftsleute entfernt worden waren. Als er sich daraufhin bei ihnen umhörte, erhielt er überall die gleiche Antwort: "Wir wussten von nichts." 

Geschäftsleute wurden vorab nicht informiert 

Für Merz ist dieses Vorgehen ein Unding: "Das wurde beschlossen, ohne uns Unternehmer vorab zu fragen und jetzt sollen wir dafür zahlen?", ereifert er sich und fügt an: "Die Stadt bekommt viel Geld von uns, schließlich zahlen wir Gewerbesteuer." Außerdem: Nach seinem Wissen gehören die Flächen, auf denen die Werbeschilder standen, zu den US-Liegenschaften. Er fragt: "Durfte die Firma überhaupt auf das Gelände und wieso wurde keine örtliche Firma beauftragt?"

Laut Merz haben ihn die entfernten Schilder und Werbebanner bei der Anschaffung 600 Euro gekostet. "Das ist doch unser Eigentum! Man kann doch nicht einfach das Eigentum anderer Leute abmontieren und wegwerfen und dann sollen wir nochmal zahlen", kommentiert er wütend und erstattete am 18. Juli bei der Polizei Anzeige wegen Diebstahls. Über die auf den neuen Hinweistafeln angegebenen Kontaktdaten wandte er sich an die Firma Klimm.

Eine "Kommunikationspanne"

Frank Brunke, Regionalleiter der Niederlassung Süd in Brühl, schildert das Geschehen aus seiner Sicht: "Herr Merz hatte sich telefonisch an mich gewandt und nach dem Verbleib seiner Schilder gefragt. Wir hatten ein sehr freundliches Telefonat und ich habe ihm den Sachverhalt erläutert. Wir haben in Absprache mit der Stadt Kaiserslautern die alten Werbeanlagen und die Wildbeschilderung entfernt. In einer Mail vom 19. Juli 2024 habe ich das auch nochmals schriftlich Herrn Merz gegenüber getan und mich auch für die Kommunikationspanne entschuldigt. In diesem Zuge habe ich Herrn Merz den Ersatz seiner Altschilder angeboten." 

Diese Kommunikationspanne gehe auf die nicht erfolgte Absprache zwischen der Firma Klimm und der Stadt zurück, erläutert er. "Aus unserer Erfahrung heraus informiert in solchen Fällen meistens die Stadt oder Gemeinde die Gewerbetreibenden. Leider ist es in diesem Fall von keiner Seite passiert", bedauert der Regionalleiter. "Wir haben allen Gewerbetreibenden, die sich an uns gewandt haben, ein Wiedergutmachungsangebot unterbreitet und uns auch für die Kommunikationspanne entschuldigt. Auch der Ersatz der alten Schilder wurde – wie auch Herrn Merz–  in einigen Fällen zugesagt." Er regt an: "Vielleicht könnte ein gemeinsames Treffen mit den Gewerbetreibenden eine gute Lösung sein. Wir sind auf jeden Fall gesprächsbereit und möchten mit den Gewerbetreibenden in guter Nachbarschaft leben, auch wenn der Start eher suboptimal war."

Ein Dienstleister für alles

Die Stadt hatte Mitte Juli in einer Pressemitteilung darüber informiert, dass eine auf Leit- und Infosysteme spezialisierte Firma in der ersten Julihälfte im Umfeld der städtischen Gewerbegebiete Hertelsbrunnenring und Im Haderwald neue, einheitlich gestaltete Gewerbeleitsysteme aufgestellt hat. In ihrer Stellungnahme bezieht sie sich auf eine Sitzung des Bauausschusses im November 2023, in der eine gesamtstädtische Konzeption für Sammelwerbeanlagen für Industrie- und Gewerbegebiete in Kaiserslautern beschlossen worden war.

In der Beschlussvorlage des Referats Stadtentwicklung heißt es: "Die Verwaltung präferiert (...) eine Lösung, bei der die Projektentwicklung/-abwicklung durch einen externen Dienstleister erfolgen soll." Dieser Dienstleister solle die neuen Sammelwerbeanlagen auf eigene Kosten erwerben, aufstellen, diese künftig eigenständig unterhalten sowie die Koordination mit den Gewerbetreibenden übernehmen, die ein Interesse daran haben, ihr Gewerbe auf einer der neuen Sammelwerbeanlagen bewerben zu wollen. Für die Stadt sollen dabei keine Kosten entstehen. Im Zuge der Umsetzung solle ein Gestattungsvertrag zwischen der Stadt und dem Dienstleister geschlossen werden. Den Auftrag habe die Firma Klimm erhalten, da sie auf die Stadt zugekommen sei. Das Referat Stadtentwicklung habe von sich aus keine Firmen angefragt und es habe sich auch kein weiteres und auch kein örtliches Unternehmen angeboten, begründet der Pressesprecher, wieso kein ortsansässiger Betrieb zum Zug gekommen sei.

Boykott der neuen Werbetafeln

Im Nachgang an diese Sitzung sei die Firma Klimm an die Stadt herangetreten und habe mitgeteilt, dass sie die Dienstleistung erbringen könne, so die Pressestelle auf Anfrage. Da sowohl zweimal in der Tageszeitung informiert worden sei als auch die Koordinierungsaufgabe bei dem Dienstleister gesehen wurde, habe das Referat Stadtentwicklung keine zwingende Veranlassung gesehen, eigenständig eine entsprechende Information zu veröffentlichen, teilt Pressesprecher Matthias Thomas mit. Auch habe der Insolvenzverwalter der Firma, mit der in der Vergangenheit ein Gestattungsvertrag über die Sammelwerbeanlagen bestanden habe, habe der Stadt im Sommer 2023 mitgeteilt, dass die Firma nicht mehr existiere. "Es wäre die Aufgabe dieser Firma gewesen, die Anlagen zurückzubauen und die betroffenen Gewerbetreibenden entsprechend zu informieren", sagt Thomas. 

Zu Merz' Frage, ob die Firma Klimm die Flächen habe betreten dürfen, stellt der Pressesprecher fest: "Die Flächen, auf denen die neuen Sammelwerbeanlagen aufgestellt wurden, befinden sich im Eigentum der Stadt Kaiserslautern." Die Firma Klimm habe neben dem Gestattungsvertrag auch eine Baugenehmigung für die Werbeanlagen erhalten.

Angesichts seines zeitlichen Aufwands in dieser Sache, der mit einem "Verdienstausfall" einhergehe, sowie der entfernten Beschilderung – "Wir sind ja nicht auffindbar", sagt Merz – spricht er für sich und die anderen betroffenen Geschäftsleute: "Wir sind uns einig und boykottieren; wir werden keine Werbung auf der Tafel beauftragen." [lmo]

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Autor:

Monika Klein aus Kaiserslautern

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