Helfer auf zwei Rädern: Neue Malteser-Motorradstaffel auch in Weilerbach
Von Monika Klein
Weilerbach. Das Unwetter, das vor wenigen Tagen auch im Kreis Ahrweiler niederging, rief bei Nico Mück Erinnerungen wach. Erinnerungen an die Ahrtal-Flut im Juli 2021, bei der die Weilerbacher Malteser vor Ort waren. Diese Katastrophe war ausschlaggebend dafür, dass die Hilfsorganisation Anfang des Jahres eine Motorradstaffel gegründet hat. Einer von vier landesweiten Standorten befindet sich in Weilerbach.
Laut ihrer Satzung helfen die Malteser auch im Katastrophenfall. Als Ortsbeauftragter der Weilerbacher Gliederung war Nico Mück gemeinsam mit anderen Helfern im Ahrtal, wo sie für die Unterbringung von Heimbewohnern sorgten und Nichtverletzte registrierten, mit dem Nötigsten ausstatteten und in Notunterkünfte weiterleiteten. „Ich habe viel Leid gesehen und Hilflosigkeit“, blickt er mit ernster Miene zurück.
Bei der Ahrtal-Flut im Juli 2021 war auch ein Malteser aus der Nordpfalz mit seinem Motorrad dabei, der in der zerstörten Infrastruktur unter anderem Botenfahrten übernahm. Diese positiven Erfahrungen haben dazu geführt, dass sich eine Arbeitsgruppe gebildet habe, deren Ziel es gewesen sei, den Katastrophenschutz mit eigenen Mitteln besser zu unterstützen, berichtet Mück. Schnell habe der Fokus auf dem Aufbau einer Motorradstaffel gelegen.
Mit eigenen Mitteln finanziert
Knapp drei Jahre später verfügen die Ortsgliederungen aus Rülzheim, Schifferstadt, Nordpfalz und Weilerbach über jeweils ein Malteser-Motorrad, ein All-Terrain-Bike von BMW. Jedes schlug mit über 20.000 Euro zu Buche. Die Kosten wurden vollständig von der Hilfsorganisation übernommen, so Mück. Es seien weder Zuschüsse noch Fördermittel geflossen.
Vorteile der Krafträder liegen in deren Geländegängigkeit und in den kleineren Dimensionen, etwa wenn Erkundungen in Katastrophenfällen wie im Ahrtal oder bei Waldbränden erforderlich sind. Ebenso können sie Botenfahrten übernehmen und Großveranstaltungen begleiten, wie bei der „Demo gegen Rechts“ im Januar in Kaiserslautern. Bei Verkehrsunfällen sparen sie wertvolle Sekunden für die Ersthelfer, indem sie für ein reibungsloses Passieren der Rettungsgasse sorgen und bei unwegsamem Gelände kommen sie schneller als ein Fahrzeug beim Verletzten an.
Präventionsarbeit in Johanniskreuz
Für solche Einsätze sind die Motorräder ausgestattet. Die Folierung, das Blaulicht vorne und hinten und das Martinshorn sorgen für Aufmerksamkeit und in den beiden seitlichen Koffern befinden sich Erste-Hilfe-Utensilien, darunter eine automatische Wärmedecke, Verbandsmaterialien, Infusionsset, Beatmungsbeutel, eine kleine Sauerstoffflasche und ein Mini-Defibrillator. Unterm Sitz lagern Pfostenschlüssel, Absicherungsmaterialien für eine Straßensperrung sowie Anhängerkarten für Verletzte, sollten mehrere Personen medizinisch versorgt werden müssen.
Den Maltesern geht es aber nicht nur darum, in Notsituationen einzugreifen. Vielmehr leisten sie in Kooperation mit der Polizei Präventionsarbeit, indem sie an den Wochenenden in Johanniskreuz, der Bikertreff der Region, anwesend sind. Mit dabei haben sie Infomaterial und Flyer rund um Verkehrssicherheit auf zwei Rädern und Anschauungsmaterial: Musterstücke von Schutzkleidung und Jeans nach einer Rutschpartie auf Asphalt.
Spezielles Training für Fahrer
Neben seiner Funktion als Ortsbeauftragter ist Mück ausgebildeter Notfallsanitäter, Ersthelfer und stellvertretender Leiter der Rettungswache Kaiserslautern-Schwedelbach - und selbst Motorradfahrer. Zweimal war er auf Johanniskreuz und zweimal hat er bei schweren Motorradunfällen Erste Hilfe geleistet. „Ich arbeite seit elf Jahren im Rettungsdienst und haben schon viele, viele Unfälle gesehen. Ich selbst fahre nie ohne Schutzkleidung, schließlich bin ich Familienvater und will wieder nach Hause kommen“, meint der 30-Jährige aus Rodenbach.
Ihm ist bewusst, dass Motorräder und ihre Fahrer im Einsatz an ihre Grenzen stoßen können und Risiken drohen. Deswegen absolvieren die Fahrer ein spezielles Training, in dem es beispielsweise um das Fahren mit Blaulicht, um die Ideallinie in Kurven oder um die Funkkommunikation geht. Auch dürfen sie nach Absprache an Übungseinheiten der Motorradstaffel der Polizei teilnehmen.
Vier weitere Motorräder in Planung
Von den acht Motorradfahrern der Weilerbacher Malteser wurden vier bereits geschult, die anderen sollen in nächster Zeit folgen. Geplant ist außerdem, die Anzahl der Krafträder an den jeweiligen Standorten bis Ende dieses Jahres zu verdoppeln. Da das eine große finanzielle Anstrengung für die Hilfsorganisation darstellt, freuen sich die Malteser über jede Spende.
Länger als 24 Stunden dauerte der Malteser-Einsatz bei der Ahrtal-Katastropheim schwer betroffenen Sinzig. Als jetzt am Donnerstagabend, 2. Mai 2024, einem Übungsabend, Unwetterwarnungen für diese Region herausgingen, waren Mück und die anderen Mitglieder betroffen. „Wir alle haben die Wetterdaten gesehen und wären sofort bereit gewesen, wieder zu fahren“, erzählt er. Doch diesmal kam es nicht so weit.
Info
Malteser Hilfsdienst e.V. Weilerbach, Auf dem Immel 7a, 67685 Weilerbach, Telefon 06374 9149489, https://www.malteser-bistum-speyer.de/
Spendenkonto: Malteser Hilfsdienst e.V., IBAN DE10 3706 0120 1201 2000 12, BIC GENODED 1PA7 [lmo]
Autor:Monika Klein aus Kaiserslautern |
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