Gemeinsam die Trauer bewältigen
Kaiserslauterer Selbsthilfegruppe bietet Unterstützung an
Von Frank Schäfer
Kaiserslautern. Wie soll man mit dem Verlust eines geliebten Menschen klarkommen? Wie kann man ohne den Menschen leben, mit dem man alles geteilt hat? Vielen Trauernden helfen Gruppen, in denen sie anderen begegnen, die auch um einen Menschen trauern. Hier können sie ganz offen über ihre Gefühle sprechen, denn Sie wissen, dass sich ihr Gegenüber in einer ähnlichen Situation befindet. Auch wenn jeder Trauerfall einzigartig ist, hilft es, gemeinsam über den Verlust zu sprechen.
Wenn ein geliebter Mensch verstirbt, bleibt ein unbegreiflicher Schmerz. Auch gut gemeinte Ratschläge und der Optimismus von Freunden und Bekannten helfen hier oft nicht weiter. Viele Trauende ziehen sich zurück, obwohl sie in ihrer Situation eigentlich nichts dringender bräuchten als Gemeinschaft und Gesellschaft.
Begegnungsraum für Trauernde
Karin Landenberger ist ehrenamtliche Hospizhelferin, Gerhard Bingenheimer ausgebildeter Trauerbegleiter. Gemeinsam im Team mit Hanne Schüßler, Andreas Roche, Erna Kajukin, Helmut Blauth und Willi Gillmann haben sie in Kaiserslautern eine Selbsthilfegruppe trauernder Menschen ins Leben gerufen und bieten mit Trauerspaziergängen und dem Trauercafé einen Begegnungsraum für Trauernde an.
„Wir treffen uns in vertrauensvoller Atmosphäre, um zu reden und zu schweigen, gemeinsam zu weinen und zu lachen, und neue Wege zu entdecken“, erklärt Karin Landenberger. „Wir sagen nicht, dass die Zeit alle Wunden heilt. Trauer darf sich Zeit lassen. Wir hören zu und bieten einen geschützten Raum für Gespräch und Begegnung mit anderen Menschen. Dabei spielt es keine Rolle, wie lange der Verlust zurückliegt. Wir wollen dazu beitragen, sich wieder leichter, aufgehoben und gehalten zu fühlen. Wir sind alle ausgebildete Hospizhelfer und/oder Trauerbegleiter und unterliegen der Schweigepflicht“, so Karin Landenberger.
Trauerspaziergänge
Die Selbsthilfegruppe trauender Menschen für Stadt und Landkreis Kaiserslautern wird rein ehrenamtlich geführt. „Wichtig ist, dass man nicht mit seiner Trauer alleine ist. Denn wenn man einen wichtigen Menschen verloren hat, kann die Einsamkeit übermächtig sein – besonders an den Feiertagen“, weiß Gerhard Bingenheimer. Bei den Trauerspaziergängen, die immer einmal im Monat stattfinden, haben sich die Teilnehmerinnen und Teilnehmer gefunden, die sich oft auch über das Angebot hinaus treffen, um sich auszutauschen. „Bei passendem Wetter gehen wir gemeinsam spazieren, dabei lesen wir einige Texte zum Innehalten, Nachdenken und Verweilen“, berichtet Karin Landenberger. „Die Fachleute sind die Trauernden selbst, denn sie wissen, um was es geht“, erklärt Gerhard Bingenheimer.
Trauercafé im Goetheviertel
Parallel zu den Trauerspaziergängen findet an jedem vierten Samstag im Monat das Trauercafé in der „Guud Stubb“ im Goetheviertel (bei „Nils – Wohnen im Quartier“, Hohle Straße 12, Kaiserslautern) statt. „Es ist ein niederschwelliges Angebot. Man kann auch dazukommen und einfach nur zuhören. Beim Trauercafé und bei den Spaziergängen geht es auch nicht immer traurig zu, sondern es wird auch mal gelacht“, berichtet Gerhard Bingenheimer. Die Gruppengröße variiert - mal sind es vier bis fünf Teilnehmer, mal sind es zehn. Darüber hinaus sind auch Einzelgespräche möglich, auch mal als Telefonat. Denn nicht jeder möchte in der Gruppe über seine Trauer sprechen.
Jeder ist willkommen
Bei beiden Angeboten ist jeder willkommen - Religionszugehörigkeit spielt dabei keine Rolle. „Wir sind weltanschaulich und religiös neutral“, betont Gerhard Bingenheimer. „Wer an einem der Angebote Interesse hat, kann gerne mit uns Kontakt aufnehmen.“
Nils – Wohnen im Quartier
Bei „Nils – Wohnen im Quartier“ handelt es sich um ein Wohnprojekt nach dem Bielefelder Modell. Ziel des Wohnprojekts ist nachbarschaftliches, inklusives, lebenswertes und selbstbestimmtes Leben vor Ort, Wohnen mit Versorgungssicherheit ohne Betreuungspauschale mit quartiersbezogenem Ansatz. Zu dem Wohnprojekt gehört ein Servicebüro als Anlaufstelle des ambulanten Pflegedienstes vor Ort sowie die „Guud Stubb“ - ein Café, das ehrenamtlich betrieben wird. Hier finden verschiedene Vorträge statt, wie beispielsweise zu gesunder Ernährung oder zum Thema Sicherheit im Alter und einmal im Monat das Trauercafé.
„In unserer Stadtteilarbeit sind wir vernetzt und tauschen uns aus mit den Leuten und Institutionen hier im Goetheviertel. Wir veranstalten Basare, Flohmärkte und Nachbarschaftsfeste. Außerdem haben wir erstmals ein Kinderferienprogramm, an dem sich jeden Freitagvormittag in den Ferien Kinder zu verschiedenen Angeboten anmelden können“, erklärt Quartiermanagerin Monika Jochum. Als Ansprechpartnerin vermittelt sie Hilfen, wenn Leute zum Beispiel nicht mehr laufen können oder pflegebedürftig sind. fsc
Trauerspaziergänge:
20. August
17. September
15. Oktober
19. November
17. Dezember
Treffpunkt ist jeweils um 14 Uhr an der Beilsteinschule in Kaiserslautern, am letzten Parkplatz vor dem Waldweg.
Trauercafé:
27. August
24. September
22. Oktober
26. November
27. Dezember (Dienstag)
Das Trauercafé findet jeweils um 16 Uhr in der „Guud Stubb“, Hohle Straße 12, in Kaiserslautern statt. Es wird um vorherige Anmeldung gebeten.
Kontakt:
Telefon: 0176 32305947
E-Mail: trauerbegleitung.kl@gmx.de
Autor:Frank Schäfer aus Wochenblatt Pirmasens |
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