Katholische Kirche St. Maria: Das „Mariechen“ wird seit 2008 umfangreich restauriert

Das „Mariechen“ wird seit 2008 umfangreich restauriert /  Werkzeug | Foto: Paul Needham
  • Das „Mariechen“ wird seit 2008 umfangreich restauriert / Werkzeug
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Kaiserslautern. Die Katholische Kirche St. Maria erfährt seit dem Jahre 2008 eine umfangreiche Restaurierung. Mit einer Länge von über 65 Metern, einer Breite von gut 30 Metern, einer Firsthöhe des Hauptschiffes von 28 Metern und dem fast 100 Meter hohen Turm auf der Ostseite prägt das unter Denkmalschutz stehende Bauwerk das Stadtbild Kaiserslauterns.

„Mariechen“, wie die am Bau Beteiligten die Kirche liebevoll nennen, zählt seit ihrer Grundsteinlegung im Jahre 1887 mittlerweile 137 Lenze und ist damit in der Gemeinschaft der Kirchenbauten als Dame mittleren Alters zu bezeichnen.

Die letzte große Sanierung hat in den 50er, 60er und 70er Jahren des vergangenen Jahrhunderts unter Begleitung des Architekten Klostermann aus Kaiserslautern stattgefunden. Dabei wurden im Wesentlichen mit der Erneuerung der Kirchenfenster, statischen Sicherung der Gründung und des Dachstuhls sowie Erneuerung der Dächer die Blessuren aus den beiden Weltkriegen und größten Standsicherheitsprobleme behoben.

Die gegenwärtige Restaurierung begann bereits im Jahre 2005 mit einer umfangreichen Begutachtung des Zustandes von St. Maria, da umfangreiche Schäden der Substanz auftraten. Ursachen sind zum Einen Alterserscheinungen gewesen. Die bauzeitlichen Verbindungseisen der Natursteine untereinander rosteten und drohten die hohen Fialen, Kreuzblumen und Balkonbrüstungselemente zu zerreißen. Vor allem aber unzureichende Pflege und Wartung der Dächer, Kehlbleche, Entwässerungsrinnen und Fallrohre führten zu Jahrzehnte langem Eintrag von Wasser in die Konstruktionen und damit zur Bildung bauschädlicher Salze in Mauerwerk und Putz, Verlust der Steinfugen sowie zu einem intensiven Schädlingsbefall in den hölzernen Tragkonstruktionen aller Kirchendächer.

Die Bauschäden waren enorm. An vielen Stellen bestand Einsturz- beziehungsweise Absturzgefahr. Eine umfangreiche Restaurierung war unabdingbar.

Wie bei fast jeder Restaurierung erfolgt diese sinnvollerweise von außen nach innen und von oben nach unten. Die Außenrestaurierung wurde zwischen 2008 und 2017 vorgenommen. Die Innenrestaurierung begann 2020 und wird voraussichtlich Ende 2024 abgeschlossen sein.

Nun sagt man, dass die Seele einer betagten und erfahrenen Dame ein Mysterium ist, so tief wie der Ozean, voller Geheimnisse und Überraschungen. Diesem Umstand hat „Mariechen“ während der Restaurierung mehr als Genüge getan. Einerseits trieb sie bei der genaueren Inspektion der geschädigten Holztragwerke des Turmes und Hauptdaches dem verantwortlichen Planer und Bauleiter den kalten Schweiß auf die Stirn und dem Statiker die kalkweiße Farbe ins Gesicht. Auf der anderen Seite gab es auch eine Menge positiver Überraschungen. So wurden bei der Öffnung der kupfernen Kugel des Turmkreuzes im Jahre 2013 interessante und zum Schmunzeln anregende Dokumente aus der Zeit der Restaurierung in den 1960er Jahren sowie bauzeitliche Schriftstücke von Handwerkern gefunden, in denen diese sich über ihre eigene und die politische Situation von damals (circa 1890) beschwert haben. Die Dokumente sind im Archiv des Bistums gesichert. Vor einigen Jahren wurden zudem rein zufällig, versteckt hinter einem Schrank in der alten Pfarrei, lang ersehnte, alte originale Fotos, Entwurfszeichnungen und Pläne des Kircheninneren gefunden, die für die gerade in Planung befindliche Gestaltung des Kircheninneren von unschätzbarem Wert waren.

Die Außenrestaurierung (2008 bis Ende 2017) hatte das Ziel, die auftretenden Schäden und deren Ursachen so gründlich zu beseitigen, dass das Bauwerk für die kommenden 40 bis 50 Jahre stabilisiert und gerüstet ist.

Was wurde bei der Außenrestaurierung unternommen?

Tausende von Quadratmetern Gerüststellungen an der gesamten Außenseite der Kirche, 2700 Quadratmeter Neueindeckungen der Kirchendächer mit Naturschiefer, 620 Quadratmeter Neueindeckungen der Turmdächer mit Kupfer, Hunderte von Metern erneuerte Kupferkehlen, - rinnen, -fallrohre und Grundleitungen, Restaurierung aller aus den 1950er Jahren stammenden Kirchenfenster, 33 Kilometer Neuverfugung der Natursteinfassaden, Restaurierung und Erneuerung der Natursteinschmuckelemente und deren Verankerung, wie Fialtürme, Kreuzblumen, Balkonbrüstungen, Chimären, Krabben und Blumenschmuck sowie Maß- und Stabwerke, Erneuerung der meisten Treppenbauwerke und Abdichtungen im erdberührten Bereich der Unterkirche.

Die Innenrestaurierung (2020 bis voraussichtlich Ende 2024) verfolgt das Ziel, den Kircheninnenraum ansprechend und attraktiv zu gestalten und für die zukünftigen Nutzungsanforderungen auszustatten.

Was wird bei der Innenrestaurierung unternommen?

18.000 Kubikmeter Erstellung von Raumgerüsten zur Bearbeitung aller Oberflächen, 5000 Quadratmeter Reparatur geschädigter Putzflächen an den Gewölben und Wänden, 5000 Quadratmeter dezente, aber spannende farbliche Neufassung der Gewölbe und Wandoberflächen unter Aufnahme historischer Gestaltungselemente beziehungsweise –ideen, Liturgische Neuordnung durch Wiedererschließung der Längsachse mittels zentraler Anordnung von verändertem Ambo, altem Taufbecken und neuem Kirchengestühl sowie Einrichtung einer Werktagskapelle in der ehemaligen Josefskapelle, Reinigung der denkmalgeschützten Klaisorgel von 1903 und der beiden Tafelbilder im Querschiff von 1906, Reinigung und Restaurierung des Josefsaltars für die zukünftige Werktagskapelle, Reinigung des kompletten Kirchenbodens aus Sandstein und Fliesen, Erstellung einer neuen gespendeten Chororgel im Südseitenschiff mittels eigener Pfahlgründung, Kompletterneuerung der gesamten uralten Elektroversorgung, digitale Aufrüstung für zukünftige Nutzungszwecke, Erneuerung der Beleuchtung und Beschallung, Teilerneuerung und Verstärkung der Kirchenheizung, Sanierung der Unterkirche sowie Ausstattung dieser mit einer Lüftungsanlage für die musikalische Nutzung durch die Kolpingstiftung.

Insgesamt wird die große Restaurierung knapp 9,5 Millionen Euro kosten, allerdings verteilt über einen Zeitraum von 17 Jahren. Eine sehr große, aber vertretbare Investition in Hinblick auf die Bedeutung des Baudenkmals und die Nutzungsmöglichkeiten durch kommende Generationen. Zum Vergleich: Eine Investition in dieser Höhe würde nicht einmal für die Sanierung einer mittelgroßen oder den Neubau einer kleinen Autobahnbrücke reichen.

Was bleibt?

Die Verpflichtung zur Nutzung, regelmäßigen jährlichen Inspektion, Pflege und Wartung insbesondere der Dächer und Entwässerungssysteme, deren Vernachlässigung in der Vergangenheit hauptschadensverursachend und damit kostentreibend war, sowie alle fünf Jahre die Kontrolle der kritischen Holztragwerke und Natursteinaufbauten.

Die Feststellung, dass alle am Bau Beteiligten Handwerker, Planer, Mitarbeitenden der Pfarrei, des Bistums und des Fördervereins sowie viele weitere ehrenamtlich tätige Menschen durch ihr enorm hohes Engagement für die Sache sowie den Aufbau einer Zuneigung zum Objekt selbst zum Gelingen der großen Restaurierung beigetragen haben.

Die tiefe Dankbarkeit, die seit 2005 fast 20jährige, außergewöhnliche, in jeder Hinsicht aufregende und herausfordernde sowie ehrenvolle Aufgabe als verantwortlicher Planer und Bauleiter, Lukas Lehners, bewerkstelligen zu dürfen.

Die Restaurierung wird noch dieses Jahr andauern. Einige Bauaktivitäten finden noch im Inneren der Kirche statt. Installation der neuen Beleuchtung und Beschallung, Aufbau und Stimmung der beiden Orgeln, der Wiederaufbau des restaurierten Josefaltars, die Freilegung und Reinigung der Tafelbilder, restliche Malerarbeiten im Chor, etc. Trotzdem werden ab Ostern an den Wochenenden regelmäßig Gottesdienste stattfinden. Kommen Sie uns besuchen und erleben Sie die Vollendung der großen Restaurierung mit.
Lukas Lehners ist sich sicher, „Mariechen“ wird auch in Zukunft noch Geheimnisse und Überraschungen offenbaren.red

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Autor:

Karin Hoffmann aus Ludwigshafen

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