Kleiner wohnen: Diana Drumm ist in ein "Mobile Home" gezogen
Morbach. Wie viel Wohnfläche benötigt eine Person? Was muss eine Wohnung bieten? Was ist verzichtbar und was nicht? Diana Drumm hat für sich Antworten auf diese Fragen gefunden. Seit Ende November wohnt sie im Niederkirchener Ortsteil Morbach in einem "Mobile Home", einem Zuhause auf Rädern.
Von Monika Klein
Diana Drumm strahlt. "Es hat sich rentiert", sagt sie und lässt ihren Blick zufrieden durch Wohn- und Essbereich und Küche schweifen. Eine bodentiefe Glasfront gibt den Blick in das Wiesengrundstück frei. In Weiß, Schwarz- und Grautönen sind Decke, Wände und Boden gehalten. Liebgewonnene Familienstücke sind mit den Massivholzmöbeln mit eingezogen und die in Silber gehaltene, teils funkelnde Dekoration verleiht dem Interieur einen Hauch Exklusivität. Selbst das Bad und das Schlafzimmer sind in diesen Farben gehalten und strahlen Behaglichkeit aus. Dass sie die Wohnfläche mit dem Umzug aus ihrer Mietwohnung mit 90 Quadratmetern Wohnfläche in ihr "Mobile Home" um mehr als die Hälfte verkleinert hat, stört sie kein bisschen. Im Gegenteil, sie sagt: "Ich fühle mich wohl, ich bin angekommen."
Die 57-Jährige stammt aus Oberstaufenbach im Kreis Kusel. Über Jahre hinweg hat sie in ihrem Elternhaus gewohnt, das ihr jedoch, nachdem ihre Mutter ins betreute Wohnen umgezogen war, zu groß für sie alleine vorgekommen ist. Sie fand eine Mietwohnung in Niederkirchen, doch schon bald keimte der Wunsch auf, etwas Eigenes haben zu wollen. Ihr war es wichtig, im Alter mehr Sicherheit zu haben und mit Blick in die Zukunft möglichst seniorengerecht zu wohnen. Sie begann, im Internet zu recherchieren und stieß auf die Mini-Häuser oder "Tiny Houses", die es in vielen Varianten gibt. Sie sind deutlich kleiner und günstiger als herkömmliche Häuser, verfügen aber über alles Notwendige. Nach einem Reiturlaub zum Probewohnen stand für sie fest: "Das kommt für mich in Frage."
Drumms Glück: Kein Bebauungsplan
Für Mini-Haus-Interessenten stellen die Suche nach einem Grundstück und die Baugenehmigung oft ein Problem dar. Bei Drumm war das nicht der Fall. Sie hatte Glück, denn die Baulücke in der Lindenstraße stand zum Verkauf und es lag kein Bebauungsplan vor. Im April 2023 stellte sie die Bauvoranfrage, im Oktober lag die Genehmigung auf ihrem Tisch – und damit ging es Schlag auf Schlag voran. Sie erstand das rund 700 Quadratmeter große Grundstück und bestellte ihr Wunsch-Mobile-Home bei einer in Münster ansässigen Firma, die mit einem polnischen Produzenten kooperiert. Das bedeutete aber auch, dass sie viele Stunden mit Millimeterpapier und Lineal am Tisch saß, um ihr Minihaus detailliert zu planen. Viele Fragen galt es zu beantworten: Wie viele Fenster soll es haben und wo sollen sie hin? Wie bringe ich meine bisherige Küche und die Couch unter? Wo passt die Kommode hin?
Der Transport aus Polen über Berlin in die Pfalz, für den Sondergenehmigungen eingeholt werden mussten, war eine ganz eigene Sache, die nicht ohne Schwierigkeiten verlief. Es galt ein schmales Zeitfenster auszunutzen, in dem der Schwertransporter mit seiner vier mal zwölf Meter großen Ladung die Autobahnen ohne Baustellen passieren konnte. Nachdem Datum und Route feststanden, rollte der Tieflader am 13. November 2024 morgens um 4 Uhr an. Nur, anders als geplant, stand das "Mobile Home" verkehrt herum auf der Ladefläche, sodass Drumms zukünftiges Zuhause nur mit Hilfe eines Traktors ausgerichtet und an Ort und Stelle gezogen werden konnte. Nach drei Stunden war es geschafft.
Anschließend wurden Säulen aus Platten betoniert, auf denen das Haus auf Rädern abgestellt ist. Weil es nicht mehr bewegt werden soll, wurde die Luft aus den Reifen gelassen und die Versorgungsleitungen von Strom, Wasser und Abwasser angeschlossen. Mehrere Handwerksfirmen übernahmen den Innenausbau, sodass am 26. November die Spedition mit den Umzugskisten vorfahren konnte. Es folgten aufregende Tage des Einrichtens, bis alles seinen Platz gefunden hatte. "Viel aussortieren musste ich nicht", erzählt Drumm, "aber ich brauche noch ein Gartenhäuschen." Darin will sie zwei Schränke und Hausrat deponieren, von denen sie sich nicht trennen wollte. Im Frühjahr sollen auch noch der Stellplatz fürs Auto, der Eingangsbereich und die Terrasse hergerichtet werden.
Das erste Weihnachtsfest hat Drumm schon in ihrem neuen Zuhause zusammen mit ihrer 90 Jahre alten Mutter, die im Rollstuhl sitzt, gefeiert. "Das Haus gefällt ihr gut", sagt sie. Überhaupt habe sie bislang nur positive Rückmeldungen von Freunden, Bekannten und Nachbarn bekommen. Mittlerweile hat die Alleinstehende auch die ersten harten Frostnächte mit Temperaturen von minus 9 Grad erlebt. "Kein Problem", meint sie. Der außenliegendende Wasseranschluss wird von einer Rohrbegleitheizung vorm Zufrieren bewahrt und das Haus an sich wird über eine Luftwärmepumpe geheizt. Zudem besteht die Außenfassade aus sechs Schichten und es verfügt über dreifach verglaste Fenster. Dies entspreche einem Effizienzhaus 40, so Drumm. Eine kleine mobile Elektroheizung hat sie sich dennoch für Winterabende auf der Couch zugelegt.
Rund drei Jahre hat es von den ersten Überlegungen und der Entscheidung für ein "Mobile Home" bis zum Einzug gedauert. Eine aufreibende Zeitspanne, in der es viel zu bedenken und zu planen gab. Wenn Drumm jetzt in ihrem "Reich" steht und sich umschaut, ist sie mehr als zufrieden. "Das hier ist mein Altersruhesitz", sagt sie mit fester Stimme. [lmo]
Autor:Monika Klein aus Kaiserslautern |
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