Keine Grenzwerte beim Düngen und Spritzen von Weihnachtsbäumen
Marktlücke „schadstofffreier Baum“
Von Jens Vollmer
Kaiserslautern. 25 Millionen Weihnachtsbäume benötigen die Deutschen Jahr für Jahr. Für dieses Accessoire einer gemütlichen, weihnachtlichen Wohnzimmer-Atmosphäre werden in der Bundesrepublik jeden Dezember circa 700 Millionen Euro ausgegeben. In einer aktuellen Sendung von „plusminus“ hat das Nachrichtenmagazin nun aber auf erhebliche Schadstoffe in den Nadeln hingewiesen. Das Wochenblatt hat lokal bei Klaus Platz, Forstrevier Morlautern, nachgefragt.
???: Herr Platz, „plusminus“ warnt vor dem Ausgasen gespritzter Weihnachtsbäume und rät dazu, regelmäßig das Zimmer zu lüften. Bisher dachte ich immer, solch ein Baum sei gut für das Raumklima, schließlich werden auch Sauerstoff produziert und ätherische Öle freigesetzt.
Platz: „Mich hat der Bericht auch erschrocken. Aber man muss sich im Klaren sein, dass ein Weihnachtsbaum ein landwirtschaftliches Produkt ist, nur ein Prozent der Bäume aus dem Wald stammt und von diesem einen Prozent auch nur ein kleiner Teil FSC-zertifiziert ist. Zum allergrößten Teil werden die Bäume in anderen Ländern in Monokulturen gezüchtet, in denen gegen Insekten, Unkraut und Pilze gespritzt wird. Für Weihnachtsbäume gibt es leider weder Vorgaben noch Grenzwerte, auch Glyphosat kann zum Einsatz kommen. Schadstofffreie Weihnachtsbäume sind quasi eine Marktlücke. “
???: Kurz zusammengefasst: Was beinhaltet ein FSC-Zertifikat?
Platz: „Der Baum muss aus der Region stammen - darf also keine langen Transportwege haben, darf weder gedüngt noch gespritzt sein, darf nicht aus einer Monokultur stammen und die Arbeiter, auch beim Ernten der meist aus Georgien stammenden Baumsamen, müssen nach Sozialstandards, insbesondere Arbeitssicherung beim Pflücken auf den Bäumen, eingesetzt werden. Das Land Rheinland-Pfalz ist das erste, das zukünftig das fsc-Zertifikat erfüllen möchte. Mittlerweile haben vier Forstämter damit begonnen dies umzusetzen. In Kaiserslautern können wir bereits für die Flächen Wasserloch und Rummelshald das FSC-Zertifikat erfüllen. Die Kontrollen dafür sind sehr streng, es ist der strengste Standard weltweit.
???: Im Saarland setzt ein Baumzüchter auf eine bestimmte Sorte Schafe, die zwar Unkraut fressen, aber die Bäume verschonen, die mit ihrer an den Bäumen abgestreiften Wolle Schädlinge abhalten und mit ihrem Mist noch den Boden düngen. Ist so etwas auch in Kaiserslautern denkbar?“
Platz: „Ich halte das für eine sehr interessante Möglichkeit. Wir werden uns mit Sicherheit über mehrere Quellen ausführlicher informieren und die Option prüfen.“
???: Viele Bäume werden ja auch recht früh geschlagen, sind dann meist mehr als 500 Kilometer unterwegs und können schon Nadeln verlieren und eine braune Schnittfläche aufweisen.
Platz: „Bei unserem Event am kommenden Samstag in der Nähe des Eichenlagerplatzes an der Entersweilerstraße können die Leute von 11 bis 16 Uhr selbst ihren Baum absägen oder Mitarbeiter sind dabei behilflich. Frischer geht es nicht mehr.“
???: Wie sieht es mit den Kosten für Bio-Bäume aus, wenn das Einhalten der FSC-Richtlinie aufwendig ist?
Platz: „Natürlich muss der Aufwand seinen Preis haben. Ohne Chemie wird mehr Handarbeit investiert und die Bäume wachsen langsamer. Das macht sich im Preis bemerkbar. Allerdings ist der nicht so viel höher, als dass sich ein sorgenfreies Weihnachtsfest - in Bezug auf die eigene Gesundheit und auf einen Beitrag zum Klimaschutz - nicht lohnen würde.“
Autor:Jens Vollmer aus Wochenblatt Kaiserslautern |
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