Nationale Akademie empfiehlt baldige Schulöffnung
Maskenpflicht in Bus und Bahn, Kitas weiter nur mit Notbetreuung
Studie. Wann kehrt die Gesellschaft zum normalen Leben zurück? Forscher der Leopoldina in Halle legen in einer Stellungnahme konkrete Ideen vor – und empfehlen, einige Schulen so bald wie möglich wieder zu öffnen. Außerdem schlagen sie eine Masken-Pflicht in Bus und Bahn vor.
Die Nationale Akademie der Wissenschaften Leopoldina in Halle empfiehlt, unter bestimmten Voraussetzungen so bald wie möglich zuerst Grundschulen und die Sekundarstufe I schrittweise zu öffnen. In einer am Ostermontag veröffentlichten Stellungnahme der Wissenschaftler heißt es unter anderem zu den Voraussetzungen, die Infektionen müssten auf niedrigem Niveau stabilisiert werden. Auch müssten die bekannten Hygieneregeln weiterhin eingehalten werden.
In der Stellungnahme "Die Krise nachhaltig überwinden" sagen die Experten, dass auch viele weitere Teile des öffentlichen Lebens schrittweise unter bestimmten Voraussetzungen wieder normalisiert werden können. Zunächst könnten etwa der Einzelhandel, das Gastgewerbe und Behörden öffnen. Die Experten sprechen sich zudem für eine Masken-Pflicht etwa in Bussen und Bahnen aus.
Bundeskanzlerin Angela Merkel hatte die Studie der Leopoldina zuvor als "sehr wichtig" für das weitere Vorgehen bezeichnet. Sie will gemeinsam mit den Ministerpräsidenten kommenden Mittwoch über das weitere Vorgehen beraten.
Was die Leopoldina im Einzelnen vorschlägt:
Nach Ansicht der Forscher hat die Krise im Bildungswesen für eine Verschärfung sozialer Ungleichheit geführt. Das gelte es abzufedern, schreiben die Wissenschaftler in ihrer Stellungnahme. Bildungseinrichtungen müssten daher so bald wie möglich wieder geöffnet werden. Das gelte insbesondere für Grundschulen und die Sekundarstufe I. Zur Sekundarstufe 1 gehören etwa Hauptschulen, Realschulen, Gesamtschulen bis Klasse 10 sowie Gymnasien bis einschließlich der Klassen 9 beziehungsweise 10. Vor allem Jüngere bräuchten persönliche Betreuung, Anleitung und Unterstützung, schreiben die Wissenschaftler zur Begründung.
Ältere Schüler dagegen könnten dagegen eher digital lernen. Der Betrieb in Kitas und Horten soll laut Leopoldina dagegen "nur sehr einschränkt" wiederaufgenommen werden. Grund sei, dass kleinere Kinder sich nicht unbedingt an Schutzmaßnahmen und den nötigen Abstand zueinander hielten.
Um Schritt für Schritt zum gewohnten öffentlichen Leben zurückzukehren, müssen laut Leopoldina mehrere Voraussetzungen erfüllt sein. Die Neuinfektionen müssten sich "auf einem niedrigen Niveau" stabilisieren. Zudem müssten notwendige Reservekapazitäten in Kliniken aufgebaut und die Versorgung anderer Patienten wieder regulär aufgenommen werden. Wenn darüber hinaus Schutzmaßnahmen wie der gegenseitige Abstand eingehalten würden, könnten in einem ersten Schritt der Einzelhandel und Gaststätten wieder öffnen.Auch private und dienstliche Reisen sowie gesellschaftliche, kulturelle und sportliche Veranstaltungen könnten wieder stattfinden, wenn die Voraussetzungen erfüllt seien.
Die Wissenschaftler schlagen darüber hinaus eine Pflicht von Schutzmasken bei der Nutzung von Bussen und Bahnen im öffentlichen Personennahverkehr vor. Die Forscher sprechen sich in ihrer Stellungnahme auch dafür aus, nur im "äußersten Notfall" staatliche Beteiligungen zur Stabilisierung von Unternehmen einzusetzen.
Die Corona-Krise erfordere in höchstem Maße ein europäisch-solidarisches Handeln. Die Experten rufen zudem dazu auf, an der marktwirtschaftlichen Wirtschaftsordnung festzuhalten. So sei an der Schuldenbremse im Rahmen ihrer derzeit geltenden Regeln festzuhalten. Dies erlaube gerade in so besonderen Zeiten wie der Corona-Krise eine deutlich höhere Verschuldung, verlange aber bei der Rückkehr zur Normalität wieder deren Rückführung. ps
Autor:Ralf Vester aus Kaiserslautern |
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