Eine Erfolgsgeschichte
Meisterschule für Handwerker feiert 150-jähriges Bestehen

Schwebender Dachstuhl: Richtfest mit Zimmermannsklatsch | Foto: Bezirksverband Pfalz
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Kaiserslautern. „150 Jahre Meisterschule für Handwerker in Kaiserslautern (MHK) ist eine Erfolgsgeschichte, die einzigartig ist“, sagte Schulleiter Steffen Hemmer zu Beginn einer Feierstunde im voll besetzten Pfalztheater Kaiserslautern. Drei Schulen unter einem Dach würden für Handwerk und Industrie wichtige Fachkräfte sichern und zum sozialen Frieden in der Gesellschaft beitragen. Die MHK sei ein „Aus- und Weiterbildungszentrum der Pfalz, das weit über seine Grenzen hinausstrahlt“. Jährlich verließen rund 100 Gesellen, 120 staatlich geprüfte Techniker sowie 130 angehende Meister, die auf ihre Prüfung vor der Handwerkskammer der Pfalz vorbereitet worden seien, die Bildungsstätte des Bezirksverbands Pfalz. Dieser „statte seine Einrichtung erstklassig aus“, wofür er sehr dankbar sei. Zuvor eröffnete ein Rückblick in die Geschichte, der schmunzeln ließ, die Szenerie: Christian Birko-Fleming gab im historischen Kostüm den Erbauer Carl Spatz bei seiner Eröffnungsrede, immer wieder unterbrochen von Angela Pfenninger, die eine Gattin eines Kreismedizinalrats gespielt hat.
Es sei „Zeit, innezuhalten, auf Vergangenes zurückzublicken und das Erreichte zu feiern“, sagte Bezirkstagsvorsitzender Theo Wieder in seiner Festrede. Sinn des Jubiläums sei es, die Vision, die Leitidee, die zur Gründung geführt habe, zu erneuern. Die Anfänge der MHK stünden in engem Zusammenhang mit der Industrialisierung: „Vor 200 Jahren traten die Industriebetriebe neben das klassische Handwerk.“ Der Landrath der Pfalz, der heutige Bezirkstag Pfalz, habe schon in der Mitte des 19. Jahrhunderts von der bayerischen Regierung gefordert, weitere Gewerbeschulen aufzubauen, um das traditionelle Handwerk wiederzubeleben. So seien das Pfälzische Gewerbemuseum und die Kreisbaugewerkschule gegründet worden, damit das Museum eine Vorbildfunktion für das Handwerk ausüben könne. Im Museum seien die besten Werke ausgestellt worden und die benachbarte Schule habe vermitteln könne, wie man solche Werke hervorbringe. „Der Bezirksverband Pfalz investiert immer wieder in seine überregionale Fachschule, um die Werkstätten auf dem neusten Stand der Technik zu halten“, so Wieder. Die MHK stehe mitten in der Gesellschaft. Als vor rund 25 Jahren mehr Ausbildungsplätze gebraucht worden seien, habe die MHK ihre Kapazität enorm hochgefahren und damit „Leistungs- und Anpassungsfähigkeit“ bewiesen. Die MHK vermittele praxisnah jungen Menschen das erforderliche Wissen und sei damit ein wichtiger Partner für Industrie und Handwerk. Weder die schulische noch die duale Ausbildung seien Selbstzweck, sondern den regionalen Bedürfnissen entsprechend zu beurteilen. Und so appellierte Wieder: „Bewährte Strukturen dürfen nicht zerschlagen werden“, was mit starkem Beifall begleitet wurde. Die lebenslange Weiterbildung sei das Maß aller Dinge. Die MHK stehe mit ihren drei Säulen bereit, ihren Beitrag für die Herausforderungen unserer Gesellschaft zu leisten.
Die Bildungsstätte sei „nah am Arbeitsmarkt, nah an den Bedürfnissen, nah an den jungen Menschen ausgerichtet“, sagte der rheinland-pfälzische Minister für Arbeit, Soziales, Transformation und Digitalisierung, Alexander Schweitzer. Die MHK habe stets die dynamische Entwicklung auf dem Markt im Blick und verstehe es, immer wieder Impulse zu setzen. Und was den Träger der MHK betreffe, bezeichnete er den Bezirksverband Pfalz als „kluges Instrument der interkommunalen Zusammenarbeit, das zudem eine urdemokratische Tradition hat“. Für die rheinland-pfälzische Bildungsministerin, Dr. Stefanie Hubig ist die MHK eine der traditionsreichsten Institutionen im Land. Bei ihrer Gründung 1874 habe es „gewaltige Umwälzungen“ gegeben. Die industrielle Revolution habe das Handwerk jedoch nicht schrumpfen lassen, sondern es gestärkt. „Die Schule hat dem Wandel der Zeit standgehalten und sich immer angepasst.“ Und sie erinnerte daran, dass seit rund 100 Jahren auch Frauen die MHK besuchen würden. „Die Schule legt für ihre Schüler ein entscheidendes Fundament für ein gelingendes und erfülltes Leben“, sagte Hubig. Nach wie vor würden Berufe aufhören zu existieren. Die Berufsbildenden Schulen seien auch Orte der Demokratiebildung. Es gelte, der heterogenen Schülerschaft die demokratischen Werte zu vermitteln.
Anschließend interviewte Günther Fingerle vom Pfalztheater, der die Feierstunde charmant moderierte, die ehemaligen Schulleiter Fritz Buch und Eckhard Mielke zur Entwicklung der MHK. Der Friseurmeister Benedikt Smarsly, der schon mit etlichen Preisen bedacht wurde, stellte das Friseurhandwerk vor und präsentierte ein weibliches und männliches Modell, die eine perfekte Show darboten. Alexander Diego Fritz und Richard Hollinek erläuterten das hohe Niveau des Karosseriebaus an der MHK und präsentierten ihr Buch „Die Meisterschule für Handwerker – Wiege des deutschen Karosseriebaus“. Zum Abschluss errichteten 22 Zimmerer einen schwebenden Dachstuhl ohne Schraub- und Nagelverbindungen und feierten Richtfest mit Richtspruch und Zimmermannsklatsch unter Anleitung von Karl Jung. Abschließend dankte die stellvertretende Schulleiterin Anja Schlösser allen Mitwirkenden. Die musikalische Gestaltung mit Gesang und Klavier übernahmen Valerie Gels und Frank Kersting vom Pfalztheater. hät/red

Schwebender Dachstuhl: Richtfest mit Zimmermannsklatsch | Foto: Bezirksverband Pfalz
Sorgten eingangs fürs Schmunzeln: Christian Birko-Fleminga als Carl Spatz und Angela Pfenninger als Kreismedizinalrats-Gattin | Foto:  Bezirksverband Pfalz
Autor:

Kristin Hätterich aus Mannheim

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