Opfer von Telefonbetrug? So hilft der Weiße Ring Ihnen weiter
Telefonbetrug. Der Telefonbetrug jeglicher Art hat in der jüngsten Vergangenheit sprunghaft zugenommen. Ganz gleich, ob zwielichtige Anrufe mit ausländischen Vorwahlen, gefälschten Telefonnummern, die sogar polizeiliche Hintergründe vorgaukeln, Enkeltricks oder Telefonate mit angeblichen Bank- oder Microsoft-Mitarbeitern – die Palette der Betrugsmaschen ist ebenso riesig wie die Gefahr, auf einen solchen Betrug auch tatsächlich reinzufallen. Die Opfer sind längst nicht mehr nur eher ältere Menschen, sondern können jüngere Generationen genauso betreffen.
Neben einem häufig beträchtlichen materiellen Schaden haben die Opfer von Telefonbetrug auch nicht selten mit der Scham und harten Selbstkritik zu kämpfen, sich auf so etwas überhaupt eingelassen zu haben. Was tue ich also, wenn ich Opfer eines solchen Betrugs geworden bin. Wie verhalte ich mich am besten?
Welche Rechte habe ich bei Telefonbetrug? So hilft der Weiße Ring Betroffenen weiter
Wir haben beim Weißen Ring nachgefragt, der größte Hilfsorganisation für Opfer von Kriminalität in Deutschland. Persönliche Betreuung, menschlicher Beistand, Zuwendung und Anteilnahme sind unverzichtbare Elemente von deren Arbeit. Gerhard Schworm, Leiter der Außenstelle Kaiserslautern (Stadt und Kreis) vom Weißen Ring, hat uns in einem Interview Rede und Antwort zum Thema Telefonbetrug gestanden und aufgezeigt, wie die Geschädigten unterstützt werden können. [rav]
???: Herr Schworm, was sind die ersten Schritte, die Opfer eines Telefonbetrugs unternehmen sollten?
Gerhard Schworm: Die Betroffenen sollten sich unbedingt der Polizei anvertrauen und Strafanzeige und gegebenenfalls Strafantrag stellen. Sollten bei dem Betrug Bankdaten erlangt worden oder bereits Abbuchungen erfolgt sein, wird empfohlen, sich mit der Bank in Verbindung zu setzen, um möglichst den Schaden zumindest zu begrenzen.
???: Wie hilft der Weiße Ring bei der Aufklärung und Aufarbeitung der Vorfälle?
Gerhard Schworm: Die Aufklärung der Betrugsstraftat ist alleinige Aufgabe der Strafverfolgungsbehörden. Der Weiße Ring steht den Betroffenen zur Seite. Persönliche Opferhelfer leisten emotionalen Beistand und begleiten im Einzelfall zu Polizei-, Gerichts- und Behördenterminen. Außerdem vermittelt der Weiße Ring externe Beratungsstellen im erreichbaren Umfeld.
???: Was sind die größten Herausforderungen, denen sich Betrugsopfer oft stellen müssen?
Gerhard Schworm: Es sind zum einen die materiellen Verluste, die erheblich sein können. Zum anderen, und vielleicht schwerwiegender, leiden Opfer unter physischen, psychischen und sozialen Beeinträchtigungen, die tiefgreifende Einschnitte verursachen. Betroffene zweifeln an sich selbst, empfinden Scham und erleiden einen massiven Vertrauensverlust gegenüber den Mitmenschen und der Gesellschaft.
???: Welche Rechte haben Opfer eines Betrugsdelikts?
Gerhard Schworm: Opfer eines Betrugs haben die gleichen Rechte wie Opfer von Straftaten allgemein. Man muss zwischen der strafrechtlichen Verfolgung des Täters und der zivilrechtlichen Forderung nach Schadenersatz unterscheiden. Im Strafverfahren befindet sich das Opfer in der Zeugenposition mit all den Rechten und Pflichten. Wenn es gelingt, den Täter zu ermitteln, kann zivilrechtlich Schadenersatz geltend gemacht werden.
???: Inwiefern unterstützt der Weiße Ring die Opfer auch bei rechtlichen und finanziellen Fragen?
Gerhard Schworm: Der Weiße Ring leistet satzungsgemäß keinen Schadenersatz. In besonderen Notlagen kann eine finanzielle Soforthilfe gewährt bzw. eine Opferhilfe beantragt werden. Es handelt sich jeweils um eine Einzelfallentscheidung. Der Weiße Ring finanziert, soweit Bedarf besteht, eine anwaltliche Erstberatung.
???: Welche typischen Reaktionen erleben Opfer von Trickbetrug?
Gerhard Schworm: Vereinzelt bekommen insbesondere ältere Menschen von ihrem Umfeld unterschwellig oder auch direkt Vorwürfe gemacht. Der Gedanke, es passiert immer nur den anderen, weil man ja selbst nie auf so etwas reinfallen würde, ist weit verbreitet.
???: Gibt es Fälle, in denen Betroffene erfolgreich entschädigt wurden?
Gerhard Schworm: Ja, es gibt vereinzelte Fälle.
???: Welche Unterstützung bietet der Weiße Ring speziell für Opfer von Telefonbetrug?
Gerhard Schworm: Eine spezielle Unterstützung für Betrugsopfer gibt es nicht. Opfer können sich auf drei Wegen an den Weißen Ring wenden:
- Telefonberatung in der Zeit von 7 bis 22 Uhr unter der Telefonnummer: 116 006
- Onlineberatung: Zu finden unter www.weisser-ring.de
- Außenstelle Kaiserslautern, zuständig für die Stadt und Landkreis unter Telefon: 0151 55164665 oder per E-mail: kaiserslautern@mail.weisser-ring.de
Autor:Ralf Vester aus Kaiserslautern |
Kommentare
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.