„Total ausgepowert, aber das war es wert“
Private Hilfsaktion für die Hochwasseropfer
Hochwasserhilfe. Alle haben die schrecklichen Bilder der Hochwasserkatastrophe noch vor Augen. Am 14./15. Juli hat diese durch tagelange Unwetter ausgelöste Jahrhundertflut vor allem den Menschen im besonders stark betroffenen Ahrtal über Nacht teilweise alles genommen. Es waren beklemmende Szenen, die in ihrer Dramatik schlimmer nicht hätten sein können. Binnen Sekunden waren nicht nur erschreckend viele Leben ausgelöscht und zig Häuser förmlich dem Erdboden gleichgemacht worden, sondern von jetzt auf gleich wurden auch über Jahrzehnte hinweg aufgebaute Lebenswerke ausradiert.
von Ralf Vester
Schier unerträgliche Bilder, die etlichen Menschen tief unter die Haut gingen, lösten bei vielen den Impuls aus, unbedingt helfen und das Leid der Betroffenen damit wenigstens ein bisschen lindern zu wollen. So machten sich in den Folgetagen nicht nur Helfer des Katastrophenschutzes, der Feuerwehr und Kanalreinigungsexperten aus dem Raum Kaiserslautern auf den Weg in die Krisengebiete, sondern auch die ein oder andere private Initiative.
Von der Idee bis zur Umsetzung dauert es nicht lange
Michael Merz, Chef eines unter anderem auf Entrümpelungen spezialisierten Unternehmens, hatte sofort den Gedanken, den vor dem Nichts stehenden Betroffenen zu helfen und so in ihnen das Fünkchen Hoffnung zu nähren, dass es auch für sie nach all dem Horror irgendwie weitergehen wird. Der Verein „Lautern hilft Lautern e.V.“, der schloss sich seiner Initiative an. Von der Idee bis zur Umsetzung sollte es nicht lange dauern. Umgehend hatte Michael Merz seine Jungs und weitere Helfer rekrutiert. Sibel Lopez, Vorsitzende des Vereins, tat es ihm gleich und holte ebenfalls zahlreiche Leute mit ins Boot.
Mit jeder Menge Man- und Girlpower auf Tour
„Bewaffnet“ mit Eimern, Schaufeln, Spitzhacken, Vorschlaghämmern, Gummistiefeln und Handschuhen sowie mit zwei kompakten Baggern und jeder Menge Man- und Girlpower im Gepäck machte sich die Crew am Samstag, 24. Juli, ebenso auf den Weg ins Hochwassergebiet an der Ahr wie die fleißigen Helferinnen und Helfer von „Lautern hilft Lautern“. Diese hatten eine Vielzahl an Lebensmitteln, Hygieneartikeln und Produkten für den täglichen Bedarf zusammengetragen.
Auch der Kaiserslauterer Unternehmer Andreas Damm war von der Idee begeistert und verstärkte seinerseits den annähernd 50 Helfer starken Trupp. Er steuerte einen mit Trinkwasserbehältern, Solardusche und einem großen Grill beladenen Pritschenwagen sowie seine Muskelkraft bei und machte sich unter dem Motto „Wash and Worscht“ mit auf den Weg.
Ziel des Hilfskonvois war das ebenfalls stark vom Hochwasser in Mitleidenschaft gezogene Bad Bodendorf bei Sinzig im Ahrtal. Die dorthin bestehenden persönlichen Kontakte machten es überhaupt erst möglich, die Polizeikontrollen passieren zu dürfen und sicher an den Einsatzort zu gelangen.
Rangeklotzt ohne Ende
Während sich die starken Männer um Michael Merz und Andreas Damm nach und nach durch etliche durchnässte Keller und Erdgeschosse ackerten, dabei häufig Estrich herausklopften und sie mit Hilfe von so manch einer Eimerkette besenrein den Besitzern übergeben konnten, machten sich die Helferinnen und Helfer von „Lautern hilft Lautern“ ans Grillen der mitgebrachten Würstchen und eröffneten in einer Garage einen provisorischen Shop mit Lebensmitteln, Getränken, Hygieneartikeln und vielem mehr. Diese fanden bei den unendlich dankbaren Flutopfern reißenden Absatz. Selbst die Polizei- und Feuerwehrkräfte vor Ort wurden von den Lautrern mitversorgt.
Rechtschaffen müde und voller Demut wieder nach Hause
Am Sonntagabend, 25. Juli, ging es für das Team nach unzähligen Stunden selbstloser Hilfe und kaum Schlaf wieder zurück in die Pfalz – rechtschaffen müde, verschlammt und um viele bewegende Eindrücke und persönliche Begegnungen reicher. „Das Ausmaß der Zerstörung ist unvorstellbar. Autos, Häuser, Brücken, Straßen, Gärten – alles ist verwüstet. Viele stehen vor dem absoluten Nichts. Die ungeheure Dankbarkeit der Menschen und die große Solidarität unter den Betroffenen wie auch den Helfern ist sehr berührend und macht demütig. So müde und kaputt waren die meisten von uns bestimmt noch nie, aber das war es absolut wert. Wir sind mit dem guten Gefühl nach Hause gefahren, konkret etwas bewirkt zu haben“, sind sich Michael Merz, Andreas Damm und Sibel Lopez einig.
Die Hilfsaktion soll keineswegs eine einmalige Sache bleiben. Es sind noch mehrere Touren über die kommenden Monate hinweg geplant. Gegen Ende August geht es erneut nach Bad Bodendorf.
Autor:Ralf Vester aus Kaiserslautern |
Kommentare
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.