Veranstaltungen 875 Jahre Erfenbach
Robbenspeck an Gift und Galle - Satire und Flower-Power
Robbenspeck an Gift und Galle
Meine „beste Ehefrau“ von allen hatte mir diesen Tipp bei der Suche nach einem außergewöhnlichen Ort für eine Lesung zugeflüstert und unser „Erfenbacher-875-Jahrfeier-Cheforganisator“ Paul-Peter Götz war davon sichtlich angetan. Er musste auch die Mieterin dieser Räumlichkeiten, Silvia Dreher von AMC, nicht lange überreden und so saßen wir nun zwischen Töpfen, Pfannen, verführerischen Essensdüften und harrten der Dinge, die da auf uns zukommen würden. Aber der Ort passte, wie die „Faust aufs Auge“ (fünf Euro ins Phrasenschwein). Denn Andreas Fillibeck wollte uns mit einer Lesung aus seinem neuesten Werk, dem „Ersten satirische Kochbuch“ mit dem Titel: „Robbenspeck an Gift und Galle“ beglücken.
In Begleitung von Hans Nauerz, der für die musikalische Untermalung sorgen sollte, war die Bühne bereitet für die beiden, die sich selbst gerne als: „Zwei Affen, wie sie unterschiedlicher
nicht sein könnten“ bezeichnen. Wir Zuhörer, die „Mitaffen“ oder auch vielleicht Zoobesucher, genossen das musikalische Intro „Heute hier, morgen dort“ vorgetragen von Hans Nauerz.
Aber das war nur die „Ruhe vor dem Sturm“ (weitere fünf Euro ins Phrasenschwein), denn der zweite Protagonist griff in das Geschehen ein und dies fulminant, ohne Schonfrist, ohne Rücksicht auf Zartbesaitete, startete er mit der Horrorgschichte von „Karl, der Kopfsalat“, um dann nahtlos auf die Vorzüge der Molekularküche überzuleiten, die der Autor dieser Zeilen direkt wieder aus seinem Gedächnis (gruselig) verdrängt hat. Inzwischen war der „Leseaffe“ schon ganz oben auf einer Palme angekommen und auch die besänftigende, zwischen jedem Text einfließende Musik von Hans Nauerz, konnten ihn nicht mehr von seiner Palme bringen. Auch die Versuche von den „Mitaffen“, ihn immer wieder mit aufbrandenden Geräuschen von aufeinander schlagenden Handflächen vom Baum zu scheuchen, schlugen fehl.
Er schwadronierte über die gesunden Eigenschaften von Robbenspeck und Vitaminen in Form von reinen Chemiebomben. Er schilderte uns die Schwierigkeiten der Zubereitung einer „5 Minuten-Terrine“ in einem Paketauto und selbst in der Pause konnte man ihn nicht mit leckerem Essen, zubereitet von unserer aufmerksamen Gastgeberin, von seiner Palme locken. Einzigst einem kühlen „Hopfensmoothie“ war er zugeneigt und nahm es aus den Händen des Zoowärters entgegen.
Er wetterte im zweiten Teil unvermindert weiter. Über den Verlust der letzten Bastionen der Männer, mit ihren 1 Liter Flaschenbieren und Dosenravioli, die von den Frauen mit ihren durchgestylten Gartenpartys verdrängt werden. Mit dem ultimativen Rezeptvorschlag des „Gewittergrillens“, ausgestattet mit Zimmerantenne, Wäscheständer und Gummistiefeln, sollte diese letzte Männerbastion des „Ur-männlichen“ Grillens gehalten werden.
Die unermüdlichen Versuche von Hans Nauerz ihn zu beruhigen, fruchteten anscheinend doch so langsam, oder war es der musikalische Einfluss von Franz Josef Degenhardt? Fillibeck erinnerte nun etwas an „Väterchen Franz“ dem Chronisten, der über die Unzulänglichkeiten der Welt berichtete, wie in der Geschichte von den acht Quadratmeter großen Pflegecontainern, die samt Insassen auf Kreuzfahrt nach Afrika gehen oder die Legende vom letzten Gitarre spielenden Sänger in einer elektronsich verseuchten Welt mit Smartphones und Tablets.
Von seiner Palme wollte er aber immer noch nicht, so griff Hans Nauerz dann auch zu einem letzten, radikalen Mittel um Andreas Fillibeck von seiner Palme zu holen. Eine Prise Kokain von Hannes Wader brachte ihn wieder auf den Boden des Affenhauses zurück, er ließ sich nun auch füttern und ein sanfte Dämmerung legte sich langsam auf den, nun wieder ruhig gewordenen Dschungel, ...großer Applaus ...ausblenden und Abspann... Prädikat: unbedingt lesenswert!
PS: Notiz an mich: Robbenspeck wird NICHT mein Lieblingsgericht!
PPS: Gewitterstimmung... Zimmerantenne und Wäscheständer liegen bereit, der „Lonsome Cowboy“ schreitet in Gummistiefeln Richtung Sonnenuntergang. ..ausblenden, Abspann die Zweite
PPPS: Die Brandwunden schmerzen wirklich nicht all zu sehr und das Fleisch ist lecker...
Autor:Helge Ebling aus Kaiserslautern |
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