Mulmiges Gefühl – begründet oder nicht?
SiKa lud zum Abendspaziergang durch die Lautrer Innenstadt

Abschluss des Rundgangs war an der Mall. Auf dem Bild ist nur ein Teil der Gruppe zu sehen. | Foto: Stadt Kaiserslautern
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Kaiserslautern. Wer schon einmal nachts alleine in einer Stadt unterwegs war, kennt das mulmige Gefühl. Es gibt Situationen, wo man ungewollt nachzudenken beginnt – sei es die Durchquerung einer dunklen Unterführung oder eine Gruppe von Jugendlichen auf der anderen Straßenseite. Man erinnert sich an den Raubüberfall, von dem am Morgen in der Zeitung berichtet wurde, und an die Messerstecherei in der Nachbarstadt letzte Woche, von der man bei Facebook gelesen hat.

Im subjektiven Empfinden vieler Menschen nehmen diese Situationen zu, auch in Kaiserslautern. Doch ist das auch objektiv wirklich der Fall? Zumindest wenn man nach der Kriminalstatistik geht, gibt es kaum Anlass für das geschilderte mulmige Gefühl. So ist die Anzahl der Straftaten im Jahr 2021 gegenüber dem Vorjahr nochmals um fast tausend Fälle zurückgegangen. Die Wahrscheinlichkeit, im Dienstbezirk des Polizeipräsidiums Westpfalz Opfer einer Straftat zu werden, hat sich erneut erheblich verringert.

Dass es so einfach jedoch nicht ist, das erläuterten am Freitagabend Bürgermeisterin Beate Kimmel, Katja Schomburg, Leiterin der Polizeiinspektion Kaiserslautern 1 in der Gaustraße, und Christian Deutsch, Leiter der Polizeiinspektion Kaiserslautern 2 in der Logenstraße. Die Initiative „Sicheres Kaiserslautern“ (SiKa) hatte zum Rundgang durch die Innenstadt geladen. Gemeinsam mit Vertreterinnen und Vertretern aus Presse, Stadtrat und Verwaltung, darunter dem Leiter des Vollzugsdiensts, Werner Schmidt, ging es gut zwei Stunden lang an sogenannte neuralgische Punkte im Sicherheitsempfinden der Lautrerinnen und Lautrer, beginnend auf dem Rathausvorplatz.

Und auch hierbei zeigte sich, dass die Faktenlage auf den ersten Blick wenig Anlass zur Sorge gibt. So beschränkten sich, wie die Polizei ausführte, die bei den täglichen Kontrollen üblicherweise festgestellten Straftaten hauptsächlich auf Verstöße gegen das Betäubungsmittelgesetz oder Körperverletzungsdelikte. Bei ersteren seien jedoch, wie Katja Schomburg erläuterte, nie „harte“ Drogen im Spiel, und bei zweiteren bestehe quasi immer eine Beziehung und eine Vorgeschichte zwischen Täter und Opfer.

Bedeutet: Die Chance, als fremder Passant Opfer eine Körperverletzung zu werden, ist extrem gering. Das Gleiche gelte für die sehr seltenen Raubüberfälle. Dennoch haben viele Menschen Angst, sich abends in der Stadt aufzuhalten. Ein Problem, da war sich die Runde einig, das man ernst nehmen muss.

„Die Fakten sind scheinbar eindeutig, und dennoch gibt es viel zu tun“, so das Fazit von Bürgermeisterin Kimmel nach dem Rundgang. Seit ihrem Amtsantritt im Herbst 2018 hat sie sich die Themen Sauberkeit und Sicherheit auf die Fahnen geschrieben, die, da ist sich die Ordnungsdezernentin sicher, Hand in Hand gehen. „Wir haben ein vielschichtiges Problem vor uns, für das es keine einfache Lösung gibt. Mit einer Aufstockung des Personals von Polizei und Vollzugsdienst oder mehr Mülleimern an der Mall sei es nicht getan. „Damit bekämpfen wir – wenn überhaupt – die Symptome eines tieferliegenden sozialen Problems, das wir gesellschaftlich lösen müssen.“ Kimmel warb für den Dialog mit den Zielgruppen, etwa durch Streetworker. „Ein sicheres und sauberes Kaiserslautern erreichen wir nur, wenn wir alle davon überzeugen können, dass es gesellschaftliche Regeln gibt, an die wir uns halten müssen.“

Gespannt wartet die Bürgermeisterin aktuell auch die Ergebnisse einer Studie der TUK. Unter der Leitung von Tanja Dannwolf werten dort Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern sowie Studierende des Fachbereichs Sozialwissenschaften gerade die über 1.100 beantworteten Rücksendungen einer SiKa-Umfrage vom Herbst letzten Jahres aus. Abgefragt wurde unter anderem das Empfinden von Sicherheit und Sauberkeit in der Innenstadt, die das Zentrum mit den Einkaufsstraßen, der Mall, dem Rathaus und der Altstadt umfasst. Auch die Eindrücke im Wohngebiet, das als Radius von ungefähr zehn Gehminuten zum eigenen Zuhause definiert ist, werden untersucht. Mit den Ergebnissen ist im Sommer zu rechnen. ps

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Autor:

Ralf Vester aus Kaiserslautern

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