Impfzentrum hat Betrieb zum 30. September eingestellt
Standby-Betrieb bis Jahresende
Kaiserslautern. 132.175 Impfungen in knapp neun Monaten. Mit dieser imposanten Bilanz endete am gestrigen Donnerstag offiziell der Impfbetrieb im von Stadt und Landkreis gemeinsam betriebenen Landesimpfzentrum Kaiserslautern. Oberbürgermeister Klaus Weichel und Landrat Ralf Leßmeister waren voll des Lobes. Bei einer internen Abschiedsfeier mit den hauptamtlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern am Donnerstagabend blickten beide auf zehn aufregende und erfolgreiche Monate zurück.
Das Impfzentrum nahm am 7. Januar seinen Betrieb auf – gerade einmal rund sechs Wochen nach dem entscheidenden Abstimmungsgespräch zwischen Stadt und Landkreis am 24. November 2020, als man sich entschied, das Angebot von Opel anzunehmen und ein gemeinsames Impfzentrum in der Werkshalle direkt hinter IKEA einzurichten. Waren es am ersten Impftag am 7. Januar noch „nur“ 96 Impflinge, so wuchs die Zahl schnell an. In den Hochzeiten des Betriebs im April und Mai waren mehr als 1.000 Impfungen pro Tag die Regel, die Öffnungszeiten wurden ausgeweitet, eine dritte Impfstraße kam hinzu. Insgesamt rund 300 Mitarbeiter und Helfer waren im Einsatz, davon manchmal mehr als 60 Personen gleichzeitig.
„Im Zusammenhang mit der Organisation des Impfzentrums gibt es quasi nichts, was nicht perfekt gelaufen ist“, freut sich Oberbürgermeister Klaus Weichel. „Die spontane und mietfreie Überlassung der Halle durch Opel, die Bereitstellung der Parkplätze durch IKEA, der blitzschnelle Aufbau, ein hochsympathisches und engagiertes Team. Hier hat wirklich alles gepasst!“ Rückblickend betrachtet sei es ein kleines Wunder, dass die Wissenschaft in solch kurzer Zeit solch hocheffektive Impfstoffe gegen das SARS-2-Coronavirus entwickeln konnte. „Dass die Impfstoffe jedoch auch hocheffektiv verimpft werden konnten, dafür haben wir als Kommunen gesorgt. Ganz große Anerkennung an alle, die dazu einen Beitrag geleistet haben“, so der Rathauschef am Donnerstagabend vor dem versammelten Team. „Ihr seid klasse!“
Was das Impfzentrum stets auszeichnete: Größtmögliche Flexibilität und Kundennähe. So wurden etwa am 26. Mai spontan die Öffnungszeiten verlängert, als wegen eines Unfalls in der Merkurstraße viele Impflinge im Stau standen. Oberstes Ziel war es immer, keinen Impfstoff zu verschwenden und jede aufgezogene Spritze auch zu verimpfen. Penibel wurde darauf geachtet, vor allem gegen Ende der Öffnungszeit hin, ein Impfstofffläschchen nur zu öffnen, wenn auch klar war, dass die darin enthaltenen Impfdosen auch tatsächlich komplett benötigt werden. Zeichnete sich dennoch gegen Ende des Tages ab, dass dies nicht gelingen wird, so wurde versucht, durch kurzfristige Umbuchungen die Zahl der Dosen und der Impflinge in Einklang zu bringen. Bis weit in die Abendstunden wurden Personen angerufen, die bereits auf der Terminliste standen und dann, teilweise erst nach Mitternacht, spontan vorbeikamen, um die Verimpfung der Restdosen zu ermöglichen.
Von Anfang an verantwortlich für Planung, Aufbau und dann auch den reibungslosen Betrieb waren die beiden Impfkoordinatoren Tobias Metzger (Landkreis KL) und Thomas Strottner (Stadt KL). „Unseren Impfkoordinatoren gebührt große Anerkennung und ein ganz besonderer Dank. Sie haben einen hervorragenden Job gemacht: Angefangen beim reibungslosen Aufbau des Impfzentrums bis hin zur logistischen Meisterleistung, dass Wartezeiten durch ein digitales Leit- und Lenksystem weitestgehend minimiert werden konnten“, so Landrat Ralf Leßmeister. Es sei gelungen, ein hervorragend funktionierendes Impfzentrum mit einer angenehmen Atmosphäre aufzubauen. „Dazu haben auch alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter beigetragen, die mit Freundlichkeit und Aufgeschlossenheit die Impflinge begleitet haben. Die positive Resonanz in der Bevölkerung ist ein weiterer Beweis dafür, dass das gemeinsame Projekt von Stadt und Kreis ein Erfolgsmodell war. Dafür danke ich allen Beteiligten von Herzen.“
Noch ist nicht ganz Schluss
Das Impfzentrum Kaiserslautern gehört zu den Impfzentren in Rheinland-Pfalz, die bis 31. Dezember 2021 im Stand-By-Betrieb bleiben werden. Das heißt, sie könnten, sollte die Entwicklung der Pandemiesituation es erfordern, jederzeit wieder hochgefahren werden, um die Immunisierung der Bevölkerung zu unterstützen. Zu diesem Zweck wird die komplette Einrichtung vorerst aufgebaut bleiben, das Inventar wie etwa Spritzen oder Kanülen wird eingelagert. Erst im Dezember wird dann tatsächlich abgebaut.
In den kommenden zwei Wochen werden in der Halle zudem noch die Kühlschränke laufen. Zwar werden die bislang vom Impfzentrum versorgten mobilen Impfteams ihren Impfstoff ab sofort aus dem Pharma-Großhandel beziehen, in der Übergangsphase soll jedoch zumindest die Möglichkeit gewahrt bleiben, die Kapazitäten im Impfzentrum für die Lagerung zu nutzen.
Virtueller Besuch ist noch möglich
Das echte Impfzentrum wird aller Wahrscheinlichkeit nach Ende des Jahres verschwunden sein. Sein virtuelles Abbild aber bleibt. Das von „3DScan360“ im Auftrag von Landkreis und Stadt zum Betriebsbeginn erstellte virtuelle Abbild gibt den Innenraum des Impfzentrums fast vollständig wieder und erlaubt dem Nutzer, sich in der Anlage nahezu frei zu bewegen und sich an jeder Stelle frei umzusehen Für die perfekte Immersion werden auch Virtual-Reality-Brillen unterstützt.
Zu finden ist der Rundgang unter
http://go.3dscan360.de/impfzentrum-kl
Das Impfzentrum im Zeitraffer
24.11.2020
Das entscheidende Abstimmungsgespräch zwischen Stadt und Landkreis. Grünes Licht für die Opelhalle. Planung und Aufbau beginnen.
17.12.2020
Der Aufbau ist bereits seit einigen Tagen abgeschlossen. Erster Rundgang mit der Presse.
07.01.2021
Eröffnungstag mit dem Impfstoff von Biontech/Pfizer, zwei Impfstraßen, 96 Impflingen und großem Medieninteresse. Drei Kamerateams sind zum Impfbeginn morgens um 8 Uhr vor Ort, die Liveschalte eines großen Nachrichtensenders wird bundesweit gesendet.
09.02.2021
Der Fotograf Thomas Brenner nutzt das Impfzentrum als Ausstellungsraum im Rahmen seiner Aktion „Kunst bleibt“.
13.02.2021
Erste Impfung mit dem Vakzin von AstraZeneca.
17.03.2021
Erste Impfung mit dem Vakzin von Moderna.
29.03.2021
Erster Tag mit mehr als 1.000 Impfungen.
30.03.2021
Der AstraZeneca-Impfstoff wird nur noch für Menschen über 60 empfohlen. Hunderte bereits vergebene Termine müssen kurzfristig umgebucht werden.
12.04.2021
Nach Verbesserung der Impfstoffversorgung Inbetriebnahme der dritten Impfstraße. Bereits in den Wochen davor waren die Öffnungszeiten deutlich ausgeweitet worden.
01.05.2021
Die Marke von 50.000 Impfungen wird geknackt.
08.05.2021
Rekordtag mit 1.435 Impfungen. Anfang Mai durchschnittlich rund 7.500 Impfungen pro Woche.
06.07.2021
Erste Impfung mit dem Vakzin von Johnson&Johnson. Der Impfstoff spielte im Impfzentrum praktisch keine Rolle und kam überhaupt nur an zwei Tagen zum Einsatz.
07.07.2021
Die Marke von 100.000 Impfungen wird geknackt.
27.07.2021
Der erste von vielen Sonderimpftagen, an denen Impfungen ohne vorherige Anmeldung möglich waren. Die Nachfrage nach Terminen und damit die Auslastung sind bereits seit Wochen rückläufig. In der letzten Juliwoche sind es nur noch rund 1.700 Impfungen.
02.08.2021
Letztmalig mehr als 1.000 Impfungen an einem Tag, davon rund 80 Prozent Zweitimpfungen.
Die Impfbusse des Landes gehen erstmals auf Tour. Deren Impfstoffversorgung läuft über die Impfzentren.
30.09.2021
Betriebsende.
Erstimpfungen: 67.880
Zweitimpfungen: 63.591
Drittimpfungen: 704
Gesamt: 132.175
Autor:Ralf Vester aus Kaiserslautern |
Kommentare
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.