"Zu kurz gedacht"
Stellungnahme der DLRG zu den Lautrer Freibädern

Symbolfoto | Foto: Pixabay

Kaiserslautern. Eine Stadt ohne Schwimmbad, ein Schwimmer ohne Wasser. Nachdem Corona uns schon seit drei Monaten aufs Trockene gesetzt hat, hat unser Oberbürgermeister offensichtlich beschlossen, dass Kaiserslautern auch ohne Schwimmbad zurechtkommt. In seiner Pressemitteilung am Montag betonte der Oberbürgermeister, dass die steigenden Kosten aufgrund der zu treffenden Hygienemaßnahmen von der Stadt nicht getragen werden können. Dabei scheint er völlig vergessen zu haben, dass sich Kaiserslautern eine Digitale Stadt rühmt. Lösungsstrategien, um beispielsweise den Einlass zu kontrollieren gibt es zahlreiche – und auch kostengünstige.

Wir halten die Entscheidung des Oberbürgermeisters für zu kurz gedacht. Es gibt hier anscheinend nur die Frage, beide Bäder zu öffnen oder keines. Stattdessen könnte man auch nur eines der Bäder öffnen und das Personal auf dieses Bad fokussieren. Eine weitere Möglichkeit wäre es, eines der Bäder den Vereinen zur Verfügung zu stellen, damit sie wenigstens ihren Schwimmsport betreiben können, solange die Hallenbäder nicht öffnen. Allein in unserer Ortsgruppe beträfe dies immerhin fast 500 Menschen.

Auch gilt es zu bedenken, dass wir mit steigenden Nichtschwimmerzahlen kämpfen, während in ganz Kaiserslautern gleichzeitig die Schwimmkurse ausgebucht sind. Die Situation verschlechtert sich mit jedem Monat, in dem kein solcher Kurs stattfinden kann. Dabei wären Kurse auch in einem Freibad möglich. Auch für unsere Rettungsschwimmer bedeutet jeder Monat, in dem sie nicht trainieren können, einen Monat, in dem ein anderer Sport reizvoller wird. Wir haben viel Energie darauf verwendet, neue Rettungsschwimmer aus unserem Nachwuchs zu mobilisieren.

Wenn diese nun ein Jahr lang nicht aktiv werden können, fürchte ich, dass es in den kommenden Jahren nur noch weniger Ehrenamtliche geben wird, die sich in den Bädern an den Beckenrand stellen und für die Sicherheit der Badegäste sorgen. Bestenfalls fahren unsere Rettungsschwimmer noch an Nord- und Ostsee, wo man ihre Unterstützung schätzt. Aber ob sie dann noch Lust haben, im kommenden Jahr wieder auf eine Freibadöffnung zu hoffen und sich nicht gleich erneut für die Küste bewerben?

Natürlich ist eines der am schwersten wiegenden Argumente, dass das Personal nicht ausreichend ist. Wir alle haben den vergangenen Sommer miterlebt, als DLRG und Feuerwehr mit vereinten Kräften den Personalmangel ausgleichen sollten. Dass die Feuerwehr diesmal nicht zu Hilfe gerufen werden sollte, weil ihre Einsatzkräfte womöglich an anderer Stelle gebraucht werden, ist vielen ebenso klar. Den erhöhten Personalbedarf allein aus den Reihen unserer Rettungsschwimmer abzudecken ist schwierig.

Wie bereits im vergangenen Jahr betont, benötigt es Schwimmzeiten, um Rettungsschwimmer ausbilden zu können und nur wenn diese überhaupt zur Verfügung stehen, bringt es etwas, nach Ehrenamtlichen zu suchen, die sich in unseren Bädern engagieren. Wo keine Ehrenamtlichen sind, kann man aber auch keine einsetzen, um das Personal auszugleichen.

Doch selbst hierfür gäbe es Lösungsansätze, beispielsweise die Zusammenarbeit mit benachbarten Ortsgruppen oder einen zusätzlichen Kurs für engagierte Lautrer, die ihre ungewollt neue Freizeit ehrenamtlich in unseren Bädern einsetzen. So könnte diese wunderbar das Nützliche auch mit dem Schönen verbinden. Wenn die Stadt nur mal bereit wäre, das Gespräch zu suchen. ps

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Autor:

Ralf Vester aus Kaiserslautern

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