Überraschendes Aus für das Gutscheinsystem: KeepLocal GmbH insolvent
Kaiserslautern. Zum Ende des Corona-Jahres 2021 wurden KeepLocal-Gutscheine in Kaiserslautern eingeführt. Ziel war es, den örtlichen Handel zu stärken und die Kaufkraft online wie offline in der Region zu halten. Seit Mitte Juli ist Schluss damit. Das Unternehmen mit Sitz in St. Wendel hat einen Antrag auf Eröffnung eines Insolvenzverfahrens gestellt.
Von Monika Klein
Die KeepLocal Gmbh ist ein Startup-Unternehmen, das 2019 gegründet wurde. Geschäftsfeld war der bundesweite Vertrieb von Wertgutscheinen von Einzelhandel, Gastronomie und Dienstleistern. Diese Gutscheine konnten in allen an das System angeschlossenen Betrieben an der Kasse oder über deren Internetshop eingelöst werden. Am Freitag, 12. Juli, hat die KeepLocal Gmbh beim Amtsgericht Saarbrücken Insolvenz angemeldet.
Der Saarbrücker Rechtsanwalt Andreas Liebaug der Kanzlei Staab wurde zum Sachverständigen sowie vorläufigen Insolvenzverwalter bestellt. Seine Aufgabe sei es unter anderem zu prüfen, ob die KeepLocal GmbH zahlungsunfähig beziehungsweise überschuldet ist und welche Aussichten für eine Fortführung des schuldnerischen Unternehmens bestehen, teilt die Kanzlei mit. Weiterhin müsse geklärt werden, ob die vorhandenen Vermögenswerte die Kosten des Insolvenzverfahrens decken können.
Nach einer vorläufigen Schätzung der Geschäftsführung befänden sich derzeit Gutscheine im Umfang von rund 1,2 Millionen Euro im Umlauf, so die Kanzlei. Sie bittet alle Inhaber von Gutscheinen sowie Mitarbeitende der bis zu 2000 regionalen Partnerunternehmen und sonstige Verfahrensbeteiligte ausdrücklich darum, sich bis circa Ende Juli zu gedulden und die weitere Veröffentlichung der Insolvenzverwaltung abzuwarten.
75 Geschäfte angeschlossen
Für die Stadt Kaiserslautern, die das Projekt unterstützt hat, kam diese Nachricht völlig unerwartet. "Wir haben weder etwas geahnt noch gewusst, dass KeepLocal Probleme hat. Noch im Februar haben wir erneut Werbung für die Gutscheine gemacht. 75 Geschäfte waren beteiligt, Gutscheine im Wert von über 500.000 Euro waren zu dem Zeitpunkt verkauft. Vor allem der Arbeitgebergutschein war ein Renner, auf den entfielen rund 80 Prozent der Verkäufe", teilt die Pressestelle mit. Ein Slider in der Stadt-KL-App, der auf die KeepLocal-Gutscheine hingewiesen hatte, sei zwischenzeitlich entfernt worden.
Nicht minder überrascht war Matthias Pallmann-Heger, Vorsitzender des Kaiserslautrer Einzelhandelsverbands. "Wir haben nichts gewusst. Hätten wir etwas läuten hören, hätten wir entsprechend reagieren können", sagt er und stellt fest, dass die Händler bis dato noch nicht von offizieller Seite informiert worden seien. Froh ist Pallmann-Heger darüber, dass die Kunden, denen er empfiehlt, die Gutscheine aufzubewahren, in seinem Fachgeschäft für Haushaltswaren sehr verständnisvoll reagieren. "Weil weder sie noch wir als Händler die Insolvenz zu verantworten haben", erläutert er.
Kunden zeigen Verständnis
In kurzen Zeitabständen seien die verkauften und die eingelösten Gutscheine mit KeepLocal verrechnet worden, erklärt der Vorsitzende das Prozedere. In seinem Fall habe er mehr Gutscheine eingelöst als verkauft. Eine hohe dreistellige Summe stehe als Forderung von seiner Seite an das insolvente Unternehmen noch offen. Dennoch: "Das war eine tolle Idee, um kleine Unternehmen zu unterstützen", bedauert er das Aus und würde ein Nachfolgekonzept befürworten: "Das wäre pure Wirtschaftsförderung."
Für den Verein Zukunftsregion Westpfalz stand ebenfalls das Stärken der Innenstädte und des inhabergeführten Einzelhandels im Vordergrund, die während der Pandemie und des wachsenden Onlinehandels aufgrund vermehrter Homeoffice-Arbeit vor großen Herausforderungen standen. "Für uns war der regionale Aspekt relevant", erläutert Arne Schwöbel vom ZRW. Mit der Einführung des Westpfalz-Gutscheins war es möglich, ihn bei einer der beteiligten Firmen innerhalb der Region einzulösen. Unternehmen konnten ihren Mitarbeitern mit einem Arbeitgeber-Gutschein in Höhe von bis zu 50 Euro pro Monat einen sogenannten steuerfreien Sachbezug als Wertschätzung zukommen lassen. "Aber nicht an den Unternehmenssitz gebunden. Das war für uns der Clou", unterstreicht Schwöbel.
Der Verein habe seine Kanäle genutzt, um auf das Gutscheinsystem aufmerksam zu machen und Mitgliedsfirmen darauf hingewiesen. Auch habe er Werbemaßnahmen kofinanziert. "Aus unserer Sicht war es ein schöner Versuch und kreativer Ansatz, um Innenstädte zu stärken und lokale Unternehmen anzubinden und ihnen auch die Möglichkeit zu geben, sich zu positionieren. Wir hätten uns gewünscht, dass es funktioniert", sagt der ZRW-Projektmanager. [lmo]
Autor:Monika Klein aus Kaiserslautern |
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