Ausstellungseröffnung am Freitag, 23. August
Wald(t)räume im Museum Pfalzgalerie
Ausstellung. Eva Jospin stellt erstmals in Deutschland aus und das im Museum Pfalzgalerie Kaiserslautern. Die Künstlerin, 1975 in Paris geboren, unterhält dort ein großräumiges Atelier mit zahlreichen Assistenten. Das MPK zeigt von ihr in einer umfassenden Präsentation etwa 30 zum Teil großformatige Wandreliefs, Skulpturen, Zeichnungen und Rollbilder aus den Jahren 2013 bis 2019. Sie sind unter anderem dem Thema Wald gewidmet.
Jospin schneidet und schichtet ihre teilweise monumentalen, installativ arrangierten Kunstwerke aus Wellpappe, einem einfachen, roh belassenen Material. Dabei arbeitet sie mit viel Geduld und Ausdauer, präzise und zügig. Der Betrachter sollte sich Zeit nehmen, die detailreichen, mit Akribie und Sorgfalt ausgeführten Arbeiten auf sich wirken zu lassen.
Inspirieren lässt sich die Künstlerin unter anderem von klassischer Landschaftsmalerei und „Land Art“, zu der ebenso Gartenarchitektur zählt. Auch architektonische Elemente wie zum Beispiel Grotten als künstliche Felsenhöhlen in großangelegten Landschaftsgärten finden ihr Interesse. Das Motiv der Grotte greift sie in ihren Tuschezeichnungen auf. Es findet auch Ausdruck in dreidimensionalen Modellen aus Karton, die Grottenarchitekturen im Außenraum vorbereiten.
Die Natur in ihrer Vielfalt ist Vorbild und gibt Anregungen ebenso für feine, zarte Zeichnungen und Rollbilder, die Eva Jospin parallel zu ihren skulpturalen Arbeiten fertigt. Vegetation, Bäume, Berge und Wasser werden bei den weitgehend abstrahierten Landschaftsbildern sicht- und spürbar. Bei den Rollbildern handelt es sich um Zeichnungen mit Bleistift und Tinte auf Transparentpapier, die in Glaskästen montiert sind. Mit Hilfe eines Drehmechanismus und Walzen lassen sich die Blätter wie in Zeitlupe horizontal vor den Augen bewegen. Historisch betrachtet gehören sie zu den seit dem 17. Jahrhundert bekannten Guckkastenbildern.
Das derzeit häufigste Motiv, mit dem sich Eva Jospin immer wieder eingehend auseinandersetzt, ist der Wald. Stämme, Äste und Zweige in extremer Dichte aus Karton geformt sind kompositorisch so angeordnet, dass Raumtiefe entsteht. Den über zwei Meter hohen, vertikal aufragenden „Waldreliefs“ und einem beispielsweise über sechs Meter breiten „Waldpanorama“ wohnt ein eigener Zauber inne. Rätselhaft und nahezu magisch muten die durch Licht und Schatten modellierten Naturausschnitte an. Zugleich vermögen sie in ihrer Morbidität eine poetische Aura zu entfalten.
Der Wald ist sowohl Inbegriff der Natur als auch Ausdruck und Teil der zivilisierten Welt, der Kultur. Er kann einerseits als Schutzraum, als Ort der Erholung, des Rückzugs vom Treiben der Welt empfunden werden, andererseits bedrohlich und unheimlich wirken. Eine bedeutende Rolle spielt er in Sagen und Märchen mitunter als ein geheimnisvoller Schauplatz des Geschehens. Kindheitserinnerungen werden wach. Ambivalente Emotionen wie Abenteuerlust, Träume und Ängste können mit dem Wald verbunden sein. So findet sich der Betrachter in Gegenwart der „Wälder“ von Eva Jospin mit seiner eigenen Erlebniswelt konfrontiert.
Zur Ausstellung liegt ein umfassend illustrierter Katalog in deutscher und englischer Sprache mit Texten von Britta E. Buhlmann, Annette Reich und Bettina Wohlfarth vor. Die Publikation kann auch unter www.mpk.de online bestellt werden.
Die Ausstellung im MPK wird am Freitag, 23. August, um 19 Uhr eröffnet. Es sprechen Theo Wieder, Vorsitzender des Bezirkstags Pfalz; Pascale Trimbach, Generalkonsulin von Frankreich in Frankfurt am Main und Schirmherrin der Ausstellung; Dr. Britta E. Buhlmann, Direktorin des MPK und Dr. Annette Reich, Kuratorin der Ausstellung. Die musikalische Gestaltung mit Tango und Musette übernimmt Alexandra Maas (Akkordeon).
Die Ausstellung ist bis 12. Januar 2020 im MPK zu sehen.ps
Autor:Jens Vollmer aus Wochenblatt Kaiserslautern |
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