Sechster MRSA-Fall bei den Frühchen
Westpfalz-Klinikum bezieht Stellung

Foto: Westpfalz-Klinikum

Kaiserslautern. Fragen und Antworten zu den aktuellen MRSA-Fällen im Kaiserslauterer Westpfalz-Klinikum:

(1) Was ist MRSA und welche gesundheitlichen Auswirkungen hat dies für die Betroffenen?
MRSA ist die Abkürzung für Methicillin-resistenter Staphylococcus aureus. Dabei handelt es sich um Bakterien, die gegen die meisten Antibiotika (u.a. Methicillin) resistent sind. Sie kommen insbesondere auf der Haut und an den Schleimhäuten vor (z.B. Nase, Rachen, Achseln). Die Übertragung von MRSA erfolgt hauptsächlich von Mensch zu Mensch sowie über verunreinigte Gegenstände und Flächen. Gelangen diese Bakterien über Wunden oder die Schleimhäute in den Körper, können sie eine Infektion auslösen und die Erkrankung unter Umständen einen schweren Verlauf nehmen. Eine MRSA-Infektion ist generell für alle Menschen gefährlich, kann jedoch bei Patienten mit Vorerkrankungen bzw. geschwächtem Immunsystem (dazu zählen auch Frühchen) unter Umständen gefährlicher werden.

(2) Was unternimmt das Westpfalz-Klinikum, um eine MRSA-Besiedlung in der Kinderintensivstation frühzeitig zu erkennen bzw. möglichst zu vermeiden?
Im Rahmen des Hygienekonzeptes des Westpfalz-Klinikums werden alle Patienten der Kinderintensivstation einmal pro Woche auf Keime getestet („Routinescreening“). Zudem wird jedes neu auf der Station aufgenommene Kind untersucht („Aufnahmescreening“). Sollte sich im Rahmen des Screenings eine MRSA-Besiedlung zeigen, kann bei Frühchen aufgrund des Nebenwirkungsspektrums der Medikamente eine Sanierung in der Regel nicht erfolgen. Oftmals wird allerdings der MRSA-Keim im Verlauf durch andere Keime der eigenen Flora verdrängt und das Kind kann während des Aufenthaltes oder nach Entlassung bereits wieder negativ getestet werden. Es ist ebenso möglich, dass eine MRSA-Besiedlung bestehen bleibt, ohne dass das Frühgeborene erkrankt. Bei Kindern ab dem sechsten Lebensmonat und bei Erwachsenen erfolgt in der Regel eine Dekolonisierung nach einem Sanierungsplan. Dieser umfasst auf täglicher Basis u.a. Ganz- Körperwaschungen mit antibakteriellen Waschlösungen, Kleidungs- und Bettwäschewechsel sowie Desinfektionen von patientennahen Flächen und Pflegeutensilien.

(3) Wie viele Patienten sind aktuell von MRSA am Westpfalz-Klinikum betroffen und wie werden diese therapiert?
Zum jetzigen Zeitpunkt sind 6 von 8 Frühchen auf der Kinderintensivstation des Westpfalz-Klinikums mit MRSA besiedelt. Aktuell liegen jedoch keine Infektionen vor. Die Kinder zeigen keine Symptome und werden folglich auch nicht - bezogen auf MRSA - therapiert. Zwei der acht Frühchen wurden in der Zwischenzeit mehrfach negativ getestet. Um einen Keim als MRSA zu diagnostizieren sind stets mehrere Testungen notwendig. Zunächst muss der Erreger in Reinkultur vorliegen. Hierzu sind die mikrobiologische Anzucht sowie gegebenenfalls mehrere Vermehrungs- bzw. Isolationsschritte mit 18 bis 24-stündiger Inkubation notwendig. Dann folgen Identifizierung, Resistenztestung und Bebrütung über Nacht. Idealerweise steht das Ergebnis dann bereits fest. Es kann jedoch auch vorkommen, dass zusätzliche Testungen und Wiederholungen bei nicht eindeutigen Ergebnissen durchgeführt werden müssen. Sollte sich eine MRSA-Infektion entwickeln, würden diese die Symptome einer typischen Neugeboreneninfektion zeigen (z.B. vermehrter Sauerstoffbedarf, Probleme bei der Atmung bis hin zu Atemaussetzern, Kreislaufprobleme). Die Infektion könnte dann fallweise mit Antibiotika therapiert werden.

(4) Wie wurden die aktuellen MRSA-Fälle am Westpfalz-Klinikum entdeckt und was passierte dann?
Der erste aktuelle MRSA-Fall („Indexpatient“) wurde im Zuge eines Routinescreening identifiziert. Unmittelbar nach Bekanntwerden der vier weiteren Laborbefunde - in denen eine Besiedlung mit MRSA-Keimen nachgewiesen wurde - hat das Westpfalz-Klinikum eine Taskforce eingesetzt und in enger Abstimmung mit dem Gesundheitsamt u.a. ein Aufnahmestopp für die betroffene Station verhängt und eine zusätzliche Intensivstation als Ausweichstation eingerichtet. Die betroffenen Patienten wurden isoliert, auf Handschuh- und Kittelpflege umgestellt, ein Umfeldscreening durchgeführt, die Reinigungsintervalle erhöht und eine Prozessbeobachtung eingerichtet. Bezogen auf das Personal erfolgte ein Screening aller rund 50 Beschäftigten sowie eine strikte Trennung des Personals. Fortan werden mit MRSA besiedelte Patienten somit von anderen Mitarbeitern betreut als nicht MRSA-besiedelte Patienten. Der Aufnahmestopp dauert an, bis die näheren Umstände der MRSA-Besiedelung geklärt sind. Die Eltern der Frühchen können ihre Kinder natürlich weiterhin besuchen.

(5) Wie oft kommen MRSA-Fälle in Krankenhäusern vor und wie oft war das Westpfalz- Klinikum betroffen?
MRSA ist seit vielen Jahren bekannt und kommt in Kliniken, ambulanten medizinischen Einrichtungen und anderen Gemeinschaftseinrichtungen immer wieder vor. Folglich waren auch immer wieder Stationen im Westpfalz-Klinikum betroffen. Im Jahr 2019 wurden an allen vier Standorten des Westpfalz-Klinikums 184 MRSA-Fälle registriert. Wegen der immer besser wirkenden Früherkennungs- und Bewältigungsmaßnahmen ist die Fallzahl an allen Standorten im Vergleich zu den Vorjahren gesunken. Auffällige Häufungen von MRSA-Fällen in einer Station innerhalb desselben Zeitraums hat es in der letzten Zeit am Westpfalz-Klinikum nicht gegeben. Auch auf der nun betroffenen Kinderintensivstation gibt es in der Regel keine MRSA-Nachweise. ps

Task-Force am Westpfalz-Klinikum eingerichtet
Autor:

Ralf Vester aus Kaiserslautern

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