Westpfalz: Rainer Guth über den Ärztemangel und Maßnahmen dagegen
Westpfalz. Ende September hat das Westpfalz-Klinikum mit Standorten in Kaiserslautern, Kirchheimbolanden und Kusel eine Kooperation mit der Medizinischen Fakultät der Semmelweis Universität in Budapest getroffen (wir berichteten: https://www.wochenblatt-reporter.de/kaiserslautern/c-lokales/medizin-studium-in-kaiserslautern-westpfalz-klinikum-kooperiert-mit-semmelweis-universitaet-budapest_a590711). Ziel ist es, dem hiesigen Ärztemangel etwas entgegenzusetzen, indem Medizinstudierende nach Abschluss der Vorklinik ihr Studium der Humanmedizin ab dem Wintersemester 2025/2026 in Kaiserslautern auf Deutsch fortsetzen. Den Anstoß dazu hat der Verein "Ärzte für die Westpfalz" gegeben. Wie die Region davon profitieren kann, erzählt Vorsitzender Rainer Guth, der auch Landrat des Donnersbergkreises ist, im Gespräch mit dem Wochenblatt.
Von Monika Klein
??? Herr Guth, wie steht es aus Ihrer Sicht um die aktuelle und zukünftige ärztliche Versorgung in der Westpfalz?
Rainer Guth: Wir haben einen Mangel an Ärzten: Offene Hausarztsitze können im Donnersbergkreis aktuell teilweise nicht besetzt werden, und bei unseren Nachbarn in der Westpfalz sieht es oft ähnlich aus. Unsere Stipendien mit "Ärzte für die Westpfalz" und das Medizinstudium in Kaiserslautern werden nicht von heute auf morgen Abhilfe schaffen, aber ich bin zuversichtlich, dass wir damit mittelfristig Erfolg haben.
??? Was ist darüber hinaus geplant?
Guth: Andere Maßnahmen, wie Medizinische Versorgungszentren, die entstehen, ein Mediziner-Camp, mit dem wir für unsere Region werben, der Rettungshubschrauber oder der Neubau am Westpfalz-Klinikum in Kirchheimbolanden, sind weitere Bausteine, um in Zukunft eine hochwertige, wohnortnahe ärztliche Versorgung zu gewährleisten. Besonders positiv ist dabei nicht zuletzt die Zusammenarbeit zwischen den Partnern in der Westpfalz und darüber hinaus: Wir ziehen als Kreise, Städte und Kliniken der Region an einem Strang, arbeiten bei "Ärzte für die Westpfalz" mit dem Verein "Zukunftsregion Westpfalz" und der Kassenärztlichen Vereinigung Rheinland-Pfalz zusammen, und es ist beeindruckend, wie viele Unterstützer wir für "Ärzte für die Westpfalz" gewinnen konnten.
??? Wie schätzen Sie die Kooperation mit der Semmelweis Universität in Budapest ein?
Guth: Für mich ist das ein historischer Meilenstein für Rheinland-Pfalz! Es ist uns gelungen, eine der renommiertesten medizinischen Hochschulen der Welt in die Westpfalz zu ziehen, darüber freue ich mich sehr.
??? Sehen Sie eine Chance, dass die Studierenden nach ihrem Abschluss in die Westpfalz zum Arbeiten kommen?
Guth: Ja natürlich, denn wer nach den drei internationalen Jahren in Budapest, zu uns in die Westpfalz kommt, ist 22 oder 23 Jahre alt. Bei uns geht es dann mit dem klinischen Studium, Praktischen Jahr (PJ) und der anschließenden Facharztausbildung weiter. Das sind dann weitere neun bis zehn Jahre, und die jungen Leute sind bis Anfang 30 in unserer Region. Das ist das Alter, in dem sich die meisten Menschen irgendwo binden, um zu bleiben.
??? War das ein Thema bei den Vorgesprächen?
Guth: Ja, denn die Initiative für diese ersten Gespräche ging von unserem Verein "Ärzte für die Westpfalz" aus.
??? Gerade erst kürzlich hat der Verein "Ärzte für die Westpfalz" jungen Menschen zum zweiten Mal ein Medizinstudium über ein Stipendium an der Universität Pécs ermöglicht. Gibt es Rückmeldungen der Studierenden?
Guth: Es gefällt ihnen gut, sie sind ein Pfälzer Team, das sich bei Bedarf auch unterstützt. Die ersten Semester sind sehr fordernd, da kommt es schon auch auf Teamgeist an.
??? Mit der Kooperation wurde nun eine zweite Universität in Ungarn eingebunden. Wie kam es dazu?
Guth: Wir hatten auch mit der Universität Pécs über ein Engagement in Kaiserslautern gesprochen, für Pécs hat das aber aktuell nicht gepasst. Wir arbeiten aber mit Pécs weiterhin vertrauensvoll und sehr gut zusammen, in der Form, wie wir es vor zwei Jahren begonnen haben.
??? Werden nur deutschsprachige Studierende ans Westpfalz-Klinikum kommen?
Guth: Nein, das ist keine Bedingung. Nur wird der Studiengang in Deutsch stattfinden. Wer das als Muttersprache kann oder es erlernt hat, kann von überall aus bei uns studieren.
??? Wann geht es mit der dritten Bewerbungsphase für Stipendiaten los?
Guth: Im Spätherbst/Winter, wenn wir unsere Bewerbungsplattform entsprechend erweitert haben.
Der Verein
Der Verein "Ärzte für die Westpfalz" wurde 2023 gegründet. Ihm angeschlossen sind die Kommunen der Westpfalz und des Landkreises Bad Kreuznach, der Verein "Zukunftsregion Westpfalz", das Pfalzklinikum und das Westpfalz-Klinikum. Fördermitglieder sind die Kassenärztliche Vereinigung Rheinland-Pfalz und mehrere Verbandsgemeinden der Westpfalz. Ziel des Vereines ist es, dem Ärztemangel in der Region entgegenzuwirken. Dies geschieht unter anderem durch Stipendien für ein Medizinstudium an der Universität in Pécs/Ungarn sowie durch Beratung und Vermittlung einer Facharztweiterbildung, von Famulaturen, Weiter- und Fortbildungen und Hospitationen. Der gemeinnützige Verein ist auf Spenden angewiesen. Mehr Infos gibt es unter https://www.aerzte-fuer-die-westpfalz.de/. [lmo]
Autor:Monika Klein aus Kaiserslautern |
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