Lockdown: Die großen Kulturveranstalter der Stadt und ihre Planungen
Zwischen Frust, Hoffnung und dem Warten auf Tag X

Beim Sinfoniekonzert in der Fruchthalle wurden Daten für eine weitere Aerosol-Studie gesammelt | Foto: Christoph Dammann
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  • Beim Sinfoniekonzert in der Fruchthalle wurden Daten für eine weitere Aerosol-Studie gesammelt
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Von Ralf Vester
Kultur. „Ohne Kunst & Kultur wird’s still“, lautet ein Slogan, mit dem die Kultur- und Veranstaltungsbranche in der schier endlos erscheinenden Zeit des für sie bereits seit 1. November geltenden Lockdowns die Sachlage auf den Punkt bringt. Die Zeit des gesellschaftlichen Stillstands an sich ist für die meisten schon schwer zu ertragen. Ohne live und hautnah erlebbare Kultur erscheint der graue Corona-Alltag allerdings noch stiller und farbloser. Die jüngste Verlängerung des Lockdowns bis 14. Februar – ein tatsächliches Ende aber noch nicht in Sicht – schiebt allen Hoffnungen auf eine möglichst baldige Öffnung der kulturellen Einrichtungen einen Riegel vor.

Für die meisten Künstler sowie für alle, die an dieser Branche hängen – Techniker, Caterer, Ausstatter und viele mehr – spielt sich seit März 2020 ein wahres Drama ab. Die Soloselbstständigen, Kleinveranstalter und deren Umfeld fallen nahezu ausnahmslos durchs Raster, wenn es um die ohnehin viel zu bürokratisch gestalteten Anträge für Überbrückungs-, November- und Dezemberhilfen geht und schauen verbittert in die Röhre. Hier hat man sich mit Ansage zig künftige Sozialfälle geschaffen und einer ganzen Heerschar an Kulturschaffenden den Garaus gemacht.

Wie sehen die Planungen der kulturellen Leuchttürme der Region – Fruchthalle, Kulturzentrum Kammgarn, Pfalztheater und Museum Pfalzgalerie Kaiserslautern (mpk) – aus?

Fruchthalle

Doppelte und dreifache Planungsarbeit leistet derzeit das städtische Kulturreferat, wenn es um die Konzerte und Veranstaltungen der Stadt Kaiserslautern in der Fruchthalle geht. Ende Februar steht eigentlich das unter anderem mit Weltstar Klaus-Maria Brandauer exzellent besetzte Literaturfestival Kaiserslautern an. Bereits im vergangenen Jahr musste dieses Highlight coronabedingt verschoben werden. Offiziell abgesagt ist zwar noch nichts, dennoch bemüht sich das Team um Kulturdezernent Christoph Dammann mit Hochdruck da-rum, für den leider wohl wahrscheinlichen Fall der Fälle eine terminliche Alternative zu finden. Eine komplette Absage will man unter allen Umständen vermeiden.

Die Telefondrähte glühen momentan, Gespräche mit zahlreichen Künstlern werden geführt, um neue Termine und jeweils einen zugehörigen Plan B auszuloten. So etwa auch bei der traditionellen „Langen Nacht der Kultur“, für die schon im vergangenen Jahr mit der „Kurzen Nacht der Kultur“ auf die Schnelle guter Ersatz gefunden wurde. Derweil läuft das bereits beim ersten harten Lockdown erfolgreich praktizierte Format des Kulturlivestreams aus der Fruchthalle weiter. „Solange der Lockdown andauert, werden wir das auf jeden Fall fortführen“, kündigt Christoph Dammann an.

Vergangenen Freitag wurde in diesem Rahmen ein Sinfoniekonzert der Deutschen Staatsphilharmonie aufgeführt. Und dabei wurden mit Unterstützung des rheinland-pfälzischen Kulturministeriums und modernster Messtechnik des Fraunhofer Heinrich-Hertz-Instituts weitere Daten für die Ausbreitung von Aerosolen gesammelt.

Im November waren im Dortmunder Konzerthaus umfangreiche Messungen im Zuschauerraum und den Foyers vorgenommen worden, die zum Ergebnis hatten, dass insbesondere im Saal unter den gegebenen Bedingungen die Gefahr der Übertragung von Infektionen durch Aerosole nahezu ausgeschlossen werden kann. Vor allem die vorhandene zentrale Lüftungsanlage sowie das Tragen eines Mund-Nasenschutzes verringern die Aerosol- und CO2-Belastung so stark, dass theoretisch sogar eine Vollbesetzung, mindestens jedoch eine 50-prozentige Auslastung im Schachbrettmuster denkbar wäre.

Diese Ergebnisse sollen durch die neuerliche Studie in der Fruchthalle untermauert werden. „Unsere Kultureinrichtungen mit Hygienekonzept, geschultem Personal und modernen Lüftungen gehören nachweislich zu den sichersten öffentlichen Orten“, betont Christoph Dammann.

Kulturzentrum Kammgarn

Wahre Worte, die mit Fug und Recht auch für das Kulturzentrum Kammgarn und das Pfalztheater gelten. Dort wurden ebenfalls exzellente, mustergültige Sicherheits- und Hygienekonzepte ausgearbeitet, mit denen das perfekt eingespielte Personal bestens vertraut ist. Moderne Lüftungstechnik mit einem mehrmaligen kompletten Luftaustausch pro Stunde sorgt auch hier für größtmögliche Sicherheit der Besucher.

Die Kammgarn hat angesichts des Lockdown-Verlängerungsmarathons für sich bereits eine konsequente Entscheidung getroffen. Hegte Frontmann Richard Müller Anfang Dezember noch zarte Hoffnungen auf einen Re-Start im Februar, haben er und sein Team inzwischen längst umdisponiert. „Wir haben nach Rücksprache mit den Künstlern und Agenturen sämtliche Veranstaltungen bis Ende März abgesagt bzw. verlegt. Unsere derzeitigen Planungen sehen vor, dass wir ab April wieder Veranstaltungen durchführen können“, sagt der Kammgarn-Chef.

Es mache keinen Sinn, im Vorfeld des 14. Februar auf eine erneute Videoschalte zwischen Bund und Ländern zu warten, die wahrscheinlich doch nur eine weitere Verlängerung des Lockdowns bringe. „Das nervt, frustriert und macht mürbe“, bekennt Richard Müller. In der Zwischenzeit wurden und werden einige längst überfällige Umbauten in der Kammgarn vorgenommen. Auch die Vorbereitungen für das im Sommer so erfolgreich umgesetzte und beim Publikum auf begeisterte Resonanz gestoßene neue Konzept des Kulturgartens laufen bereits.

Fest entschlossen ist man zur Durchführung des traditionellen Kammgarn International Jazzfestivals vom 15. bis 18. April. So es Corona und die Politik zulassen, soll Anfang April mit Stephan Fleschs „Wir warten auf den Osterhasen“ – ein Trostpflaster für die erstmals nach 30 Jahren ausgefallenen „Wir warten aufs Christkind“-Konzerte – der Startschuss im zum heimeligen Wohnzimmer umdekorierten Kasino des Kulturzentrums fallen.

Pfalztheater Kaiserslautern

Eine Wiederaufnahme des Vorstellungsbetriebes mit Publikum ist auch für das Pfalztheater Kaiserslautern noch in weiter Ferne. In Absprache mit dem Bezirksverband Pfalz als Träger der Institution wurde kürzlich die Aussetzung des Proben- und Produktionsbetriebs bis Mitte Februar beschlossen. Schweren Herzens hat man sich ferner entschieden, die vor Weihnachten bereits begonnenen Produktionen „Der Vogelhändler“ und „Die Räuber“ in die nächste Spielzeit zu verschieben, da neben allen bereits vorliegenden Produktionen kaum noch eine angemessene Zahl von Vorstellungen vor Publikum in dieser Saison denkbar erscheint.

Das Else Lasker-Schüler-Preisträgerstück „Der Popper“ von Caren Jeß soll aber ab Mitte Februar geprobt werden und dann nach einer erhofften Theaterwiedereröffnung im April 2021 unter den entsprechenden Corona-Schutzmaßnahmen Premiere haben. Fortgeführt werden digitale Projekte in allen Sparten, um das Pfalztheater auf dem YouTube-Theaterkanal, auf Facebook, Instagram und nicht zuletzt auf der Homepage (www.pfalztheater.de) präsent und lebendig zu halten.

Für die Sommermonate geht das Pfalztheater ähnlich wie die Kammgarn in die Planung von Open Air-Aktionen, um seinem Publikum eine Alternative zu Theater in geschlossenen Räumen bieten zu können.

Museum Pfalzgalerie Kaiserslautern (mpk)

Sobald die Politik grünes Licht gibt, wäre das Museum Pfalzgalerie Kaiserslautern (mpk) binnen kürzester Zeit startklar. „Unser Haus wird trotz Schließung täglich gereinigt und desinfiziert. Unser Hygienekonzept hat sich bewährt, es kann jederzeit losgehen. So flexibel wie möglich zu sein, ist die Devise. Es ist jammerschade, dass wir für unsere zauberhaften Ausstellungen derzeit keine Besucher empfangen dürfen“, berichtet Direktorin Britta E. Buhlmann.

Das betrifft die Ausstellungen „Lichtblicke – Adolf Luther und Künstlerfreunde“, die bis zum 21. Februar 2021 verlängert wurde, und „Die Sprache der Dinge – Angewandte Kunst der Lotte Reimers-Stiftung im mpk“, die noch bis 11. April 2021 zu sehen sein soll.
Auch das kommende Programm mit „Anthro Polis – Mensch und Stadt im Werk von Klaus Hack“ (19. März bis 6. Juni 2021) und „Hanns Schimansky – Umprägung des Augenblicks“, Zeichnungen und Faltungen (8. Mai bis 8. August 2021), ist mit Highlights gespickt und hätte definitiv live anwesendes Publikum verdient.

Derweil bedient sich auch das mpk alternativen Kanälen, um im Gespräch zu bleiben. Dies geschieht etwa in Form von Online-Kunstkursen für Kinder, die sich weit über die Region hinaus regem Zuspruch erfreuen. Hinzu kommen Märchenstunden mit praktischer Anleitung im Anschluss sowie Einblicke in die Ausstellungen, die in Zusammenarbeit mit Mitarbeitern des Pfalztheaters entstanden sind.

„Die Leute dürsten nach Kultur“, stellt Britta E. Buhlmann fest und bringt damit die Sehnsucht vieler Menschen auf den Punkt. Wenn es doch nur endlich wieder losgehen dürfte…

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Autor:

Ralf Vester aus Kaiserslautern

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