Eigenleben: Dialoge eines Tabus
Artikel zur Fotoausstellung im Pfalzklinikum

Am 14.10.2020 im Rahmen der Woche der seelischen Gesundheit 2020 war ich auf der zweitägigen Fotoausstellung "Eigenleben: Dialoge eines Tabus" im Pfalzklinikum, Klinik Kaiserslautern, vorgestellt von der Künstlerin Renée Nesca. Auf der Ausstellung ging es um psychische Beeinträchtigungen aus dem Blickwinkel künstlerischen Schaffens mit dem Ziel, die Öffentlichkeit darauf aufmerksam zu machen und die Wertschätzung dieser Arbeit zu fördern.

Die Ausstellung selbst war beeindruckend. Die Fotos waren in schwarz-weiß gehalten und erschufen in der Art und Weise, wie sie gestaltet waren, wie mit Winkel und Licht gespielt und Kontraste geschaffen wurden, eine Atmosphäre, die die Betrachter in ihren Bann zog. Es waren mitunter sehr persönliche Bilder dabei, in denen psychische Beeinträchtigungen ausgedrückt wurden und wie sie sich auf das Leben und den Alltag auswirken.
Es sei ein Werk genannt:
Eine Fotografie, auf der ein nackter Mann von mehreren Decken verhüllt wird, sodass man nur seine Hände, den rechten Unterarm und die vorderen Oberschenkel sieht. Die Decken und Hände werden dabei noch mit Seilen verstärkt. Dieses Bild drückt aus, wie sich ein Mensch unter Medikation fühlt: Wie betäubt und eines Teiles seiner Persönlichkeit beraubt.
Ein Bild sagt bekanntlich mehr als tausend Worte, weshalb es eine gute Idee ist, sich die Werke von Renée Nesca selbst anzusehen, sei es auf ihrer Internetseite oder in natura auf einer Ausstellung.

Ein Ziel der Fotoausstellung war es auch, Vorurteile aufzulösen und gegen Klischees zu arbeiten. Psychische Beeinträchtigungen stellten nur eine Facette einer Persönlichkeit dar. Verdeutlicht wurde, dass Menschen mit psychischen Beeinträchtigungen die Möglichkeit haben, ein glückliches Leben zu führen und nicht lebenslang in der Psychiatrie sitzen und Ableismus ausgesetzt sein müssen.

Das anschließende Gespräch mit Renée Nesca war ebenso sehr bereichernd und aufschlussreich. Nesca ist selbst betroffen mit einer psychischen Beeinträchtigung, welche bei ihr erst als junge Erwachsene festgestellt wurde. Sie studiert Freie Kunst in Saarbrücken.

Als Betroffene beantwortete sie Fragen zu ihrer Krankheit. Gesprächstherapie sei in ihren Augen unerlässlich. Medikamente sehe sie aufgrund der starken Nebenwirkungen kritisch. Zwar seien sie in Akutphasen notwendig und eine große Hilfe zur Stabilisierung, aber sie unterdrückten die Kreativität und nähmen den Betroffenen ein Stück ihrer Identität.

Internetseite der Künstlerin:
https://reneenesca.wordpress.com/

Autor:

Stephan Riedl aus Rodalben

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