Gedanken zum Weltkuscheltag
Aus der Perspektive eines Autisten
Am 21. Januar ist Weltknuddeltag. Die Idee für diesen Tag kommt von Adam Olis und Kevin Zaborney, dem ‘Ambassador for Hugs’ (Botschafter der Umarmungen). Sie riefen ihn 1986 ins Leben, weil der 21. Januar zwischen Weihnachten (umgangssprachlich Fest der Liebe) und dem Valentinstag (Fest der Liebenden) liegt. Die Zeit dazwischen erschien den beiden recht trostlos, sodass sich dieses Datum einfach nur anbot. Der Tag soll dazu dienen, Gefühle zu zeigen und die Zuneigung auszudrücken.
Dazu kommen die vielen positiven Effekte, die Kuscheln mit sich bringen, da zum Beispiel durch Umarmungen Oxytocin (das Liebeshormon) ausgeschüttet wird. Natürlich sollte man, wenn man diesen Tag zelebriert, das zu umarmende Gegenüber erst einmal um Einverständnis fragen, denn nicht jeder steht auf Umarmungen, zum Beispiel Autisten.
Was mich zum Thema bringt: Wie ist das nun mit Autisten? Lassen sie sich gern oder eher ungern umarmen?
Die Antwort liefert der bekannte Spruch: “Kennst du einen Autisten, kennst du einen Autisten.”
Wie so vieles im Leben, ist auch das hier Auslegungssache. Es gibt Autisten, die sich sehr gern umarmen lassen, die würde man im englischen Sprachraum als ‘Huggernauts’ (Wortspiel mit juggernaut [Moloch], aber hugger = Umarmer) bezeichnet werden, und es gibt Autisten, die gar keine Lust auf körperliche Nähe haben.
Der Grund dafür liegt in der Wahrnehmungsstörung (auch Wahrnehmungsabweichung):
Ein Autist kann bestimmte Reize nicht richtig filtern, was dazu führt, dass er schnell in einen Overload (Überladung, vergleichbar mit Reizüberflutung) gerät, der in einen Shutdown (‘Zombiemodus’, körperlich noch anwesend, aber geistig abwesend) und/oder einen Meltdown (Kernschmelze) münden kann. Beispielsweise gibt es Autisten, die sehr empfindlich auf Gerüche reagieren; die können so gut riechen wie der Sentinel, der in einem Parfümladen 20 Gerüche wahrnehmen und auseinanderhalten kann. Und es gibt Autisten, die können fast nichts riechen, aber dafür unheimlich gut sehen.
Genauso sieht es auch mit Fühlen aus. Reagiert ein Autist unheimlich empfindlich auf körperliche Berührungen, dann ist er sehr schnell im Overload.
Abschließend kann gesagt werden: Einfach mit den Leuten reden, die man umarmen will, egal ob Autist oder nicht. Und für die Hochempfindlichen für körperliche Berührungen gibt es glücklicherweise als Alternative den Jogginghosentag, der auch am 21. Januar gefeiert wird.
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Die Internetseite des Erfinders:
https://nationalhuggingday.wordpress.com/
Eine deutsche Seite mit nützlichen Informationen:
https://weltknuddeltag.de/
Die Alternative zum Weltkuscheltag, der Jogginghosentag:
https://www.jogginghosentag.de/
Lesestoff:
1. https://www.thieme.de/de/gesundheit/beziehungen-aspis-22662.htm (abgerufen am 06.01.2023, 19:00 Uhr)
2. https://www.geo.de/geolino/wissen/18155-rtkl-weltknuddeltag-fuenf-erstaunliche-dinge-ueber-das-knuddeln (abgerufen am 06.01.2023 um 19:03 Uhr)
Bild: Pixabay
Autor:Stephan Riedl aus Rodalben | |
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