Sportvereine und ihre Mitglieder sehnen die Normalität herbei
Auf die Plätze, fertig, los!
Von Ralf Vester
Sport. Der Sport in Vereinen ist in den letzten Monaten fast zum Erliegen gekommen. Die jähe Unterbrechung des Vereinslebens beeinflusst nicht nur den Alltag der Mitglieder, sondern auch den langfristigen Erhalt der Vereinskultur in Deutschland. Unter dieser Situation leiden sowohl diejenigen, die sich gerne bewegen, als auch die Vereine.
Die Sorge, dass den Vereinen die Mitglieder in Scharen davonlaufen könnten, hat sich nach den Angaben des Sportbunds Pfalz erfreulicherweise als eher unbegründet erwiesen. Seit März 2020 sind lediglich drei Prozent der Mitglieder aus ihren Vereinen ausgetreten. Online-Kurse haben inzwischen viele Vereine im Programm und wollen dieses Angebot auch künftig beibehalten. Festzuhalten bleibt, dass Vereine, die bisher gut gewirtschaftet haben, trotz aller Widrigkeiten ordentlich durch die Krise kommen. Ins Schlingern geraten meist nur diejenigen, die zuvor ohnehin schon finanzielle Probleme hatten.
TSG 1861 Kaiserslautern e.V.
Ingo Marburger, Geschäftsführer der TSG 1861 Kaiserslautern e.V., gibt einen Einblick in die Situation beim traditionsreichen Lautrer Verein: „Zwar haben wir unterm Strich Mitglieder verloren, aber es gab auch insgesamt weniger Austritte als in den vergangenen Jahren. Das spricht für die Vereinstreue unserer Mitglieder. Allerdings ist es unter den aktuellen Bedingungen fast nicht möglich, neue Mitglieder für den Sport und den Verein zu gewinnen. Das viel größere Problem sind die fehlenden sozialen Kontakte, die gerade im Verein so wichtig sind. Das ist durch nichts zu ersetzen.“
Bei der rund 2.200 Mitglieder zählenden TSG ist man froh, dass sich seit vergangener Woche wenigstens wieder ein paar Sportler auf der weitläufigen Anlage im Buchenloch tummeln dürfen. Alles kontaktfrei, nur mit vorheriger Anmeldung, Maskenpflicht auf dem ganzen Gelände und selbstredend mit vorbildlichem Hygienekonzept. „Hoffentlich können wir unseren Mitgliedern spätestens ab Mai wieder mehr und mehr Sport ermöglichen – auch drinnen. Tut sich vorher schon etwas, dann umso besser. Wir sind jederzeit startklar“, betont Ingo Marburger. „Die TSG hat auch leichte finanzielle Verluste zu verzeichnen, aber unsere Liquidität ist unter anderem dank unserer Sponsoren und der Mitgliedsbeiträge stets gesichert“, unterstreicht der TSG-Geschäftsführer.
SV 1912 Morlautern e.V.
„Zwar hat das Training von Aktiven und Jugendlichen im erlaubten Rahmen wieder begonnen, aber der seit Monaten ausbleibende soziale Austausch untereinander sowie mit den Eltern fehlt uns allen natürlich total“, bestätigt auch Reiner Engbarth, 1. Vorsitzender, des SV 1912 Morlautern e.V. Finanziell sind auch hier Einbußen zu verzeichnen. Die Pacht für das Vereinsheim wurde verringert und fixe Kosten wie Versicherungsbeiträge, Nebenkosten und Gebühren laufen unerbittlich weiter. Allerdings spart der SVM durch geringere Kosten für Wasser und Gas auch wieder etwas ein.
Die Morlauterer haben zwar Geld aus dem Corona-Soforthilfe-Programm des Landes beantragt, aber wie bei vielen anderen Vereinen auch, ist da wenig bis gar nichts zu holen. Die Verbandsliga-Mannschaft des SVM soll laut Südwestdeutschem Fußballverband die unterbrochene Saison möglichst ab Mai im Eiltempo bis Ende Juni zu Ende spielen. Reiner Engbarth wäre allerdings eher dafür, die Saison noch einmal komplett neu und im herkömmlichen Zuschnitt mit allen Teams in einer Liga – und nicht aufgeteilt in zwei Staffeln à neun Clubs – zu starten. Der SVM ist jedenfalls mit einer starken Mannschaft für alle Eventualitäten gerüstet.
TuS 04 KL-Dansenberg e.V.
Seit Oktober 2020 ruht pandemiebedingt auch der Spiel- und Trainingsbetrieb der Handballteams des TuS 04 KL-Dansenberg e.V. Ausnahme ist das Drittliga-Team, das seit Beginn des Jahres unter strengen Auflagen (Hygienekonzept inklusive zweier Schnelltests pro Woche) wieder trainieren darf. Dass das Vereinsleben praktisch zum Erliegen gekommen ist, belastet sowohl die Mitglieder als auch die Verantwortlichen in Vorstand und Abteilungsleitung sowie die Trainer*innen. Besonders hart trifft es Kinder und Jugendliche, denn für viele ist der Handballsport ein wichtiger Lebensinhalt.
Dennoch gibt es auch Positives zu vermelden. „Sowohl Mitglieder als auch Sponsoren und Förderer des TuS halten dem Verein die Treue. Die Mitgliederzahlen sind weitgehend stabil geblieben, die Sponsoren stehen zu ihrem finanziellen Engagement und auch die Spendenbereitschaft der zahlreichen privaten Förderer ist ungebrochen. Die Zeit des Online-Trainings, das gerade von den Jüngsten überraschend gut angenommen wurde, gehört nun hoffentlich der Vergangenheit an. Für die 1. Herrenmannschaft läuft die Vorbereitung auf die bevorstehende Aufstiegsrunde zur 2. Handball-Bundesliga auf Hochtouren. Das Licht am Ende des Tunnels wird greifbar“, berichtet Michael Holstein, verantwortlich für die Öffentlichkeitsarbeit beim TuS.
TC Rot-Weiß Kaiserslautern e.V.
„Kein reguläres Jugendtraining anbieten zu können, ist momentan das Schlimmste“, ist auch Neil Prickett, Cheftrainer des Tennisclubs Rot-Weiß Kaiserslautern, unglücklich mit der Situation für den Nachwuchs. Die Hallensaison war coronabedingt bis auf den Oktober praktisch ein Totalausfall. Lediglich mit den Spielern des Landeskaders und einigen Schützlingen vom Tenniszweig des Heinrich-Heine-Gymnasiums ist Einzeltraining möglich. Aber auch hier nur in sehr reduzierter Form mit Maske und Abholen durch die Eltern auf dem Parkplatz, um unnötige Berührungspunkte zu vermeiden.
Natürlich gibt es auch hier zum Beispiel durch fehlende Halleneinnahmen teils beträchtliche Einbußen, aber der 800 Mitglieder starke TC Rot-Weiß ist finanziell nach wie vor kerngesund aufgestellt, und im vergangenen Sommer boomte der Tennissport auf der tollen Anlage im Jungwald wie im restlichen Land mächtig. Sofern das Wetter mitspielt, sollen zügig die Außenplätze präpariert werden, damit am besten nach Ostern die Freiluftsaison eingeläutet und im weiteren Verlauf auch die Medenrunde für die zahlreichen Teams des TC Rot-Weiß durchgeführt werden kann.
Alle Vereine eint der sehnliche Wunsch, dass sie den Hinweis „Außer Betrieb“ schnellstmöglich einmotten können und endlich wieder sportliches Leben auf und in ihren Anlagen Einzug hält. Höchste Zeit wär’s!
Autor:Ralf Vester aus Kaiserslautern |
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