Die Ausgangsposition passt
Gelingt dem FCK mit dem Aufstieg der große Wurf?
Von Ralf Vester
FCK. Vor der Saison 2021/22 ertappten sich selbst die größten Pessimisten dabei, auf eine zumindest weitaus sorgenfreiere Spielzeit als in den Jahren zuvor für ihren 1. FC Kaiserslautern zu hoffen. Sportdirektor Thomas Hengen war es gelungen, mit Jean Zimmer, Felix Götze und Daniel Hanslik die Stützen des Teams, das den lange Zeit drohenden Abstieg in die Regionalliga erfolgreich verhindert hatte, zu halten. Mit Maik Wunderlich und René Klingenburg kamen zudem zwei markante Köpfe zu den Roten Teufeln, die vom Charakter her prima in die Pfalz passen.
Wendepunkt Südwestderby
Das Feld schien bereitet, doch der Saisonstart ging wie in den Vorjahren in die Hose. Das Muster drohte sich abermals zu wiederholen, dass der FCK sich spätestens im Herbst mit einem Trainerwechsel würde befassen müssen. Kärgliche fünf Punkte hatte man nach sieben Spieltagen auf der Habenseite und stand einmal mehr im Tabellenkeller. Die Spatzen pfiffen es längst von den Dächern, dass Chefcoach Marco Antwerpen im Falle einer Heimniederlage im Derby gegen den SV Waldhof Mannheim hätte gehen müssen.
Was folgte, ist bekannt. Die Roten Teufel stemmten sich mit nur neun Mann in einem aufopferungsvollen Kampf erfolgreich gegen die Niederlage. Das 0:0 am 8. Spieltag schmeckte so süß wie ein Sieg und schweißte die Truppe samt Trainer offenbar endgültig zusammen. Es folgten vier überzeugende Siege in Folge, die den 1. FC Kaiserslautern in der Tabelle unaufhaltsam klettern ließen.
Der Zug ist im Rollen
Selbst die kleine Delle gegen den MSV Duisburg und die Würzburger Kickers warf die Mannschaft nicht aus der Bahn. Der Zug war ins Rollen geraten, wie es Co-Trainer Frank Döpper so schön auf den Punkt brachte. Bis zur Weihnachtspause sammelte der FCK weitere 14 von 18 möglichen Zählern, inklusive eines hochverdienten und vielumjubelten 2:0 im Derby beim 1. FC Saarbrücken.
Der Lohn für diese Aufholjagd: Platz 6 in Schlagdistanz zu den Aufstiegsplätzen mit nur drei Zählern Rückstand auf Rang 2. Lediglich der bereits etwas enteilte FC Magdeburg scheint nur mehr schwer abzufangen zu sein. Mit nur 13 Gegentreffern haben die Lautrer die mit Abstand beste Defensive der Liga. Auch spielerisch zeigt sich das Team von Trainer Marco Antwerpen wesentlich reifer und gefestigter. Eine vielversprechende Ausgangsposition also für die Roten Teufel vor dem Start der restlichen Rückrunde am kommenden Samstag zu Hause gegen den Tabellendritten SV Meppen.
Gretchenfrage: Noch ein Knipser, ja oder nein?
Stellt sich noch die Gretchenfrage: Gelingt es Sportdirektor Thomas Hengen, noch einen Knipser zu verpflichten oder braucht es den vielleicht gar nicht? Einen echten Goalgetter und Zielspieler in der Sturmspitze hat der FCK nicht in seinen Reihen. Daniel Hanslik ist mit gerade einmal fünf Treffern der Topscorer. Aber womöglich ist gerade die Unberechenbarkeit mit zwölf verschiedenen Torschützen die größere Waffe. Zusätzliche Qualität könne man immer im Kader gebrauchen, signalisiert Marco Antwerpen, dass die Augen auf dem Transfermarkt freilich weit geöffnet bleiben.
Der zeitweise heiß gehandelte Sascha Mölders wird schon mal nicht das Trikot des 1. FC Kaiserslautern tragen. Auch die Namen der Offensivspieler Dennis Jastrzembski und Martin Kobylanski waberten bereits durch die Gerüchteküche. Außer Marius Kleinsorge hat noch kein Akteur den Verein verlassen. Vor dem Hintergrund, dass die Omikron-Variante die Clubs noch eine ganze Weile durch zahlreiche durch Infektionen und Quarantäne bedingte Ausfälle in Atem halten wird, könnte sich ein möglichst breiter, tiefer Kader durchaus als Trumpf für die Teams erweisen, die im Kampf um den Aufstieg die Nase vorn haben wollen.
Sportlich gut gerüstet, doch bitte keine Störgeräusche mehr
Vom Sportlichen her scheint alles angerichtet zu sein für eine spannende Rückrunde, an deren Ende im Optimalfall sogar der große Traum von der Rückkehr in die Zweite Liga in Erfüllung gehen könnte. Der letzte Test gegen den belgischen Erstligisten KAS Eupen wurde trotz coronabedingt ersatzgeschwächter Truppe mit 2:1 gewonnen.
Doch der FCK wäre nicht der FCK, wenn es in den Führungsgremien einmal komplett geräuschlos zugehen würde. Es bleibt zu hoffen, dass der für Außenstehende eher überraschende Rücktritt von Markus Merk das einzige Nebengeräusch für den Rest der Saison bleiben möge. Finanziell zeichnet sich auch für diese Spielzeit ein millionenschweres Minus ab, das den Club in immer tiefere Abhängigkeit von seinen Investoren führt. Auch deshalb wäre der Aufstieg so immens wichtig. rav
Autor:Ralf Vester aus Kaiserslautern |
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