Heimspiel gegen Schalke 04: Abstiegskampf auf dem Betzenberg
FCK. Freitagabend, Flutlicht, ausverkauftes Fritz-Walter-Stadion, Schalke 04 zu Gast, ein voller Gästeblock mit fast 5.000 Zuschauern - das klingt nach bestem Zweitligafußball, doch die Realität sieht anders aus. Der 1. FCK verlor am vergangenen Wochenende das siebte Ligaspiel in Folge und Falschmeldungen über die Entlassung des erst im Dezember eingestellten Cheftrainers Dimitrios Grammozis zogen weite Kreise und ließen den Betzenberg wieder brodeln. Doch auch die Schalker tun sich in ihrer zweiten Saison nach dem Abstieg aus der Bundesliga schwer. Am Freitag, 26. Januar, treffen beide Traditionsclubs aufeinander.
Rückblick auf das Spiel gegen St. Pauli
Fans ärgern sich über Interview
Ein Interview von Cheftrainer Dimitrios Grammozis erhitzte die Gemüter der Fans in den Sozialen Medien. Nach der Partie wurde er auf den verärgerten Ragnar Ache angesprochen; der Stürmer war nach Schlusspfiff aufgebracht, schien sich über den fehlenden Offensivdrang seiner Mannschaft zu ärgern. Kurz auf die Einwechslung des Lautrer Topstürmers fiel das 2:0 für die Hausherren. Der FCK wirkte vom zweiten Treffer geschockt und hatte nichts mehr entgegenzusetzen. Stattdessen vergaben die Kiezkicker mit mehreren hochkarätigen Chancen den Ausbau ihrer Führung.
Grammozis habe zum Zeitpunkt des Interviews, direkt nach dem Spiel, noch nicht mit dem Stürmer sprechen können und erklärt die Situation und das Verhalten seines Teams in der Schlussphase wie folgt: "Es war natürlich klar nach dem 2:0 [...], dass die Wahrscheinlichkeit nicht mehr so hoch lag, dass wir hier vielleicht nochmal etwas mitnehmen können. Und dann haben wir uns auch entschlossen zu sagen ,Dann wollen wir aber auch nicht das dritte oder das vierte [Tor] kassieren, sondern dann wollen wir einfach die Tordifferenz, so wie sie heute zustande gekommen ist, einfach mitnehmen.'"
Das Statement verärgerte einige Fans, die an die Aufholjagden gegen Heidenheim und Darmstadt in der Vorsaison zurückerinnern. "Lautrer kämpfen bis zur letzten Sekunde" erinnert ein Fan auf X. Nur vereinzelt gab es Verständnis für diese taktische Herangehensweise, so pflichtet ein User Grammozis bei, dass die letzte Saison nicht mit der jetzigen zu vergleichen sei und das Torverhältnis am Ende tatsächlich wichtig werden könne.
Verbesserte Laufleistung
Grammozis verstehe die Enttäuschung im Umfeld, dennoch habe er auch positive Dinge beim Auswärtsspiel am Millerntor gesehen, so zum Beispiel die Laufleistung von insgesamt rund 120 Kilometern. Auch wenn Sankt Pauli rund fünf Kilometer mehr gerannt ist, sei es ein Schritt nach vorne. Sichtlich gereizt von der Nachfrage eines Journalisten erwidert Grammozis: "Im Bezug zu den vorherigen Laufleistungen kann man schon von einer Verbesserung sprechen. Es ist natürlich klar, dass keine Wunderdinge zu erwarten sind. Wir können nicht in vier Wochen von 114 auf 125 kommen, weil dann müsste hier David Copperfield [ein amerikanischer Zauberer] sitzen."
"Was uns fehlt, ist das Momentum mal auf unsere Seite zu ziehen", so der Trainer weiter. Er spielt auf die kurze Drangphase der roten Teufel rund um die 55. Spielminute an: Nach einem Freistoß von Marlon Ritter hatten Jan Elvedi, Almamy Touré und Richmond Tachie die Führung auf dem Fuß. Elvedi und Touré bekamen den Ball nach einem Eckball erneut nicht über die Linie. Grammozis hat das Gefühl gehabt, dass die Mannschaft sich reinhaut und alles gibt und betont, dass der Gegner mit Sankt Pauli eben auch sehr stark war: "Sankt Pauli ist die stärkste Mannschaft in dieser Liga. Mit etwas Glück hätten wir ein oder zwei Tore schießen können."
Defensivprobleme halten an
Auf der anderen Seite bekam der FCK wieder zwei Gegentore. Die Roten Teufel konnten ein weiteres Mal nicht zu Null spielen. In keiner Partie in dieser Saison konnte die Partie mit einer "weißen Weste", also ohne Treffer des Gegners, beendet werden. Das Trainerteam sei sich der Schwäche in der Defensive bewusst. "Die Defensive ist natürlich ein Thema, das uns beschäftigt. Wir müssen da weiter arbeiten und uns tagtäglich verbessern", so Grammozis. "Wir wissen, dass die Toranzahl nicht reichen wird am Ende, wenn wir so weiter verteidigen. Aber wir müssen weiter daran arbeiten und uns verbessern." Als positiven Aspekt in der Defensivarbeit nannte Grammozis die Defensivarbeit bei ruhenden Bällen: "Gegen die standardstärkste Mannschaft der Liga habe man keine brenzlige Situation so richtig zugelassen haben."
Nur ein Neuzugang in der Startaufstellung
"Die Neuzugänge kamen von Vereinen, in denen sie nicht die absolute Spielpraxis hatten", erklärt Grammozis, wieso nur Filip Kaloc es in die Startelf gegen Sankt Pauli gepackt hatte. Die erste Elf habe das Trainerteam am meisten überzeugt. Daniel Hanslik laufe besonders viel für die Mannschaft und für Phasen ohne Ballbesitz wollte Grammozis mit Hanslik einen "guten Anläufer, der den Spielaufbau des Gegners versucht zu unterbinden".
Daten und Fakten
In insgesamt 84 Spielen, worunter 78 in der ersten Bundesliga stattfanden, fünf Aufeinanderterffen im DFB-Pokal und das Hinspiel in der zweiten Bundesliga fallen, konnte der FCK 29 Partien für sich entscheiden, 31 Niederlagen und 24 Unentschieden ergänzen die Statistik.
Schlechte Defensiven und zu viele Gegentore
Im Hinspiel am zweiten Spieltag trafen die beiden Traditionsvereine zuletzt aufeinander: Der FCK verlor in Gelsenkirchen mit 0:3. Das Ergebnis täuschte, trotz doppelter Unterzahl präsentierten sich die Roten Teufel nicht schlecht, der Ex-Lautrer Marius Müller im Tor der Schalker hatte einen besonders guten Tag. Ab der 39. Minute war das Team, damals noch von Dirk Schuster geleitet, aufgrund einer roten Karte von Schlussmann Andreas Luthe in Unterzahl. Boris Tomiak sah in der 57. Spielminute gelb-rot. Für das Team von Thomas Reis trafen Simon Terodde, Kenan Karaman und Bryan Lasme. Karaman ist mit fünf Treffern aktuell der beste Torschütze der Blau-Weißen, mit fünf Assist außerdem der beste Vorlagengeber. Im Oktober übernahm Karel Geraerts den Cheftrainerposten.
Schalke 04 steht vor dem Spiel auf dem 14. Tabellenplatz mit 20 Punkten, einen Platz vor dem FCK. Das erste Rückrundenspiel ging verloren: Der HSV gewann das Topspiel bei den Schalkern am Samstagabend mit 2:0. Für den noch verletzten Marius Müller stand Ralf Fährmann zwischen den Pfosten. Eins haben beide Mannschaften gemeinsam: eine schlechte Defensive. Während der FCK 38 Gegentreffer in 18 Spielen hinnehmen musste, griffen die Torhüter der Schalker 37 mal hinter sich. Nur die Defensive des Tabellenletzten VfL Osnarbrück war schlechter (40 Gegentore).
In der Winterpause verstärkten sich die Schalker mit einem alten Bekannten. Erst am Dienstag, 23. Januar, wurde die Rückkehr von Darko Churlinov bekanntgegeben. Die Schalker leihen den 23-jährigen Offensivspieler mit Kaufoption bis Saisonende vom englischen Erstligist FC Burnley aus. Der VfB Stuttgart leihte den Nordmazedonen 2021/22 an die Schalker aus, nach Saisonende kam Churlinov zwar zurück zu den Schwaben, wechselte zu Beginn der Saison 2022/23 jedoch nach England in die Premier League. In der zweiten Liga traf Churlinov in 22 Partien zwei Mal und legte sechs Treffer auf.
Intensives Spiel, zwei Verletzte
Kadersituation
Das Trainerteam muss auf drei Spieler verzichten. Neben Afeez Aremu, der weiter gesperrt ist, fehlen Philipp Hercher und Hendrick Zuck. Hercher befindet sich aufgrund einer langanhaltenden und immer wiederkehrenden Hüftproblematik in Behandlung, Zuck verletzte sich im Dienstagstraining schwer am Knie. Andreas Luthe fehlt augrund seines Wechselwunschs erneut im Kader, trainiert aber weiter mit. Das wurde mit dem Spieler besprochen. Nachdem am Mittwochnachmittag, 24. Januar, Erik Durm überraschenderweise sein sofortiges Karriereende bekannt gab, steht auch er nicht zur Verfügung.
"Wenn man sich die Konstellation vor dem Spiel am Freitag ansieht, ist das eine Partie, die von den Fanlagern eher in der Bundesliga zu Hause wäre. Aber die sportliche Realität ist eine andere. Es wird ein intensives Spiel und wir wollen die drei Punkte!", so Grammozis. Er rechnet mit einem sehr emotionalen und kämpferischen Spiel von beiden Seiten.
Die Mannschaft zeige im Training eine sehr gute Stimmung, coache sich in jeder Übung untereinander, bringe eine gewisse Lockerheit mit sich, so Grammozis. Die Kadergröße mit aktuell 30-Spielern sorge für eine Konkurrenzsituation, die gewünscht wurde. "Jetzt gilt es die Energie zu kanalisieren, dass die Jungs, die starten, die richtigen sind. Es ist immer eine Herausforderung, wenn man eine große Truppe hat. Die erfahrenen Spieler haben die neuen Spieler sehr gut aufgenommen, auch die neuen Spieler haben sich sehr schnell und sehr gut integriert", erklärt Grammozis, "Dass es unzufrieden Spieler gibt, die nicht spielen - da sind wir nicht der einzige Verein, bei dem das so ist."
Marlon Ritter fehlte krank
Obwohl Ritter noch am Montagabend beim Handballspiel der Deutschen Nationalmannschaft mit seinem Teamkollegen Jean Zimmer zuschaute, fehlte er im Dienstagtraining krank. Für Grammozis stelle das kein Problem dar, da die Spieler einen freien Tag hatten und da machen dürfen, was sie wollen. Der Trainingsausfall von Ritter sei eine Vorsichtsmaßnahme gewesen. Grammozis wisse, dass die Spieler das professionell handhaben und direkt nach dem Spiel wiede rnach Hause gefahren sind. Zimmer konnte am Training teilnehmen.
Wiedersehen mit Schalke
Der 45-jährige Trainer war selbst einmal Trainer auf Schalke. Am 2. März 2021 wurde Grammozis vorgestellt. Am 6. März 2022, gut ein Jahr später, folgte die Entlassung; Grammozis war für 38 Spiele Cheftrainer der Knappen.
Zum Abschluss betonte Grammozis, dass der 1. FC Kaiserslautern nur stark sei, wenn der Verein, die Stadt und die Fans zusammenhalten. Ob Grammozis gegen Schalke 04 den Negativlauf stoppen kann und gegen seinen Ex-Club ein Erfolgserelebnis verbuchen kann, zeigt sich am Freitagabend auf dem Betzenberg. Auf unserer Facebook-Seite von Wochenblatt Kaiserslautern tickern wir das Spiel live.
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Autor:Katharina Wirth aus Herxheim |
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