FCK-Sportdirektor Boris Notzon äußert harte Kritik
"Regelmäßige Eingriffe ins operative Geschäft"
FCK. FCK-Sportdirektor Boris Notzon äußert in einem Schreiben an die Gremien des 1. FC Kaiserslautern massive Vorwürfe an den Aufsichtsrat, den Beirat und in Richtung der Investoren. Im Fokus seiner Kritik steht vor allem der FCK-Beiratsvorsitzende Markus Merk.
In dem Schriftstück, dessen Inhalt der Redaktion des Wochenblatts Kaiserslautern bekannt ist, moniert Notzon vor allem das direkte und indirekte Eingreifen von Aufsichts- und Beratungsgremien in das operative, sportliche Tagesgeschäft und das hohe Maß an Indiskretionen. Dies verstoße nicht nur gegen jegliche Grundsätze der Satzung, sondern auch gegen arbeitsvertragliche Regelungen.
"Kommunikatives Desaster"
Markus Merk habe Boris Notzon am 16. Dezember in einem persönlichen Gespräch mitgeteilt, dass sein zum Saisonende auslaufender Vertrag gemäß eines einstimmigen Beiratsbeschlusses nicht verlängert werden solle. Ein solcher Vorgang sei jedoch nicht die originäre Aufgabe des Beirats, sondern der Geschäftsführung. Kurz vor Weihnachten habe man ihm dann in einem nach seinen Worten „kommunikativen Desaster“ das Vertrauen entzogen und ihn damit letztlich öffentlich demontiert.
Mit Markus Merk habe Notzon im regelmäßigen Austausch zu Themen des sportlichen, operativen Tagesgeschäfts gestanden. Merk habe auch Status-Reportings der operativ Verantwortlichen des Lizenzbereichs eingefordert, mitunter auch zu einzelnen sportlichen Entscheidungen. Auch seien von Seiten des Beiratsvorsitzenden Wünsche hinsichtlich umzusetzender Änderungen im operativen Geschäft geäußert worden. Dies habe im Hinblick auf zusätzliches Individualtraining oder die Veränderung des Kapitänsamtes bis in den Zuständigkeitsbereich des Cheftrainers gereicht.
Parallelverhandlungen mit dem SV Sandhausen
Boris Notzon zeigt am konkreten Fall der jüngsten Verhandlungen mit dem SV Sandhausen aus seiner Sicht nicht ordnungsgemäße Abläufe auf. In seine Verhandlungen mit dem sportlichen Leiter des SV Sandhausen über den Transfer von Janik Bachmann habe sich Markus Merk eingeschaltet und parallel Gespräche mit dem Geschäftsführer des SV Sandhausen geführt. Während Notzon versucht habe, eine möglichst hohe Ablöse/Gehaltskompensation zu verhandeln, habe sich ihm der Eindruck aufgedrängt, dass Bachmann jedoch zum „Nullgeschäft“ gegen den Spieler Anas Ouahim getauscht werden solle. Diesen Ablauf monierte Notzon bei Merk als unglücklich, da der FCK in Verhandlungen mit einer Stimme sprechen sollte, um nicht gegeneinander ausgespielt zu werden.
Auch die interne Kommunikation und die Einmischung der Investoren in das operative Tagesgeschäft beschreibt der Sportdirektor als „nicht immer förderlich“. So habe es unter anderem eine Nachricht seitens eines Investors an den damaligen Trainer Jeff Saibene mit dem Inhalt „Wir brauchen einen neuen Sportdirektor!“ gegeben. Notzon habe von gleicher Seite wiederum kritische Fragen zum Cheftrainer erhalten. Auf Wunsch des Investors habe auch ein regelmäßiger Austausch zu Themen des sportlichen Tagesgeschäfts, wie etwa zu Spielergehältern, geplanten Neuzugängen, der Trainerauswahl oder dem Scouting-Bereich, gegeben.
Boris Notzon stellt in seinem Schreiben klar, dass er die Beratung der operativen Tätigkeit des Lizenzbereichs durch Aufsichts- und Beratungsgremien auf einer offenen und vertrauensvollen Basis grundsätzlich begrüße. Doch den Beteiligten müsse dabei stets bewusst sein, dass die Kompetenzen klar verteilt bleiben. Dazu gehöre für ihn sowohl im Innen- als auch im Außenverhältnis unabdingbar ein vertrauensvoller Umgang miteinander.
"Nicht verwunderlich, dass der sportliche Erfolg ausbleibt"
Aus seiner Mitverantwortung für den ausbleibenden sportlichen Erfolg des 1. FC Kaiserslautern will Boris Notzon sich keinesfalls stehlen. Er wolle mit der Beschreibung der Abläufe, die aus seiner Sicht ein seriöses Arbeiten und eine sportliche Entwicklung bei allen Herausforderungen zusätzlich erschweren, für Transparenz sorgen. Der FCK könne sich nicht immer wieder aufs Neue verschulden, seine sportlichen Leistungsträger verkaufen, die daraus erzielten Erlöse kaum reinvestieren, eine Insolvenz durchziehen, im Schnitt zwei Cheftrainer pro Saison verschleißen und das operative Tagesgeschäft nach den Wünschen ständig wechselnder Entscheidungsträger ausrichten. Differenzen in und zwischen den Vereinsgremien würden dazu beitragen, dass der FCK deutschlandweit als Chaos-Club wahrgenommen werde. Angesichts dessen sei es nicht verwunderlich, dass der sportliche Erfolg ausbleibe.
Autor:Ralf Vester aus Kaiserslautern |
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