Auch 2021 verdienen Frauen im Schnitt noch 19 Prozent weniger als Männer
Equal Pay Day

Katharina Disch, Gleichstellungsbeauftragte der Stadt Kaiserslautern | Foto: Ralf Vester
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  • Katharina Disch, Gleichstellungsbeauftragte der Stadt Kaiserslautern
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Equal Pay Day. Frauen verdienen in Deutschland im Schnitt 19 Prozent weniger als Männer, das hat das Statistische Bundesamt berechnet. Als Gender Pay Gap oder geschlechtsspezifische Lohnlücke wird die prozentuale Differenz zwischen Männer- und Frauenlohn im Verhältnis zum Männerlohn bezeichnet. In den vergangenen Jahren hat sich die Zahl nur sehr langsam verringert. Nur in Estland und der Tschechischen Republik ist die Lücke noch größer. Besonders deutlich wird dies anhand des Equal Pay Day, der in diesem Jahr auf den 10. März gefallen ist. Davon ausgehend, dass Männer und Frauen den gleichen Stundenlohn erhalten, steht der Equal Pay Day für den Tag, bis zu dem Frauen umsonst arbeiten, während Männer schon seit dem 1. Januar ihren Lohn erhalten. Zwar sind wir gegenüber dem Vorjahr um acht Tage nach vorne gerückt, aber 68 Tage unentgeltliche Arbeit – das veranschaulicht deutlich, wie es hierzulande noch um die angestrebte Gleichberechtigung bestellt ist. Wir haben zu dieser Thematik mit Katharina Disch gesprochen, die seit dem 1. Februar neue Gleichstellungsbeauftragte der Stadt Kaiserslautern ist.

Von Ralf Vester

??? Frau Disch, warum reden die Menschen eigentlich so ungern über Geld?
Katharina Disch: „In Deutschland gilt: Über Geld spricht man nicht. Man vermeidet das Thema nicht nur bei Bekannten und Freunden, sondern es wird auch mit der Partnerin oder dem Partner nicht über das Gehalt gesprochen. Das könnte an den unangenehmen Gefühlen liegen, die man verspürt, wenn man mehr oder weniger als sein Gegenüber verdient. Verdient man mehr als die andere Person, schlägt einem häufig Neid entgegen. Verdient man weniger als die andere Person, hat das etwas Schambehaftetes und es zieht eventuell Mitleid nach sich. Um das zu umgehen, spricht man hierzulande ungern darüber. Wir leben in einer Leistungsgesellschaft und Leistung wird in Deutschland sehr häufig mit einem hohen Einkommen gleichgesetzt. Auf der einen Seite ist das eigene Einkommen selbstverständlich Privatsache. Auf der anderen Seite würde mehr Transparenz über Gehaltsstrukturen herrschen, wenn wir uns hierzu mehr austauschen würden.“

??? In Deutschland verdienen Frauen im Schnitt 400 Euro monatlich weniger als Männer. Ihr Stundenlohn liegt 19 Prozent unter dem von Männern. Warum gibt diese Lohnlücke zwischen den Geschlechtern?
Katharina Disch: „Diese Frage umfassend zu beantworten, ist gar nicht so einfach. Da kommen sehr viele Punkte zusammen. Viele Frauen arbeiten in Berufen, deren Systemrelevanz durch Corona zwar betont wurde, die aber trotz ihrer wichtigen Funktion nicht gut entlohnt werden. Frauen arbeiten im Gegensatz zu Männern häufiger als geringfügig Beschäftigte oder als Teilzeitkräfte.
Wenn Kinder ins Spiel kommen, stecken auch hier Frauen eher zurück als die Partner. Sie nehmen länger Elternzeit, reduzieren im Zusammenhang mit Care-Arbeit häufiger ihre Arbeitszeiten und es kommt dadurch zu Brüchen im Lebenslauf, wodurch oft Karrierechancen schwinden. Das umreißt nur sehr grob die Ursachen, wieso der durchschnittliche Brutto-Stundenlohn von Frauen so viel niedriger ist als der von Männern.“

??? Ist denn die Berufswahl selbst das Problem oder die unterschiedliche Bezahlung verschiedener Berufsfelder?

Katharina Disch: „Frauen entscheiden sich häufiger für Berufe, bei denen sie keine faire Entlohnung erhalten. Und die Fairness beziehe ich hier auf die Wertigkeit und die Wichtigkeit der Arbeit. Wir vertrauen unsere Kinder im Kindergarten diesen Frauen an. Wir bauen auf sie, wenn wir krank oder hilflos sind, dass sie sich um uns kümmern und wir wieder gesund werden. Sie begleiten unsere Angehörigen in den letzten Tagen und Stunden ihres Lebens und leisten bei alle dem nicht nur eine Arbeit am physischen Körper der ihnen Anvertrauten, sondern auch an deren Geist und Seele. Da sollte es uns als Gesellschaft schon zu denken geben, warum man ausgerechnet in diesen Berufen ein geringes Einkommen erhält.“

??? Was muss Ihrer Ansicht nach geschehen, um die unterschiedliche Bezahlung von Frauen und Männern zu verhindern?

Katharina Disch: „Es würde helfen, wenn mehr Transparenz bei der Bezahlung herrschen würde. Und natürlich wäre es auch hilfreich, wenn mehr Frauen in den entsprechenden Positionen wären, die über die Angemessenheit einer Entlohnung für eine bestimmte Tätigkeit entscheiden.“

Hintergrund: "Das geht uns alle an!“ ist eine Initiative des Bundesverbandes Deutscher Anzeigenblätter. Die im Verband organisierten Blätter nutzen ihre hohe Reichweite, um über aktuelle gesellschaftlich, politisch oder wirtschaftlich relevante Themen zu berichten, die viele Menschen bundesweit umtreiben. Laut Statistischem Bundesamt verdienen Frauen in Deutschland im Schnitt 19 Prozent weniger als Männer. Im Rahmen des Equal Pay Day am 10. März 2021 möchte auch die SÜWE mit ihren Wochenblättern, Stadtanzeigern und dem Trifelskurier auf das Thema Lohngerechtigkeit aufmerksam machen und über die Situation in der Pfalz und im Badischen berichten. Mehr Beiträge gibt es auf der Themenseite zum Equal Pay Day. 

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Katharina Disch, Gleichstellungsbeauftragte der Stadt Kaiserslautern | Foto: Ralf Vester
Interview zum Equal Pay Day 2021 | Foto: analogicus/pixabay.com
Autor:

Ralf Vester aus Kaiserslautern

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