Agentur für Arbeit informiert und berät
Fachkräfte aus dem Ausland

Empfiehlt Firmenchefs, hinsichtlich des demografischen Wandels früh aktiv zu werden: Ronny Kobel von der Arbeitsagentur Kaiserslautern-Pirmasens   | Foto: Monika Klein
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Von Monika Klein

Kaiserslautern. Die Probleme, mit denen Unternehmen derzeit zu kämpfen haben, sind massiv. Der Personal- und Fachkräftemangel ist einer der Faktoren, der Firmenchefs Sorgenfalten auf die Stirn treibt – aktuell und erst recht mit Blick in die Zukunft. Eine Lösung kann das Rekrutieren von Arbeitskräften aus dem Ausland sein. Seit Anfang dieses Jahres hat die Agentur für Arbeit Kaiserslautern-Pirmasens für Arbeitgeber diesbezüglich eine Anlaufstelle eingerichtet.

Die Folgen des demografischen Wandels sind seit Jahren bekannt – und schon jetzt sind sie deutlich im Alltag zu spüren. „Und es wird noch schlimmer“, kann Peter Weißler, Chef der Agentur für Arbeit Kaiserslautern-Pirmasens (AA), alles andere als Entwarnung geben. Er bezieht sich auf die Babyboomer, die ab der Mitte der 1950er bis Ende der 1960er Jahre geboren wurden – der Jahrgang 1964 sei der stärkste gewesen – und in den kommenden Jahren in Rente gehen.
Besonders betroffen sind laut dem AA-Chef das produzierende Gewerbe, Hotellerie und Gastronomie, Mechatronik und Elektronik, Gesundheit und Pflege und das Handwerk. Arbeitslose seien oft nicht geeignet oder zu wenig qualifiziert, um Fachkräfte auf hohem Niveau zu ersetzen, auch wenn die AA Unterstützung bei Qualifizierungsmaßnahmen biete, hält er fest. „Der Bedarf an Arbeitskräften wird weiter zunehmen und die Kräfte, die vom hiesigen Arbeitsmarkt kommen, werden nicht ausreichen“, zeichnet Weißler ein Zukunftsszenario.
Zahlen der AA (Stand: März 2023) untermauern seine Aussagen. Von den 57.347 sozialversicherungspflichtigen Beschäftigten im Stadtgebiet von Kaiserslautern sind 13.565 älter als 55 Jahre. Im Landkreis gab es zum gleichen Zeitpunkt 26.977 sozialversicherungspflichtige Beschäftigte, von denen 7207 die 55 Jahre überschritten haben. Um diesen Arbeitskraftverlust abzufangen und bis 2060 gemessen an dem aktuellen Stand nahezu konstant zu halten, ist nach Angaben der Bundesagentur für Arbeit eine bundesweite, jährliche Nettozuwanderung von 400.000 Personen erforderlich.
Unternehmer, die Mitarbeiter aus dem Ausland akquirieren wollen, können sich an Ronny Kobel vom Arbeitgeberservice wenden. Er leitet das Kompetenzteam der AA, das Anfang des Jahres gegründet wurde. „Wir versuchen zuerst, den Bedarf über den lokalen Arbeitsmarkt durch Ausbildung und Vermittlung zu decken, aber es gibt keine ausreichende Anzahl an Bewerbern“, erzählt er.
Kommen künftige Mitarbeiter aus der Europäischen Union (EU), sei dies im Vergleich mit Drittländern der einfachere Weg, da Abschlüsse vergleichbar seien und sich ein Visa erübrige, so Kobel. Kommen sie aber aus Drittstaaten, ist die Vorgehensweise aufwendiger. In diesen Fällen kooperiert die AA mit der Zentralen Auslands- und Fachvermittlung in Bonn. Diese schreibt freie Stellen weltweit aus, pflegt Kontakte zu Arbeitsvermittlungen, hilft bei der Individualvermittlung und betreut den Rekrutierungsprozess. Er beinhaltet alle Schritte vom Erreichen des erforderlichen Sprachniveaus über den Erhalt der erforderlichen Dokumente bis hin zur Einreise.
Dazu wurden verschiedene Projekte und Programme mit Nationen in Asien, Nordafrika oder auch Südamerika aufgelegt. „Wir legen viel Wert auf eine soziale Rekrutierung“, hält Kobel fest. „Wir werben nur Arbeitskräfte aus Ländern an, in denen es ein Überangebot gibt, um dort eine Schieflage zu vermeiden.“ Als Beispiel nennt er Mediziner aus Mexiko.
Kommen der deutsche Arbeitgeber und die Fachkraft oder der Auszubildende aus dem Ausland – Voraussetzung ist ein Mindestalter von 18 Jahren – zusammen, muss das Einleben von Arbeitgeberseite unterstützt werden. „Diese Menschen brauchen Hilfe bei der Integration. Sie kommen mit einem Koffer an und lassen Familie und Freunde hinter sich“, unterstreicht Kobel. Sei es bei Behördengängen, beim Kennenlernen der Region, bei der Wohnungssuche oder beim Knüpfen von sozialen Kontakten, beispielsweise über Vereine. Auch eine sprachliche Nachqualifikation sei oft sinnvoll.
„Der Arbeitgeber muss bereit sein, seinen Mitarbeiter über Wochen und Monate zu begleiten. Das ist kein Sprint, sondern ein Marathon“, betont Kobel. Als Lösung zum Decken eines kurzfristigen Bedarfs sei dieses Vorgehen nicht geeignet. Jedoch: „Vielen Arbeitgebern bleibt gar nichts anderes übrig.“ Da die Personalsituation schon jetzt oft angespannt ist und sich in den nächsten Jahren wahrscheinlich verschärfen wird, appellieren Weißler und er an Unternehmer: „Wichtig ist eine vorausschauende Personalplanung.“
Seit dieses unverbindliche Angebot besteht, sei das Interesse an Information und Beratung laut Kobel sehr groß und die Nachfrage im Laufe des Jahres stark angestiegen. „Es ist eine hohe Investition, die sich aber langfristig lohnt.“ Er und sein Team stehen auch nach der Einreise als Ansprechpartner zur Verfügung, etwa wenn es um Integration, Sprachförderung oder um finanzielle Unterstützung wie etwa Berufsausbildungsbeihilfe geht.
Die finanzielle Absicherung der ausländischen Mitarbeiter wird zum Großteil über Fördermittel und einen Arbeitgeberanteil getragen, den kleineren Anteil muss der Rekrutierte selbst zahlen. Beratungstermine werden kurzfristig vergeben. [lmo]
Info

Agentur für Arbeit Kaiserslautern-Pirmasens, Arbeitgeber-Service, Ansprechpartner Ronny Kobel, Telefon 06331 147375, E-Mail Kaiserslautern-Pirmasens.Arbeitgeber@arbeitsagentur.de

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Autor:

Monika Klein aus Kaiserslautern

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