Dieter Gein schreibt an internationale Entscheidungsträger
Briefe für das Überleben

Dieter Gein mit Korrespondenz im Wohnzimmer.  | Foto: hb
  • Dieter Gein mit Korrespondenz im Wohnzimmer.
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Erlenbach. Im Jahr 1984 begann Dieter Gein, Erlenbach, Briefe an internationale Entscheidungsträger zu schreiben. Damals war er 39 Jahre alt und hatte alles erreicht, was er sich als Schüler gewünscht hatte, beruflich und privat. Jetzt wollte er etwas von seinem Glück weitergeben. In einem seiner ersten Briefe bat Gein am 1. November 1984 den damaligen Bundeskanzler Helmut Kohl, das SDI-Projekt abzulehnen und die Entspannung mit Russland zu suchen.
Mit Datum vom 6. April 1986 sandte er ein Memorandum an das Nobelpreiskomitee in Stockholm. Auf 30 handgeschriebenen Seiten ermahnte er darin die führenden Wissenschaftler, ihre Fähigkeiten für die Erhaltung der Erde einzusetzen. Weitere Briefe richtete er unter anderem an die Präsidenten in Washington und Moskau und den Generalsekretär der Vereinten Nationen. Viele gesammelte Antworten belegen, dass seine Schreiben angekommen sind.
Freudig überrascht hat den visionären Malermeister, wie schnell sich damals die weltpolitische Lage im Sinne seiner versandten Schreiben verändert hat: Das Ende des Kalten Krieges, die atomare Abrüstung, die Demokratisierung in Osteuropa und die Vereinigung der beiden deutschen Staaten entsprachen ganz seinen Vorstellungen.
Als die Medien noch die Entspannung feierten, beschäftigte sich Gein bereits mit der Kriegsgefahr in Ex-Jugoslawien und am Persischen Golf. Vor der jeweiligen Eskalation appellierte er an maßgebliche Politiker, den Krieg zu verhindern, leider ohne Erfolg. Über diese und andere bemerkenswerte Aktivitäten gibt sein Buch „Wenn die weiße Taube weint“ (2001) Auskunft.
Aus innerem Drang schreibt Gein bis heute friedenspolitische Briefe. „Kleinstaaterei führt ins Chaos“, findet er und nennt als Beispiele die nationalen Bestrebungen der Katalanen in Spanien und der Kurden im Grenzbereich Nord-Irak, Syrien, Iran, Türkei. Auch in der Ukraine schwelt ein ungelöster Konflikt. Dazu Gein: „Es ist schlimm, dass es dort Tote gibt und das Land getrennt wird. Das ist durch eine Rebellion passiert, das war ein Fehler, der gewählte Präsident ist geflüchtet, man hätte das mit Russland ausdiskutieren müssen.“
Wiederholt hat Gein an europäische Politiker geschrieben, die Sanktionen gegen Russland auszusetzen und den Ukraine-Konflikt im Einvernehmen beizulegen. „Zum Glück haben wir noch keinen großen Krieg, aber Geplänkel kann auch zu einer Explosion der Gewalt, zu einem Weltkrieg führen“, so Gein.
Bei alledem hätte die Menschheit dringende andere Sorgen, zum Beispiel die Erhaltung der Atmosphäre. „Die Befürchtungen zum Klimawandel scheinen sich zu bestätigen: Hochwasser, Unwetter, Dürre auch bei uns. Vor kurzem hat der unermüdliche Mahner an Papst Franziskus geschrieben und ihn gebeten, die Menschen zu informieren, wie wichtig die Luft ist, die wir atmen. Der Eingang seines Schreibens wurde ihm von einem Prälat bestätigt: „Der Heilige Vater bittet Sie um Ihr Gebet.“ „Viele seltsame Wahrträume haben mich inspiriert, tiefer nachzufühlen, wo wichtige Impulse für das gesamte Leben bestehen“, sagt der inzwischen 73-Jährige, der Kontakt zum Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Freiburg, aufgenommen hat. Kürzlich konnte er an einer Studie über Menschen mit außergewöhnlichen Erfahrungen teilnehmen. hb/end

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Autor:

Stefan Endlich aus Wörth am Rhein

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