„Das gute Leben“ - Wie der Künstler Daniel Bonaudo-Ewinger sein Glück in der Kleinstadt fand
Kandel. Dass es immer mehr kreative Städter aufs Land zieht, ist nichts Neues, dass es dabei aber von Berlin nach Kandel in die Südpfalz geht, wie bei Daniel Bonaudo-Ewinger, ist schon was Besonderes. Für ihn ein logischer Schritt, denn es ist eine Rückkehr in die Heimat. Aber die Vorstellung, dass ein Meisterschüler der Kunsthochschule Berlin-Weißensee seine internationale Karriere aus einer Kleinstadt in der Pfalz gestalten will, stößt nicht nur in der Branche auf Verwunderung.
„Berlin war spannend und toll. Berlin war lange Zeit ein Schmelztiegel der Kreativität und Berlin hat mir und meiner Frau viel gegeben. Aber irgendwann kommt man an einen Punkt, an dem die Gentrifizierung siegt, Wohnraum und Atelier unbezahlbar werden, da überlegt man dann, wie es weitergehen soll“, erzählt der Künstler. Ein Umzug ins Berliner Umland sei für ihn nie in Frage gekommen, wenn schon Kleinstadt, dann zuhause in der Pfalz. Auch für seine Frau, eine gebürtige Schifferstädterin, sei das immer klar gewesen. „Wir haben hier unsere Wurzeln, ich fühle mich hier vernetzt und angekommen. Wir können uns auch gut vorstellen, dass unsere Kinder hier groß werden.“ Und so zogen Daniel Bonaudo-Ewinger und seine Familie 2021 zurück in nach Kandel.
Dort arbeitet er selbstverständlich weiter als freier Künstler, bringt sich aber gemeinsam mit seiner Frau auch in die lokale Kunstszene ein. Die beiden gründeten vor etwas über einem Jahr die Galerie „Das gute Leben“, die im März mit einem neuen Konzept als Künstlerkollektiv mit der Kaiserslauterer Druckgrafik-Künstlerin Marie Gouil und Christoph Nuber, einem Absolventen der Kunstakademie Karlsruhe, neu starten wird.
Voneinander lernen, voneinander profitieren
Bonaudo-Ewinger hat zudem gemeinsam mit anderen lokalen Akteuren das Kandler Kunst- und Kulturfestival „Kandel im Prozess“ an den Start gebracht und ist an dem Projekt „rurreal“ beteiligt, das in Kooperation mit der Stadt Kandel bekannte öffentliche Orte (wieder)belebt. Denn eines hat sich der 36-Jährige bei seiner Rückkehr in die Pfälzer Heimat vorgenommen: Er kommt nicht mit leeren Händen. Dabei liegt es ihm fern, die akademische Sprache der Kunstwelt oder das hektisch-hippe Leben der Metropole über die Kleinstadt Kandel zu stülpen, vielmehr will er die Ideen, die sich in einer Großstadt nicht umsetzen lassen, jetzt hier in der Pfalz angehen. „Ich sehe dabei auch immer mich als Jugendlichen, der in Kandel saß und wusste, er wollte irgendwas mit Kunst machen, aber keine Ahnung hatte, wie das geht oder wohin man sich wenden soll. Ich möchte den Menschen in meiner Heimat das Angebot machen, Kunst zu erleben und an Kunst teilzuhaben. Deshalb ist es mir auch so wichtig, die Kunst auch aus unserer Galerie hinaus in die Stadt zu tragen.“ Er sieht die Kunst als verbindendes Element, das Menschen und Gruppen vernetzen – und damit stärken kann. „Wir wollen in Kandel hochwertige Kunst machen und zeigen. Wir wollen lokale, aber auch nationale Künstler nach Kandel bringen und dabei zeigen, man muss vor Kunst keine Angst haben. Da gibt es keine Geheimnisse und keinen mystischen Code, das ist alles ganz ehrlich und real“. Bisher hat dieses Konzept in der Galerie „Das gute Leben“ auch hervorragend funktioniert. Daniel Bonaudo-Ewinger und seine Frau setzen dabei nicht nur auf Ausstellungen, sondern stellen zusätzlich ein umfangreiches Rahmenprogramm zusammen. Es werden nicht einfach nur Bilder aufgehängt. In dem Raum in der Bismarckstraße 2 finden Konzerte, Podiumsdiskussionen und Künstlergespräche statt. Das soll mit dem Relaunch als Künstlerkollektiv im März auch noch verstärkt werden. „Wir wollen uns dann auf zwei Ausstellungen pro Jahr fokussieren und dabei noch mehr Wert auf das Begleitprogramm legen. Denn wir haben festgestellt, dass die Menschen hier gerade den Austausch über die Kunst, und verbunden damit auch über politische und gesellschaftlich relevante Themen sehr schätzen und gerne annehmen.“
Relaunch-Ausstellung
Die erste Ausstellung der neuen Galerie „Das gute Leben“ wird am 17. März, um 19 Uhr eröffnet. Der Titel der Ausstellung lautet „Niemand will den Hund begraben“ sie befasst sich mit dem Spannungsverhältnis zwischen Stadt- und Landleben. Neben Daniel Bonaudo-Ewinger sind Marie Gouil, Christoph Nuber und als Gastkünstler der Fotograf Jens Weyers an der Ausstellung beteiligt, die bis 10. September zu sehen sein wird.
Autor:Heike Schwitalla aus Germersheim | |
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