1250 Jahre Kirchheimbolanden: Geschichte der „Kleinen Residenz“

Roter Turm an der Stadtmauer von Kirchheimbolanden  | Foto: Roland Kohls
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Kirchheimbolanden.In den ersten Jahrhunderten entwickelt sich Kirchheimbolanden vom Dorf zur Stadt zur Residenz , das anfangs nur Kirchheim, Kirchheim auf dem Gau oder Kirchheim bei Bolanden genannt wird. Ein halbes Jahrhundert Blütezeit prägen die Stadt bis heute. Auch in der Deutschen Revolution spielt ein Kapitel in der Stadt. Die größte Entwicklung durchlebt die Stadt dann nach dem Zweiten Weltkrieg.

von Roland Kohls

Ende des zwölften Jahrhunderts erschien der Lorscher Codex, ein Verzeichnis von Schenkungen, Erwerbungen und anderen Urkunden des Klosters Lorsch. In diesem ist auch Kirchheimbolanden, damals noch Kirchheim, in einer Urkunde aus dem Jahr 774 erwähnt. Somit ist dies die älteste Quelle, die das Bestehen des Ortes belegt und der Hintergrund für die Feierlichkeiten zum 1250-jährigen Bestehen von Kirchheimbolanden darstellt.
Um das Jahr 900 wird in Kirchheimbolanden ein Stift mit einer Kirche dem heiligen Remigius geweiht. Die Kirche bestand schon zuvor und war jene Kirche, die dem Ort seinen Namen gab. Im zwölften Jahrhundert dann geht das Dorf als Reichslehen an die Herren von Bolanden, die bereits in der Nähe begütert waren. So wird der Ort 1284 dementsprechend „Kirchheim bei Bolanden“ genannt.

Vorstadtturm ist das Wahrzeichen der Stadt  Kirchheimbolanden  | Foto: Roland Kohls
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Kirchheimbolanden wird Stadt

Im Jahr 1288 kommt Kirchheim durch Heirat an die Grafen von Sponheim-Dannfels. Graf Heinrich II. von Sponheim-Bolanden ließ das Dorf 1368 zur Stadt erheben und machte diese zu seiner Residenz, befestigte sie mit Mauer und Wehrtürmen und erbaute eine Burg. Deshalb feierte Kirchheimbolanden 2018 die Verleihung der Stadtrechte 650 Jahre zuvor.
Kirchheim auf dem Gau wurde die Stadt 1399 genannt. Über seine Enkelin Anna von Hohenlohe und ihren Mann Philipp I. von Nassau-Weilburg ging Kirchheimbolanden mit dem Sponheim-Bolander Besitz an das Haus Nassau-Weilburg, die Linie, die mit den Luxemburger Großherzögen verwandt war.
Im Jahr 1556 ergriff die Reformation Kirchheimbolanden und die Stadt wurde protestantisch. Zwar wüteten auch in Kirchheimbolanden der Dreißigjährige Krieg und auch der pfälzische Erbfolgekrieg Ende des 17. Jahrhunderts, doch blieb die Stadt mit Mauern und Türmen erhalten.

Blütezeit der Stadt Kirchheimbolanden

Seine Blütezeit erlebte Kirchheimbolanden dann im 18. Jahrhundert. Unter Carl August von Nassau-Weilburg, der 1737 seine Residenz von Weilburg nach Kirchheim verlegte, und Carl Christian von Nassau-Weilburg, der mit der holländischen Prinzessin Caroline verheiratet war, erlebte die Stadt einen wirtschaftlichen wie kulturellen Aufschwung sondergleichen. Das Schloss mit Schlossgarten wurde ebenso errichtet wie die heutige Paulskirche und zahlreiche andere Gebäude an der Allee- und Amtsstraße.

Auf Einladung der klugen und musikalischen Fürstin Caroline weilte 1778 sogar Mozart in der „Kleinen Residenz“ und spielte auf der Orgel der Paulskirche, die damals Hofkirche war. Deshalb wird diese Kirchenorgel bis heute „Mozart-Orgel“ genannt. Nun beginnt sich auch Kirchheim-Bolanden oder eben Kirchheimbolanden als Name der Stadt durchzusetzen.
Jäh endet die Blüte der Stadt mit dem Einmarsch der französischen Revolutionstruppen 1793. Die Pfalz wird besetzt und schließlich annektiert. Kirchheimbolanden wird Hauptort des Kantons Donnersberg im gleichnamigen Departement. Nach Napoleons Niederlage und dem Wiener Kongress kommt die Pfalz schließlich zu Bayern und Kirchheimbolanden wird Sitz eines Landkommissariats im sogenannten Rheinkreis.

Kirchheimbolalmnden: Grauer Turm mit Stadtmauer | Foto: Roland Kohls
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Revolution in Kirchheimbolanden

Auch bei der Deutschen Revolution spielt sich ein Kapitel in Kirchheimbolanden ab. Es ist das letzte Kapitel: Der König von Preußen Friedrich Wilhelm IV. hatte die Kaiserkrone barsch abgelehnt und auch die Pfälzer kämpften gegen das Scheitern der Revolution. Die rheinhessische Legion lagerte in Kirchheimbolanden. Als am 14. Juni 1849 die Stadt vor den übermächtigen preußischen Truppen Hals über Kopf verließ und Richtung Ludwigshafen floh, wurde ein Teil der pfälzische Revolutionäre im Schlossgarten nicht benachrichtigt. Sie blieben zurück und stellten sich bei Kirchheimbolanden gegen die Preußen. 17 Aufständische fielen bei dem Gefecht. Dieses Ereignis jährt sich in diesem Jahr zum 175. Mal.
Keine Ausnahme bildete die Stadt in der Nazi-Zeit. Kirchheimbolanden hatte zuvor eine jüdische Gemeinde, die auch eine Synagoge unterhielt. Diese Synagoge wurde wie viele andere auch in der Reichspogromnacht am 9. November angezündet und verbrannte. Juden, die nicht rechtzeitig flohen, wurden in Konzentrationslager verschleppt, wo die meisten ermordet wurden.

Kirchheimbolanden: Pfälzer Revolution

Bevölkerungsentwicklung seit 1815

Die Stadt Kirchheimbolanden hatte bei Übernahme der Pfalz durch Bayern nicht ganz 2.150 Einwohner. 20 Jahre später lebten bereits über 3.000 Menschen in der Stadt. Daran änderte sich bis zur Reichsgründung 1871 nicht viel. Mit der Industrialisierung und besonders nach dem Zweiten Weltkrieg aber wächst die Stadt rasant. Im Jahr 1905 hat Kirchheimbolanden 3.647 Einwohner, 1950 sind es 4.783 und 1970 sogar 5.525. Bis ins Jahr 2005 stieg die Einwohnerzahl auf fast 8.000, wo sie seither stabil liegt.

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Autor:

Roland Kohls aus Ludwigshafen

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