Kirchheimbolander Friedenstage: Vielfältiges Programm mit Vorträgen, Diskussionen, Theater und Gedenkfeier
Kirchheimbolanden. Weltweit sind über 100 Millionen Menschen auf der Flucht, nie zuvor waren so viele Menschen gezwungen, ihr Zuhause zu verlassen. Hauptfluchtursache sind Krieg und Gewalt, etwa 28 bewaffnete Konflikte und Kriege werden derzeit weltweit ausgetragen.
Mehr als 800 Millionen Menschen leiden chronisch an Hunger und unter extremer Armut. Die zehn ärmsten Länder der Welt sind alle reich an Rohstoffvorkommen, aber weniger als 100.000 Menschen, also 0,001 Prozent der Weltbevölkerung, kontrollieren etwa ein Drittel des weltweiten Finanzvermögens. In wenigen Jahren wird der Klimawandel Armut und weltweite Migration drastisch verschärfen.
Diesen globalen Herausforderungen können wir nicht mit Waffengewalt begegnen. Auf Dauer können wir uns auch nicht davor abschotten - die aktuelle Verlagerung der EU-Außengrenze in die Sahelzone ist kein nachhaltiger Ausweg, es ist unredlich, den Menschen hier in Europa dies als Lösung vorzugaukeln.
Was wirklich benötigt wird, ist eine Friedenswende!
Eine Friedenswende die, die Herstellung und Verbreitung von Waffen ächtet, die Fluchtursachen eliminiert und Gerechtigkeit schafft - denn zur Wahrheit gehört auch, dass es dauerhaft keinen Wohlstand auf Kosten anderer geben kann.
Vor diesem Hintergrund wird in diesem Jahr die Hilfsorganisation medico international und - auf lokaler Ebene - die Ebertsheimer Bildungsinitiative mit dem Kirchheimbolander Friedenstagepreis geehrt. Beide Organisationen gehen die Friedenswende auf unterschiedlichen Ebenen und mit unterschiedlichen Methoden an.
Die Vereinigung medico international und ihre Partnerorganisationen leisten humanitäre Nothilfe, medizinische Versorgung, psychologischen Beistand und Rechtsberatung für Flüchtlinge, Migrantinnen und Migranten. Medico international hilft, um Hilfe überflüssig zu machen. Ziel ist es, die Verhältnisse zu überwinden, die Not und Unrecht hervorbringen und immer mehr Hilfe nötig machen. Dahinter steht die Idee eines globalen Ausgleichs und gerechter Weltverhältnisse.
Die Ebertsheimer Bildungsinitiative (EBI) unterstützt Menschen darin, ökologische, soziale und ökonomische Nachhaltigkeit zu leben. Sie will Anstoß und Inspiration geben, um Gesellschaft selbstverantwortlich mitzugestalten. Die sechste Klasse der Georg-von-Neumayer Schule wird im Oktober drei Tage Gelegenheit haben auf dem Gelände der EBI (ehemalige Papierfabrik) den Wert der Vielfalt zu entdecken.
Als Laudatoren für die Preisverleihung konnten der Maler Burkhart Braunbehrens und Monsignore Pirmin Spiegel, der Vorstandsvorsitzenden des Bischöflichen Hilfswerkes Misereor, gewonnen werden.
Die Friedenstaube des Landrats wird noch ein weiteres Jahr in der Ukraine verbringen, die Umstände erfordern es. Die Organisation Libereco leistet humanitäre Hilfe in der Ukraine und unterstützt politische Gefangene in Belarus.
Über Perspektiven für das Ende des Krieges in der Ukraine wird mit Rolf Mützenich, dem Vorsitzenden der SPD-Bundestagsfraktion diskutiert werden.
Vor 75 Jahren haben die Vereinten Nationen die Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte verkündet. Wunsch und Wirklichkeit einer werteorientierten Außenpolitik wird Radwa Khaled-Ibrahim, Referentin bei medico international und Dozentin an der Uni Marburg, beleuchten.
Die Toten der beiden Weltkriege des vergangenen Jahrhunderts, die Millionen Menschen, die seither in mehr als 200 Kriegen getötet wurden, all diejenigen, die durch kriegerische Gewalt an Körper und Seele verwundet wurden oder aus ihrer Heimat fliehen mussten, mahnen uns Gewalt zu ächten und nichts unversucht zulassen Kriege zu vermeiden.
Daher wird im Rahmen der Friedenstage 2023 eine Friedenslinde pflanzen, die den Lindenkreis am Kriegerdenkmal auf dem Schillerhain wieder schließt. Symbolisch mahnt sie alle, Wunden zu schließen und alle sich für eine weltweite Friedenswende einzusetzen.
Möge Frieden auf Erden sein!
Dieser Wunsch steht auf dem Friedenspfahl am früheren Platz der Synagoge nun auch in Romanes, der Sprache der Sinti und Roma. Die Nationalsozialisten wollten in ihrem rassistischen Wahn auch diese Bevölkerungsgruppe vernichten. Ilona Lagrene wird als Vertreterin dieser Bevölkerungsgruppe bei der Gedenkfeier für die Opfer des Holocaust am Donnerstag, 9. November, sprechen. Das Friedenstage-Programm ist auch dieses Jahr wieder vielseitig und vielfältig, wie es auch die Herausforderungen in der Friedensarbeit sind. Einfache Antworten auf komplexe Fragen, wie sie von Populisten immer dreister propagiert werden, gibt es nicht. Also werden alle bei Vorträgen zuhören, lassen sich ein auf Diskussionen, feiern Gottesdienste und gemeinsame Feste, lassen sich inspirieren von Theater- und Konzertabenden. Mit den Friedensfesten der Kitas, dem ökumenischen Kindernachmittag und dem Musical „Ein Hut für Tom“ sind auch die Kleinsten mit eingebunden.red
Weitere Informationen:
Weitere Informationen unter: www.friedenstage.de
Autor:Karin Hoffmann aus Ludwigshafen |
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