Invasive Art erobert Landschaft: Das Orientalische Zackenschötchen im Porträt
Pflanzenschönheit mit zwei Gesichtern

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Seit einigen Jahren fällt in der Landschaft ab dem Monat Mai teils bis in den August hinein die Farbe Gelb verstärkt ins Auge des Betrachters. Diese an sich schönen Farbtupfer rühren nicht von Raps oder Senf her, sondern sind zurückzuführen auf die schnelle Ausbreitung des Orientalischen Zackenschötchens (Bunias orientalis) – eine Pflanzenschönheit mit zwei Gesichtern.
Wie der Name bereits andeutet, ist die Art ursprünglich beheimatet von Sibirien bis nach Ost- und Südeuropa. Ihr schönes Gesicht zeigt sie zum einen in Form ihrer früheren Nutzung als Futterpflanze, zum anderen durch ihre farbenfrohe Gestalt, weshalb sie heute durchaus noch als Zierpflanze angeboten wird. Sie hat sich aufgrund dessen in den letzten 200 Jahren über weite Teile Europas ausbreiteten können. Ihr weniger schönes Gesicht zeigt sie durch ihre enorme Ausbreitungsfähigkeit. Deshalb gilt das Orientalische Zackenschötchen in Deutschland als invasive Art, die dort, wo sie vorkommt, eine Bedrohung für die heimischen Pflanzenarten darstellt.
Das Orientalische Zackenschötchen ist eine zweijährige, schnell wachsende Staude, die oben stark verzweigt. Sie wird bis ca. 1,60 m hoch mit einer tiefen Pfahlwurzel. Die jungen Blätter sollen essbar sein; die junge Wurzel wie Meerrettich verwendet werden können. Zartgelbe Blüten zeigen sich ab Mai. Die Samen reifen schon ab Juli. Oft wird die Pflanze mit Raps verwechselt; sie blüht jedoch weitaus länger als dieser und hat eher runde Samenkapseln im Gegensatz zu länglichen beim Raps. Außerdem sind die Blätter des Zackenschötchens in der Regel spitz zulaufend. Das Zackenschötchen mag Trockenheit und Sonne und einen nährstoffreichen Boden.
Bis vor 20 Jahren wurden nur regelmäßig einzelne Pflanzen gefunden; doch seitdem wurde eine verstärkte Ausbreitung beobachtet. Die Ausbreitung erfolgt – inzwischen in der Regel unfreiwillig – durch uns Menschen. Durch Transporte von Samen und Wurzelfragmenten in den Reifen von Maschinen, durch Mähgeräte oder Erdaushub breitet sich das Zackenschötchen heutzutage oft entlang von Straßen aus.
Das hohe Ausbreitungspotential erklärt sich durch die Ausbildung einer großen Anzahl an Samen pro Pflanze (2.000 - 5.000 Stück) und eine erstaunlich hohe Regenerationsfähigkeit aus Wurzelfragmenten. Außerdem bildet sich im Boden eine sogenannte Samenbank, deren Samen über mehrere Jahre keimfähig bleiben. Durch ihr zusätzlich schnelles Wachstum überragt das Orientalische Zackenschötchen oft bald die ursprüngliche Vegetation und hindert sie damit am Wachsen. Ist die Pflanze an einem Standort etabliert, breitet sie sich dort sprunghaft aus. Als Folge bildet die Pflanze vermehrt Bestände fast ausschließlich bestehend aus Zackenschötchen.
Die Pflanze dringt inzwischen auch in extensiv genutzte Areale, zum Beispiel Naturschutzgebiete ein. Durch den frühen Blüh- und Aussamungszeitpunkt breitet sie sich dort besonders stark aus. Wertvolle artenreiche Wiesen und (Halb-)Trockenrasen, wie sie in diversen Naturschutzgebieten vorkommen, sind besonders betroffen. Im Donnersbergkreis sind dies zum Beispiel die Naturschutzgebiete Osterberg und Saukopf bei Albisheim.
Das Orientalische Zackenschötchen steht auf der Schwarzen Liste des Bundesamtes für Naturschutz der invasiven Pflanzen (Quelle: http://neobiota.bfn.de). Zur Bekämpfung dieser invasiven Pflanze sind arbeitsintensive Maßnahmen notwendig. Einzelne Pflanzen können mitsamt aller Wurzelteile ausgestochen werden; dies kann allerdings nur dann erfolgversprechend sein, wenn die Wurzeln noch nicht zu tief ins Erdreich vorgedrungen und die Bodenverhältnisse weich und feucht sind. Denn die Pflanze kann sich sonst aus einem einzelnen zurückbleibenden Wurzelstück wieder regenerieren. Ein Abmähen der Pflanzen während der Blüte verhindert zwar den Ansatz von Samen, eine zu frühe Mahd darf jedoch nicht erfolgen, denn auch hier zeigt die Pflanze erstaunliches Regenerationspotential und bildet oft erneut Blütenstände. Erfolgt die Mahd jedoch erst nach der Blütezeit, besteht das Risiko, dass halbreife Samen auch getrennt von der Pflanze nachreifen und keimfähig werden.
Insgesamt ist es ein mühevolles Unterfangen. „Im NSG Osterberg und Saukopf werden seit mehreren Jahren spezielle Biotoppflegemaßnahmen zum Zurückdrängen des Zackenschötchens durchgeführt“, erläutert der Biotopbetreuer des Donnersbergkreises Jens Tauchert. Die Bestände des Orientalischen Zackenschötchens werden dort systematisch jedes Jahr durch dreimalige Mahd in kurzen Abständen vor der Samenreife bekämpft. Erste Erfolge sind durchaus sichtbar. Die Zukunft wird zeigen, wie groß der Erfolg langfristig sein wird.

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Autor:

Jens Tauchert aus Kusel-Altenglan

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