Pfalzklinikum startet in neue Ära der Behandlung seelisch kranker Menschen
Innovativ. Wohnortnah. Menschlich.

Auftakt in eine neue Ära der Behandlung im Pfalzklinikum mit einer Pressekonferenz in Mainz (v.r.n.l.): Dr. Andres Fernandez, Prof. Dr. Brigitte Anderl-Doliwa, Sabine Bätzing-Lichtenthäler, Stefanie Schneider, Dr. Martina Niemeyer und Stephan Krings.   | Foto: MSAGD
  • Auftakt in eine neue Ära der Behandlung im Pfalzklinikum mit einer Pressekonferenz in Mainz (v.r.n.l.): Dr. Andres Fernandez, Prof. Dr. Brigitte Anderl-Doliwa, Sabine Bätzing-Lichtenthäler, Stefanie Schneider, Dr. Martina Niemeyer und Stephan Krings.
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Klingenmünster/Mainz. Seelische Probleme nehmen zu. So ist es auch in Rheinland-Pfalz. Jeder dritte Bürger hat eine seelische Erkrankung, die Tendenz ist steigend. Um auf diese Entwicklung, aber auch deutlich mehr auf die Bedürfnisse von Patientinnen und Patienten einzugehen, startet das Pfalzklinikum AdöR in eine neue Ära der Behandlung. Seit Anfang des Jahres setzt das Haus das bundesweit größte Modellprojekt unter dem Titel „Innovative Psychiatrie für das 21. Jahrhundert – Wohnortnah. Kompetent. Menschlich.“ um. Ziel ist es, mit Hilfe von aufsuchenden, multiprofessionellen Teams die Behandlung von Patientinnen und Patienten anders zu gestalten und vor allem flexibler im Lebensumfeld durchzuführen. Diese Neuerung entspricht dem mit den Krankenkassen vereinbarten Regionalbudget. Während des gesamten Genesungsprozesses begleitet künftig eine feste Gruppe von Bezugspersonen die Betroffenen. Ambulante Hilfen zur Bewältigung von Krisen werden ausgeweitet und das tagesklinische Behandlungs-angebot wird, wo es sinnvoll ist, auf 7 Wochentage erweitert.
Gemeinsam mit Vertretern nahezu aller in Rheinland-Pfalz ansässigen Krankenkassen konnten Verantwortliche des Dienstleisters für seelische Gesundheit zunächst für 8 Jahre einen Vertrag als Basis des Modellprojekts abschließen. Am Donnerstag, 13. Februar 2020, trafen sich die Beteiligten zu einer gemeinsamen Pressekonferenz.
Gesundheitsministerin Sabine Bätzing-Lichtenthäler begrüßt das Projekt: „Versorgungspolitisch ist dieser Vertrag gar nicht hoch genug zu loben. Wir wissen aus ähnlichen, wenn auch deutlich kleineren Modellprojekten, dass Patienten weniger häufig und kürzer vollstationär aufgenommen werden müssen sowie die Anzahl der Zwangseinweisungen sinkt. Dadurch nimmt die Anzahl an Behandlungsabbrüchen ab und die Zufriedenheit der Patientinnen und Patienten mit ihrer Behandlung steigt. Damit geht auch eine wirtschaftliche Nutzung der verfügbaren Ressourcen einher.“ Die Ministerin dankte allen Beteiligten im Pfalzklinikum und den Vertreterinnen und Vertretern der rheinland-pfälzischen Krankenkassen ganz herzlich für ihr Engagement.
Projektbeteiligte sind neben dem Pfalzklinikum AdöR die AOK Rheinland-Pfalz/Saarland, die BARMER, der BKK Landesverband Mitte Regionalvertretung Rheinland-Pfalz und Saarland, die DAK Gesundheit, die HEK, die hkk, die IKK Südwest, die KKH, die Knappschaft Regionaldirektion Saarbrücken, die Sozialversicherung für Landwirtschaft, Forsten und Gartenbau und die Techniker Krankenkasse Landesvertretung Rheinland-Pfalz.
Auch Prof. Dr. Brigitte Anderl-Doliwa, Pflegedirektorin des Pfalzklinikums, schätzt die Veränderung: „Eine Versorgung, deren oberste Ziele die Personenorientierung, der stärkere Lebensweltbezug der Behandlung und die Selbstbestimmung bzw. Wahlfreiheit sind, beschäftigt uns im Pfalzklinikum schon einige Jahre. Mit dem Modellprojekt können wir hier viel erreichen und entscheiden gemeinsam mit den Betroffenen und ihren Angehörigen, welche Angebote notwendig sind.“
Das Behandlungskonzept des Modellprojektes setzt das Pfalzklinikum für seelisch erkrankte Erwachsene, Kinder, Jugendliche und ältere Menschen ab 65 Jahren um.
Dr. Andres Fernandez, Chefarzt der Klinik für Psychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie Rockenhausen, sieht das Projekt als Chance: „Wir können uns im Modellvorhaben intensiver mit dem Umfeld des Patienten, den niedergelassenen Ärzten und weiteren Beteiligten vernetzen. Hierdurch werden Probleme im Lebensfeld der Patienten (mit Familie, Arbeitgebern und Freunden) erkannt und ggf. gelöst. Wir werden keine anderen Patienten, sondern Patienten anders behandeln. Auch die Regionen, in denen wir Menschen mit seelischen Erkrankungen versorgen, bleiben bestehen. Unsere Behandlung soll hierdurch für Betroffene ansprechender und die Arbeit bei uns für unsere Mitarbeiter attraktiver werden.“
Federführend aktiv zeigt sich die AOK Rheinland-Pfalz/Saarland begeistert vom neuen Versorgungsleuchtturm: „Wir freuen uns den Menschen gemeinsam mit dem Pfalzklinikum ein Musterbeispiel an ineinandergreifender Versorgung bieten zu können. Die AOK sieht in dem Modell eine Verbesserung der Versorgung der Patientinnen und Patienten durch sektorendurchlässige Leistungserbringung. Dies insbesondere im eigenen sozialen Umfeld, begleitet durch kontinuierliche Bezugspersonen im Sinne patientenorientierter Versorgung aus einer Hand. Mit einer klaren Entscheidung für diese Versorgungsform, die den Menschen in den Mittelpunkt stellt, ist es uns gelungen diesen Erfolg an den Start zu bringen“, sagt Dr. Martina Niemeyer, Vorstandsvorsitzende der AOK Rheinland-Pfalz/Saarland – Die Gesundheitskasse.
Der Verband der Ersatzkassen Rheinland-Pfalz (vdek), dessen Mitgliedskassen alle den Vertrag zum Modellprojekt mit dem Pfalzklinikum abgeschlossen haben, lobt das gemeinsame Vorhaben ebenfalls. Stephan Krings, Referatsleiter Stationäre Versorgung beim vdek in Rheinland-Pfalz, betont: „Die Erfahrungen aus anderen Modellprojekten zeigen: Für Menschen mit psychischen Erkrankungen ist es oftmals schon eine große Entlastung, wenn sie, je nach persönlicher Situation, auch zu Hause im gewohnten und vertrauten Umfeld behandelt werden können. Das macht die Therapie individueller und flexibler und kommt am Ende sogar nicht nur dem Einzelnen zu Gute. Vielmehr hilft diese Behandlungsform auch, Krankenhausaufenthalte zu verkürzen und sie macht die Grenzen zwischen ambulant und stationär fließend. All das wollen wir nun auch in Rheinland-Pfalz gemeinsam mit dem Pfalzklinikum in einem eigenen Modellprojekt erproben. Die am Projekt beteiligten Ersatzkassen begrüßen insbesondere das gewählte umfassende Behandlungsangebot für Erwachsene und auch für Kinder und Jugendliche. Wir verbinden damit die Hoffnung, dass auf diese Weise möglichst viele Menschen mit psychischen Leiden noch besser und ihren persönlichen Interessen und Bedarfen entsprechend versorgt werden können.“
Nun wird im Pfalzklinikum intensiv daran gearbeitet, das Modellprojekt mit allen Beschäftigten umzusetzen. Dazu gehört auch, die mit den Krankenkassen vereinbarten Themen zu Evaluation, Personalentwicklung und Öffentlichkeitsarbeit zu verwirklichen. ps

Autor:

Britta Bender aus Annweiler

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