Schutz für salische Burgruine Schlössel bei Klingenmünster
Klingenmünster. Die Reste der Vorburg der Burgruine Schlössel bei Klingenmünster versinken bald wieder in einen Dornröschenschlaf, denn sie werden zum Schutz vor weiterer Beschädigung und zur Konservierung wieder mit Bodenmaterial abgedeckt. Der Bezirksverband Pfalz als Besitzer der salischen Turmburg führt die Maßnahme in enger Abstimmung mit der Landesarchäologie in Speyer und mit der Denkmalschutzbehörde durch.
Seit rund 30 Jahren wurden im Bereich der Vorburg archäologische Ausgrabungen mit Zustimmung der Landesarchäologie durchgeführt. Die freigelegten Mauerreste sind durch die Witterung stark gefährdet: Wasser, Frost und natürliche Vegetation haben dem Mauerwerk erheblichen Schaden zugefügt. Der plötzliche Tod des langjährigen Ausgrabungsleiters Dieter Barz im vergangenen Jahr hat den Bezirksverband Pfalz dazu veranlasst, dringend zu handeln. Vertreter der Direktion Landesarchäologie – Außenstelle Speyer – haben im Herbst betont, wie wichtig es sei, die Reste für zukünftige Generationen wieder abzudecken. Das Schlössel steht unter Denkmalschutz. Um der Denkmalpflege nachzukommen, ist es daher unerlässlich, die Burg in ihrer jetzigen Form zu erhalten und die freigelegten Mauerreste vor dem Verfall zu schützen.
Die Landesarchäologie und ein Architekt der Zentralverwaltung des Bezirksverbands Pfalz hatten ein Gesamtkonzept zur Verkehrssicherung und denkmalgerechten Bestandssicherung entwickelt. Die Burg Landeck Stiftung, die mit dem Bezirksverband Pfalz seit 2013 über einen Partnerschaftsvertrag verbunden ist und auch die Nikolauskapelle bei Klingenmünster betreut, trägt als Spende an den Bezirksverband Pfalz die Kosten der Bauarbeiten. Doch bevor die Baumaßnahme starten konnte, mussten die Mauereidechsen, die auf dem Gelände lebten, im Sommer umgesiedelt werden. Hierfür war das Institut Natur Südwest beauftragt, das auch die Populationsgröße abgeschätzt und die Bauplanung begleitet hat. Das zuständige Forstamt hat Bodenmaterial, das beim Bau von Wald-Wirtschaftswegen entstanden ist, für die Verfüllarbeiten freigegeben. Es wird über einen kurzen, umweltschonenden Weg zum Schlössel transportiert. Auch die Naturschutzbehörde hat die naturschutzrechtliche Genehmigung erteilt.
Zusätzlich zur archäologischen Sicherung wird die Fläche renaturiert. Strukturen wie Totholzhaufen, „Sandlinsen“ sowie Steinschüttungen werden angelegt, um Eidechsen in ihren ursprünglichen Lebensraum zurückzuführen. All diese Maßnahmen sind notwendig, um die Burgruine Schlössel und ihre historischen Schätze, die sich im Historischen Museum der Pfalz in Speyer befinden, für zukünftige Generationen zu bewahren. Im gesamten Burgareal konnten etwa 67.000 Keramikscherben und über 4.000 Teile aus Eisen und Buntmetall ausgegraben werden. Hinzu kommen Glas, Gagat (auch schwarzer Bernstein oder Pechkohle genannt), bearbeitete Knochen und Horn, Schlacken, Holzkohle, Erz sowie diverse andere Funde. Von verschiedenen Materialien wurden Rohlinge oder Werkabfälle geborgen. Außergewöhnliche Fundmaterialien sind zum Beispiel violetter Fluorit (Schachfigur), Amethyst (Perle), roter Porphyr (Plattenbruchstück), Marmor (Plattenbruchstücke mit einer Jesus-Darstellung als Lamm) und Elfenbein/Walrosszahn (Werkabfall; Nuss von einer Armbrust). Auch ein vergoldeter Ohrring – der womöglich der Burgherrin gehört haben könnte – gehört dazu. Eine Lanzenspitze mit damasziertem Kern dürfte zu den Spitzenleistungen der damaligen Schmiedekunst gehören. Eine Hakenfibel – heute Clip – von einem Schwertgehänge in Form eines Drachens aus vergoldeter Bronze könnte einem Ritter gehört haben. Ein abgebrochener Griffel und ein Tintenhorn mit Abnutzungsspuren belegen Schreibarbeiten auf der Burg. Die Schachfigur, verzierte Spielsteine aus Knochen, teils dreiteilig mit Metalleinlagen, bis hin zu einfachen Spielsteinen aus Sandstein sowie Fragmente von Tric Trac-Spielbrettern zeigen, wie sich die Burgbewohnerinnen und -bewohner einst die Freizeit vertrieben haben. Einen besonderen Fund stellen rund 270 Silbermünzen dar, die gemeinsam – wohl in einer Börse aus Stoff oder Leder – nach 1084 versteckt wurden. red
Autor:Britta Bender aus Annweiler |
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